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Neues Bündnis für mehr Interoperabilität im Gesundheitswesen
Immer neue Anläufe werden im Gesundheitswesen gestartet, um die Interoperabilität der IT-Anwendungen voranzubringen. Der Erfolg ist bislang mäßig. Ein neues Bündnis will jetzt systematisch vorgehen.
Veröffentlicht:Berlin. Interoperabilität ist, wenn der E-Arztbrief aus der Klinik problemlos in der Praxis-EDV empfangen, gelesen und in der Patientenakte abgespeichert werden kann. Was bisher nur in Ansätzen im Gesundheitswesen läuft, das will eine neue Allianz jetzt bis Mitte des Jahrzehnts nachhaltig nach vorne bringen: gematik, Health Innovation Hub (hih) sowie die Industrieverbände Bitkom und der Bundesverband Gesundheits-IT (bvitg) üben sich im Schulterschluss für eine „Interoperabilität 2025“.
Die Partner der Allianz wollen dafür sorgen, dass die verschiedenen Vorhaben der Digitalisierung im Gesundheitswesen – zum Beispiel die digitalen Gesundheitsanwendungen (Apps auf Rezept) und die elektronische Patientenakte (ePA) später nicht nebeneinander existieren, sondern miteinander kommunizieren können – so dass vielleicht eines Tages Daten aus den Apps in die ePA einfließen können.
Viele Ansätze, noch kein nachhaltiger Erfolg
Versuche, in dem in verschiedenen Sektoren verharrenden Gesundheitssystem Datenströme besser fließen zu lassen, hat es viele gegeben in den vergangenen Jahren. So startete 2017 das von der gematik geführte Interoperabilitätsverzeichnis „vesta“. Mit dem Verzeichnis sollten die im Gesundheitswesen genutzten Standards dokumentiert werden und so die Voraussetzungen für eine reibungslose Zusammenarbeit der unterschiedlichen Systeme geschaffen werden.
Das reichte offensichtlich noch nicht, denn mit dem Digitale Versorgung Gesetz wurde dem BMG die Möglichkeit eingeräumt, Rechtsverordnungen zu erlassen, welche Schnittstellen für die Zulassung von Praxis- oder Klinik-EDV-Systemen verbindlich sind.
Nationale Interoperabilitätsstrategie soll her
Die neue Allianz hat bereits ein Konzeptpapier unter der Überschrift „Interoperabilität 2025“ vorgelegt, das einen Weg beschreibt, wie die Interoperabilität, die koordinierte Nutzung internationaler IT-Standards, von den Prozessen her funktionieren soll. Nach einer Mitteilung der Teilnehmer der Initiative soll
- ein E-Health-Komitee aus maximal 15 Experten gebildet werden, das auf Basis der Vorgaben der Politik eine nationale Interoperabilitätsstrategie umsetzt und diese fortschreibt,
- eine Koordinierungsinstanz eingesetzt werden – hierfür ist die gematik vorgesehen,
- ein Pool von Experten entstehen, der Koordinierungsinstanz und E-Health-Komitee mit ergänzender Fachexpertise unterstützt.
- Außerdem sollen einheitliche technische und organisatorische Werkzeuge durch Koordinierungsinstanz und E-Health-Komitee festgelegt werden. Das solle die Zusammenarbeit verbessern und Transparenz bei den Entscheidungen sicherstellen, heißt es.
„Insellösungen und Unsicherheit aufgrund divergierender IT-Standards nützen am Ende weder den Versicherten noch den Anwendern und Anbietern“, wird Dr. Markus Leyck Dieken, Geschäftsführer der gematik, in einer Mitteilung der Allianz zitiert. Für eine internationale Anschluss- und Wettbewerbsfähigkeit brauche es „einen klaren Kompass für Standards und ein einheitliches Vorgehen“.
„Die hier für Deutschland festgelegten Interoperabilitäts-Leitplanken werden den Innovationen vor allem auch internationale Entfaltungsmöglichkeit geben“, glaubt laut Mitteilung Professor Jörg Debatin, Chairman des hih. Bis 2024 sieht das Konzeptpapier eine „Konsolidierung der Arbeitsweise zur Schaffung von interoperablen Lösungen“ vor. Wann diese Lösungen dann auch in der täglichen Arbeit von Ärzten greifen, etwa bei der Datenübertragung von einem auf ein anderes Praxis-EDV-System sagt das Papier nicht. (ger)