Medi Geno

Netze sollen unabhängig bleiben

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BERLIN. Führen die Kassenärztlichen Vereinigungen Ärztenetze mittels der gesetzlichen Förderung am Gängelband? Jedenfalls nach Ansicht des Netzverbands Medi Geno ist das so. Dessen Vorstandschef Dr. Werner Baumgärtner fordert mehr Selbstständigkeit der Verbünde. Die KV-Förderrichtlinie zur Anerkennung von Arztnetzen nach Paragraf 87b SGB V sei einerseits "zu weitreichend", andererseits "zu einschränkend", moniert Baumgärtner. Netze aus der Gesamtvergütung zu alimentieren lehne man "entschieden ab".

In diesem Zusammenhang halte man auch die Politik des Konkurrenzverbands Agentur Deutscher Arztnetze "für falsch". Sie führe "in eine vollständige Abhängigkeit der Netze von den KV-Vorgaben".

Forderung nach Strukturfonds

Baumgärtner erneuerte seine Forderung, die Bedingungen der gesetzlichen Netzförderung flexibler zu gestalten. Statt wie in der KV-Förderrichtlinie ein wenigstens dreijähriges Bestehen zur Voraussetzung zu machen, sollten es lediglich zwei Jahre sein. Darüber hinaus "müssten die Fördermittel aus einem Strukturfonds kommen, der von Krankenkassen und Gemeinden finanziert wird, da sie letztendlich von einer stabilen und besseren ambulanten Versorgung profitieren". Zudem sei den Netzen auch das Recht einzuräumen, MVZ zu gründen, um die Versorgung mithilfe angestellter Ärzte "dort zu sichern, wo Praxen nicht nachbesetzt werden".

Gesetzgeber schafft Stolperstein

Auch das in den letzten Zügen der Gesetzgebung befindliche Gesetz zur Korruptionsbekämpfung im Gesundheitswesen wird von Baumgärtner weiterhin als Stolperstein für Ärzte-Kooperationen angesehen. "Damit die Netze bestehen können, müssen sie eigene wirtschaftliche Aktivitäten betreiben dürfen. Das geplante Antikorruptionsgesetz konterkariert hier alle sinnvollen Aktivitäten von Ärztenetzen und Genossenschaften und gibt nicht vor, was konkret geahndet wird und was nicht". (cw)

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Kommentare
Dr. Christian Flügel-Bleienheuft 05.03.201611:09 Uhr

Animositäten Pflege?

Sehr geehrter Herr Baumgärtner,

wir haben als Gesundheitsnetz Köln Süd unseren Akkreditierungsantrag bei der KVNo Anfang dieses Jahres gestellt. Die Ihrerseits vermutete Gängelung durch die KV kann ich selbst bei kritischer Prüfung für uns nicht feststellen. Wir pflegen im Tagesgeschäft einen konstruktiven Umgang mit der KVNo auf Augenhöhe.
Die in der Rahmenvorgabe geforderten Struktur- und Prozessqualitäten halte ich für elementar und auch umsetzbar für professionelle Ärztenetze.
Ärztenetze die ihren Handlungssinn in patientenorientierter Versorgungsgestaltung sehen, können Ihren auf Konfrontation gebürsteten KV Kurs nicht gutheißen. Dies auch vor dem Hintergrund, wenn man als über den Tellerrand blickendes Netz an die Übertragung gut laufender Netz-Versorgungs-Modelle in die Regelversorgung denkt. Versorgungsgestaltung geht nicht mit der Brechstange.

Dr. Christian Flügel-Bleienheuft 04.03.201620:25 Uhr

Animositäten Pflege?

Sehr geehrter Herr Baumgärtner,

wir haben als Gesundheitsnetz Köln Süd unseren Akkreditierungsantrag bei der KVNo Anfang dieses Jahres gestellt. Die Ihrerseits vermutete Gängelung durch die KV kann ich selbst bei kritischer Prüfung für uns nicht feststellen. Wir pflegen im Tagesgeschäft einen konstruktiven Umgang mit der KVNo auf Augenhöhe.
Die in der Rahmenvorgabe geforderten Struktur- und Prozessqualitäten halte ich für elementar und auch umsetzbar für professionelle Ärztenetze.
Ärztenetze die ihren Handlungssinn in patientenorientierter Versorgungsgestaltung sehen, können Ihren auf Konfrontation gebürsteten KV Kurs nicht gutheißen. Dies auch vor dem Hintergrund, wenn man als über den Tellerrand blickendes Netz an die Übertragung gut laufender Netz-Versorgungs-Modelle in die Regelversorgung denkt. Nachhaltige Versorgungsgestaltung geht nicht mit der Brechstange.

