Österreichs Kliniken offen für Ärzte aus dem Nachbarland
Österreich setzt auf den Austausch von Ärzten mit Deutschland - und zwar in beiden Richtungen. Hier ergeben sich Chancen.
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Klinik im österreichischen Hall: Die Alpenrepublik ist auch für deutsche Ärzte attraktiv.
© Roland Mühlanger / imago
WIEN (ine). Als Oberarzt an einer Landesklinik in Vorarlberg arbeiten, als Facharzt im Landeskrankenhaus Salzburg oder als Gynäkologe in einem IvF-Zentrum in Bregenz am Bodensee: Freie Stellen in Österreich ziehen auch Ärzte aus Deutschland an.
Derzeit arbeiten nach Schätzungen der Österreichischen Ärztekammer in Wien mehr als 1600 deutsche Ärzte im Nachbarland. "Sie sind bei uns gern gesehen", sagt die Kammersprecherin Dr. Susanne Lang.
Die Ärztekammer warnt seit Jahren vor einem Mangel an Ärzten. Derzeit ist eine Studie zum Ärztebedarf in Arbeit. Fakt ist: 25 Prozent der Fachärzte und ein Drittel der Landärzte im Alpenland sind älter als 55.
Die Kammer will deshalb ihre "Freundschaftsvereinbarungen" mit Bundesländern wie Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen intensivieren. Sie sollen den Wissensaustausch fördern - und auch den Austausch von Ärzten. Und zwar nicht, wie bisher, nur in eine Richtung - von Österreich nach Deutschland. Die Abwanderung soll gebremst, die Einwanderung gefördert werden.
Arbeit finden können Ärzte aus Deutschland zum Beispiel bei den Privatkrankenanstalten. Die meisten von ihnen sind nach dem Belegarztprinzip organisiert. Einen zunehmenden Mangel gibt es dort an Ärzten im Fach Anästhesie.
Gesucht werden auch Fachärzte für Allgemeinmedizin, die als Stationsärzte arbeiten möchten. "In diesem Bereich kann in einigen Regionen der Bedarf nur mehr schwer gedeckt werden"; sagt Peter Sloup, Geschäftsführer des Verbandes der Privatkrankenanstalten in Wien.
Auch Ärzte, die sich niederlassen möchten, haben gute Chancen. Vor allem auf dem Land gibt es viele Praxen, die Nachfolger suchen. Die Anforderungen sind dabei enorm: 850 Hausbesuche absolviert ein Landarzt im Schnitt pro Jahr. Die Anfahrtswege sind lang und in Gebirgsregionen auch beschwerlich, viele Ärzte stehen rund um die Uhr in Bereitschaft.
Verschärft, so die Ärztekammer, werde die Situation durch die von Schließung bedrohten Praxisapotheken. Derzeit hätten von den insgesamt 3941 Allgemeinärzten mit Kassenvertrag 921 eine solche Hausapotheke. Die Genehmigung, eine solche zu führen, gehe nicht automatisch an den Nachfolger über. Zunehmend würden Kleinapotheken die Praxisapotheken verdrängen.
Hat eine solche im Umkreis eröffnet, bekommt der Nachfolger keine Genehmigung mehr. Dies mache vor allem kleineren Landarztpraxen zu schaffen, die wenige Patienten haben und auf den Nebenerwerb angewiesen sind. Quer durch alle Bundesländer gebe es 100 Fälle, wo sich für diese Praxen keine Nachfolger finden würden, heißt es bei der Ärztekammer.