IQTiG
Neuer Chef dämpft Erwartungen
Schon vor der Gründung des neuen Qualitätsinstitutes IQTiG wurden hohe Forderungen an die Arbeit und Ergebnisse gestellt. Der neue Institutsleiter, Dr. Christof Veit, hat bei einem seiner ersten öffentlichen Auftritte nun die hohen Erwartungen gedämpft.
Veröffentlicht:OFFENBACH. Die Büromöbel sind Anfang der Woche geliefert worden, 600 Bewerbungen für 80 Stellen liegen auf dem Tisch, Ende des Jahres soll die Arbeit aufgenommen werden.
Der neue Leiter des Institutes für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTiG), Dr. Christof Veit, weiß um den schwierigen Start des neuen Institutes.
"Wir fangen klein an", erklärte er auf dem Rhein-Main Zukunftskongress am Mittwochabend.
In seiner ersten öffentlichen Rede als Institutschef versuchte Veit die hochgesteckten Erwartungen zu dämpfen: "Es wurde für das Super-Institut ein Super-Pilot gesucht und hier steht ein ganz normaler Mensch."
Im Vorfeld der Institutsgründung seien "davongaloppierende Erwartungen" und Druck aus der Politik aufgebaut worden. Veit kündigte an, diese wieder einfangen zu wollen.
Keine Diskussion scheuen
Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen
Grundlage ist der Paragraf 137a SGB V, nach dem das IQTiG ein „Qualitätssicherungs-Dienstleister“ des GBA werden soll.
Trägerin ist eine Stiftung privaten Rechts, die der GBA gegründet hat. Vorbild ist das IQWiG.
Leiter ist seit dem 1. Januar 2015 Dr. Christof Veit. Zunächst sollen 80 Mitarbeiter für das Institut arbeiten.
Veit machte aber keinen Hehl daraus, dass er, sobald die Arbeitsfähigkeit seines Institutes hergestellt ist, keine Diskussion scheuen wird.
"Ich erwarte heiße Diskussionen beispielsweise bei der Frage: Wie können wir Verbesserung in der stationären Versorgung unterstützen und wie schlechte stoppen?"
Er ist da - im Gegensatz zur Politik, wie er findet - für radikale Lösungen: Eine Klinik-Abteilung, die zwei Jahre schlechte Qualität liefert, müsse deutlich sanktioniert werden.
Er bemerke aber, dass es in den Ländern einen "unterschiedlichen Willen" zur Änderung der Krankenhausplanung gebe.
Als Herausforderung betonte Veit ausdrücklich, dass die vom IQTiG entwickelten Indikatoren gerichtsfest sein müssen.
"Wir müssen bei der Qualität weg von den Erfüllungen von Anforderungen, hin zu einer Definition von legitimen Anforderungen an die Qualität der stationären Versorgung kommen."
Zwischen Mindest- und Exzellenzqualität
So sollen Ergebnisse entstehen, die sich zwischen Mindest- und Exzellenzqualität bewegen und so vor allem vor dem Bundessozialgericht bestehen können.
In der qualitätsorientierten Versorgungsplanung stehe das Institut auch vor der Herausforderung, die komplizierten wissenschaftlichen Versorgungsdaten laienverständlich aufzubereiten.
Daher soll nach seinem Willen das Institut vor allem "prospektive Gefährdungsscores" entwickeln: Patienten sollen sehen können, welches Gefährdungspotenzial es in Kliniken bei unterschiedlichen Eingriffen geben könnte.
"Außerdem müssen wir Wege finden, wie die Zufriedenheit von Patienten in Daten ausgedrückt werden kann", sagte Veit.
Er warb vor den Krankenhausmanagern in Offenbach für mehr Verständnis bei Qualität. "Qualität ist eine gesellschaftliche Frage und kein reines Marketing-Instrument.
Denn Vertrauen im Gesundheitswesen entsteht dadurch, dass egal wo ein Patient hingeht, er wird überall gleich gut versorgt."
Vertrauen in die Qualität sei auch für die Mitarbeiter in den Kliniken wichtig, um deren Motivation an ihrem Arbeitsplatz zu erhalten, so Veit.
Wenn die neuen Räume in der Nähe des Berliner Zoos bezogen und rund 80 Mitarbeiter eingestellt sind, soll das IQTiG die Arbeit ab dem 1. Januar 2016 vom AQUA-Institut übernehmen.
Für einen reibungslosen Übergang habe er bereits Gespräche mit AQUA-Leiter Professor Joachim Szecsenyi geführt, berichtete Veit.