Markus Knöfler 04.03.201613:30 Uhr

Berufspolitisches Gepolter?

Sehr geehrter Herr Baumgärtner,

es wird Sie wundern, aber auch aus Schleswig-Holstein muss ich vermelden, dass die Netze gut und konstruktiv mit der KV zusammenarbeiten, empfundene Gängelung konnte ich bisher nicht erkennen, man mag mir nun einen Mangel an Empfindungen vorwerfen. Was nun die von Ihnen angesprochenen Hürden der Netzanerkennung betrifft, die sind schon ganz in Ordnung, wenn man Qualitsverbünde schaffen und fördern möchte. Und in KV-Gebieten mit ordentlicher Umsetzung zeigt sich ja deutlich, dass die Hürden nicht zu hoch zu sein scheinen, überwindbar sind und die Kriterien zu einer Weiterentwicklung motivieren.

Ein wenig erheiternd finde ich Ihren Ruf nach einem Schulterschluss aus Krankenkassen und Gemeinden zur Finanzierung von Netzarbeit. Wollen Sie die Selbstverwaltung um kleinst-regionale Ansätze erweitern? Sollen Gemeinden dann auch ihren Platz in den Zulassungsausschüssen bekommen und bei der Bedarfsplanung mitwirken? Oder suchen Sie nur jemanden, der Ihre Zeche zahlen soll?

Und überhaupt, von einer stabilen und sicheren Versorgung profitieren zu allererst unsere Patienten, danach die Kolleginnen und Kollegen selbst und nicht primär, wie von Ihnen angeführt, die Krankenkasse und Gemeinden.

Ihrer Logik folgend müssten also auch die Patienten für Netzarbeit finanziell zur Verantwortung gezogen werden!

Funktionärsdebatten, wie die Ihre, mit Geschützen wie "Konkurrenzverband", "Alimentierung aus der Gesamtvergütung" usw. gingen und gehen schon immer Lichtjahre an den Arbeits- und Versorgungsrealitäten an der Basis vorbei. Leider schaden Sie heute mehr denn je, Sie verunsichern eine ganze Generation junger Ärztinnen und Ärzte, die wir mit vielen Guten Worten und Unterstüzung aus den Netzen heraus für den Freien Beruf erst wieder begeistern müssen. Weil sie eingelullt und verunsichert werden ob dieses nimmermüden Politgepolters.

Das ist der eigentliche Bärendienst, die Sie den engagierten Netzen, die sich um Nachwuchs gerade im ländlichen Raum bemühen erweisen!

Und soll ich Ihnen etwas sagen: Es nervt!

Dr. Wolfgang Bensch 04.03.201613:27 Uhr

Auf das falsche Pferd setzen

Natürlich kratzt eine Management-Ausbildung wie die von Frau Schrewe nicht an etablierten Strukturen wie der KV, die Herr Baumgärtner aus eigener langjähriger Erfahrung als KV-Vorsitzender in Nordwürttemberg und Mitglied der KBV zur Genüge kennt.
Die "Doppelstrategie" von MEDI verhinderte damals erfolgreich den kollektiven Zulassungsverzicht in Bayern unter Hoppenthaller. Frau Schrewe weiss also gar nicht, was sie Herrn Baumgärtner verdankt:
Den Erhalt der KV - zumindest in Bayern!

Claudia Schrewe 04.03.201612:16 Uhr

Falsche Fährte...

Lieber Herr Baumgärtner,
ich konnte mich noch am letzten Montag selbst davon versichern, dass sich die zertifizierten Netze bei ihrer KVWL recht wohl fühlten, von Gängelei keine Spur. Ärgern schadet der Gesundheit, Sie sollten einfach akzeptieren lernen, dass es Menschen gibt, die Ihren Anti-KV Kurs nicht teilen und daher nicht medi Mitglied werden. Sie wollen gemeinsam mit der oder den KVen Versorgung verbessern. In der Regel sozusagen! Hier geht es nicht um die Rekrutierung zusätzlicher Einnahmen sondern um Verbesserung der Versorgung für Arzt und Patient. Eben genau das, was der HZV nicht gelingt. Begleiten Sie uns also gern weiter in Westfalen- Lippe und Schleswig-Holstein, wir werden etwas bewegen. Mit der KV!

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