Abgelenkte Anästhesisten
Mehr Ruhe im OP, bitte!
Der durchschnittliche Lärmpegel im OP liegt bei 77 Dezibel. Diese Flut an Geräuschen kann zur Gefahr für den Patienten werden - denn die Aufmerksamkeit der Anästhesisten sind.
Veröffentlicht:NASHVILLE. Wie aufmerksam kann ein Anästhesist die Sauerstoffsättigung seines Patienten unter Kontrolle halten, wenn es rundherum fiept und blinkt? Beeinträchtigen akustische und optische Störfaktoren möglicherweise seine Reaktionsfähigkeit?
Um dies herauszufinden, bauten US-Wissenschaftler eine Versuchsanordnung aus dem OP unter Laborbedingungen nach.
Die meisten Narkosezwischenfälle setzen sich aus mehreren kleinen Fehlern zusammen, die sich letztlich zu einem größeren Ereignis aufschaukeln. Meist sind Unachtsamkeit und mangelnde Wachsamkeit am Monitor die Ursache.
Könnten diese Probleme ausgeräumt werden, würde sich die Sicherheit der Patienten auf dem Operationstisch erhöhen, meinen die Autoren einer amerikanischen Studie (Anesthesiology 2013; 118(2): 376).
Unter Störgeräuschen verschiedener Intensität und während sie visuelle Konzentrationsaufgaben absolvierten, mussten 33 Anästhesisten gleichzeitig auf Frequenzänderungen an einem Monitor achten, die das Absinken der Sauerstoffsättigung von 99 Prozent auf 98 Prozent bei einem Patienten akustisch signalisierten.
Das Ergebnis: Die Überfrachtung mit visuellen Reizen verringerte die Aufmerksamkeit der Anästhesisten gegenüber den Monitortönen. Kamen Störgeräusche hinzu, konnte dies die Wahrnehmungs- und Reaktionsfähigkeit der Anästhesisten um bis zu 17 Prozent herabsetzen.
Die Folge: ein Absinken der Sauerstoffsättigung wurde später erkannt und notwendige Maßnahmen mit entsprechender Verzögerung eingeleitet.
Um die Sicherheit der Patienten im OP zu verbessern, fordern die Autoren, in Situationen, in denen es besonders auf die Konzentration des Anästhesisten ankommt, etwa während der Ein- und Ausleitung der Narkose, die Hintergrundgeräusche so gering wie möglich zu halten. (St)