Kapital-Anlage
Nicht nur Technologie: Auf die Gewichtung kommt es an
In herkömmlichen börsennotierten Indexfonds beeinflusst die Kursentwicklung weniger großer Schwergewichte die Wertentwicklung. Das birgt Risiken. Vorsichtige Anleger fahren besser, wenn sie auf Equal-Weight-ETF setzen.
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Neu-Isenburg. Mit börsennotierten Indexfonds können Anleger günstig an der Entwicklung der Aktienmärkte partizipieren. Doch die meisten der im englischen Börsenjargon Exchange Traded Funds, kurz ETF, genannten Investmentvehikel bergen ein Risiko: Konzerne mit einer hohen Marktkapitalisierung haben in klassischen ETF eine weit höhere Gewichtung als kleinere Unternehmen.
„Dies führt bei Marktkorrekturen zu deutlich höheren Kursrückgängen“, sagt Marco Jansen, Gesellschafter des Vermögensverwalters Oberbanscheidt & Cie in Kleve. Vorsichtige Privatinvestoren sollten deshalb zu Equal-Weight-ETF greifen, die in Abschwungphasen einen besseren Schutz bieten würden.
ETF bilden passiv Aktienindices wie das deutsche Leit-Börsenbarometer Dax, den New Yorker Dow Jones oder den S&P 500 nach, der die Kursentwicklung der 500 Schwergewichte der US-Wirtschaft umfasst. Klassischerweise werden in den Indices die einzelnen Unternehmen nach ihrem Börsenwert gewichtet.
„Das führt dazu, dass im S&P 500 heute zehn große Konzerne 30 Prozent der Kursentwicklung des Index ausmachen, in dem insgesamt 500 Unternehmen enthalten sind“, sagt Jansen.
Trendwende wahrscheinlich
Dabei handelt es sich um Technologiegiganten wie die Google-Mutter Alphabet, Amazon, Apple und Microsoft. Ihre hohe Gewichtung im Index spiegelt die überdurchschnittlich starken Kursgewinne ihrer Aktien in den vergangenen Jahren wieder. Dadurch ist die Marktkapitalisierung der Internet-Konzerne weit stärker gestiegen als die klassischer Unternehmen aus dem Pharma-, Nahrungsmittel-, Banken- oder Automobilsektor.
Es sei gut möglich, dass die Aktienkurse der Technologieriesen noch weiter steigen, sagt Markus Zschaber, geschäftsführender Gesellschafter der V.M.Z. Vermögensverwaltung in Köln. „Der Trend zur Digitalisierung, Automatisierung und künstlicher Intelligenz ist ungebrochen.“
Andererseits sind Technologietitel an der Börse sehr teuer. Die Aktien von Microsoft werden aktuell zum 41-Fachen des Jahresgewinns gehandelt, die des Internethändlers Amazon sogar zum 82-Fachen.
Hingegen sind Aktien klassischer Unternehmen mit lang erprobtem Geschäftsmodell günstig. So kosten beispielsweise die Papiere des Chemieriesens BASF auf dem gegenwärtigen Kursniveau lediglich das Zehnfache des Jahresgewinns, die des Pharmagiganten Pfizer das 13-Fache.
Dabei hat BASF im dritten Quartal dieses Jahres seinen Umsatz gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 42 Prozent und den Gewinn sogar um 221 Prozent gesteigert. „Wir konnten die Preise um durchschnittlich 36 Prozent anheben“, sagt Konzernchef Martin Brudermüller. Pfizer wiederum konnte im vergangenen Drei-Monatszeitraum beim Umsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum ein Plus von 44,6 Prozent auf 14,58 Milliarden US-Dollar verzeichnen.
Der Gewinn nach Steuern und Zinsen stieg im Jahresvergleich um 48 Prozent auf 5,26 Milliarden US-Dollar. Auch andere klassische Unternehmen glänzten zuletzt mit guten Zahlen. Dies könnte Investoren veranlassen, bald stärker auf deren Aktien zu setzen. „Wie lange der aktuelle Trend, weg von traditionellen Werten mit guten Bewertungen und soliden Gewinnen hin zu Technologieaktien anhält, ist schwer zu kalkulieren“, sagt Zschaber.
Doch eine Trendwende werde wahrscheinlicher je weiter die Schere bei den Bewertungen auseinanderklafft. „Deshalb sollten neben Technologiewerten auch Aktien traditioneller Unternehmen im Portfolio sein“, sagt Zschaber.
Risiko reduzieren
Bei einer solchen Trendwende drohen Anlegern mit herkömmlichen ETF Verluste. Denn ein starker Abverkauf von Technologie-Aktien könnte zu fallenden Notierungen bei zahlreichen Indices führen. Das gelte auch generell für Börseneinbrüche, bei denen hoch bewertete Einzeltitel immer überproportionale Kursverluste erfahren, sagt Vermögensverwalter Jansen.
Schützen könnten sich Anleger mit sogenannten Equal-Weight-ETF. Wie der englische Begriff ausdrückt, sind bei ihnen alle Aktien eines Indices gleichgewichtet. Im Fall des 40 Werte umfassenden deutschen Leitindex DAX macht jede einzelne Aktie ein Vierzigstel des Portfolios eines Equal-Weight-ETF aus. Im Fall des S&P 500 ist es ein Fünfhundertstel.
„Durch die gleiche Aufteilung aller Indexbestandteile wird das Risiko deutlich reduziert“, sagt Jansen. „Da alle Aktien gleich zur Indexentwicklung beitragen, sind Anleger nicht dem Wohl und Weh der Kursentwicklung einzelner hoch gewichteter Titel ausgesetzt.“
Allerdings sind Anleger mit Equal-Weight-ETF immer dann im Nachteil, wenn nur Aktien aus einzelnen Sektoren, sei es Technologie, Pharma oder Finanzen, starke Kursgewinne verzeichnen, da eben alle Werte gleich gewichtet sind.