Umfrage-Daten

Patienten wollen bei Homöopathie-Verordnung mitreden

Die alternative Medizin steht bei Patienten hoch im Kurs. Dabei geht es allerdings nicht um ein Entweder-Oder. Vielmehr sollen sich Schul- und Komplementärmedizin ergänzen.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Patienten wünschen sich eine Kombination aus Schulmedizin und Verfahren aus Naturmedizin bzw. Homöopathie.

Patienten wünschen sich eine Kombination aus Schulmedizin und Verfahren aus Naturmedizin bzw. Homöopathie.

© totalpics / iStock

KARLSRUHE. Der großen Mehrheit der Deutschen (80 Prozent) ist es wichtig, bei der Wahl ihrer Therapie und Arzneimittel mitentscheiden zu können – 89 Prozent legen generell Wert darauf, zu wissen, was ihr Arzt tut und welche Therapie er bei ihnen anwendet. 64 Prozent finden es wichtig, dass ihr Hausarzt auch Präparate aus der Naturmedizin/Homöopathie einsetzen kann. Zu diesen Ergebnissen kommt eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Kantar TNS zum Thema Homöopathie und komplementäre Medizin im Auftrag des Homöopathika-Herstellers DHU.

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66 Prozent der Befragten wollen laut Studie in der Apotheke frei zwischen Medikamenten aus der Schulmedizin und der Naturmedizin respektive Homöopathie wählen können. Integrative Medizin – das Miteinander von Schulmedizin und ergänzenden Therapien wie Naturmedizin und Homöopathie – befürworten 75 Prozent der Deutschen.

Mehrheit für volle Kostenerstattung

Mit 60 Prozent lehnt die Mehrheit der Deutschen Einschränkungen der Erstattung von homöopathischen Arzneien durch die gesetzlichen Krankenkassen und privaten Krankenversicherern ab. Mit Blick auf ein mögliches generelles Verbot von Medikamenten aus der Naturmedizin respektive Homöopathie ist der Widerstand noch größer – 72 Prozent der Befragten sprechen sich dagegen aus.

Wie die Umfrage ergab, haben bereits 56 Prozent der Deutschen Erfahrung mit Homöopathie sowie homöopathischen Arzneimitteln und nutzen sie vor allem bei Alltagsbeschwerden für sich oder andere. Das Spektrum der behandelten Beschwerden ist groß. Vorn liegen Erkältungen und grippale Infekte (51 Prozent), gefolgt von Schlafstörungen und Unruhe (33 Prozent), Schmerzen und Gelenkbeschwerden (29 Prozent) sowie akute und chronische Magen- und Darmprobleme. Auch bei Allergien und Heuschnupfen (24 Prozent), Verletzungen bei Sport und Spiel (16 Prozent), Hautprobleme (15 Prozent), Menstruations- und Wechseljahresbeschwerden (acht Prozent) sowie Fersensporn (vier Prozent) setzen sie auf Homöopathika.

Die Frage, ob sie sich bei ihnen bekannten Alltagsbeschwerden mit Medikamenten aus der Apotheke behandeln, bejahten 70 Prozent der Befragten. Nur 18 Prozent gaben an, in diesem Fall keine Medikamente für die Selbstmedikation in der Apotheke zu kaufen. 12 Prozent trafen die Aussage, auch mit kleinsten Beschwerden meistens zum Arzt zu gehen.

Zu ihren Kriterien befragt, die ihnen bei der Auswahl eines passenden Arzneimittels in der Apotheke wichtig sind, gaben 90 Prozent eine gute Verträglichkeit an, gefolgt mit 89 Prozent von den eigenen Erfahrungen mit dem jeweiligen Produkt. 75 Prozent vertrauen auch auf den Rat des Apothekers respektive der PTA. 50 Prozent seien Ergebnisse wissenschaftlicher Studien wichtig, die sie beim Apotheker nachfragten. 49 Prozent treffen die Aussage, möglichst ein natürliches oder homöopathisches Produkt erhalten zu wollen.

Kritik als Bevormundung empfunden

Ein Aspekt der Studie streift die virulente, wenn im Moment auch eher latente Debatte um Evidenz und Wirksamkeit der Homöopathie im Speziellen und um die Gedankenwelt der Komplementären und Alternativen Medizin (KAM) im Allgemeinen, die der Münsteraner Kreis um die Medizinethikerin Bettina Schöne-Seifert vor Jahresfrist losgeschlagen hat. Die Wissenschaftler sprechen der Homöopathie jegliche Evidenz ab und sehen die Patientensicherheit gefährdet.

68 Prozent der Deutschen empfinden solche Aussagen sowie andere medial vorgebrachte Gegenargumente in puncto Homöopathie schlicht als bevormundend, da jeder selber entscheiden solle, was er glaubt. 42 Prozent meinen, die Gegenargumente seien falsch, man sehe doch, dass die Homöopathika wirken. Generell nehmen nur 26 Prozent der Deutschen in den Medien eine kritische Berichterstattung zur Homöopathie wahr, 74 Prozent erreichen entsprechende mediale Negativ-Botschaften nicht.

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Kommentare
Dr. Heinrich Hümmer 24.09.201910:20 Uhr

Skeptiker-Evidenz-Einäugigkeit (SEE) bzw. FUD (u.a. Streuen von Falschinformation)

@ Dr. Schweikert-Wehner
Beweise gegen Ihre und die SKEPTIKER-EVIDENZ-EINÄUGIGKEIT (SEE) auch FUD genannt:
1)
Hoch aktueller Bericht der australischen Gesundheitsbehörde (der vergebliche Versuch, diesen ersten Bericht, der nicht die "erhofften Ergebnisse" erbrachte unter Verschluß zu halten, ist möglicherweise einer der GRANDIOSESTEN VERSUCHE DES WISSENSCHAFTSBETRUGES!):

"Es gibt ermutigende Beweise für die Wirksamkeit der Homöopathie bei:
• Fibromyalgie (Grad C)
• Mittelohrentzündung (Grad C)
• postoperativer Ileus (Zeit bis zum ersten Flatus) (Grad C)
• Infektion der oberen Atemwege (URTI) bei Erwachsenen (Grad C)
• Nebenwirkungen der Krebsbehandlung (Grad C)"

2)
Efficacy of individualized homeopathic treatment of insomnia: Double-blind, randomized, placebo-controlled clinical trial
https://doi.org/10.1016/j.ctim.2019.01.007

Dazu Chef-Skeptikus Prof. Edzard Ernst:
„Eine neue homöopathische Studie weist darauf hin, dass hoch verdünnte [homöopathische] Mittel besser als Placebos sind. UND ICH KANN KEINEN FEHLER FINDEN.“
„Ich wäre sehr dankbar, wenn mir jemand helfen könnte, dieses Puzzle für mich zu lösen“

3)
Und ganz frisch aus der Druckpresse:
"Homeopathy can help. And this study shows that indeed, it does help.
Individually prescribed homeopathic medicines were associated with significantly greater improvement of pre-menstrual symptom scores in women with PMS, compared to placebo."

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/31434111

....noch mehr gefällig, oder bei SEE/FUD bleiben?

Und noch zu Ihrem Sulfur C 30 Versuch:
Das wesentliche Prinzip der Homöopathie ist das Simile- oder Resonanzprinzip--> wenn Sie nicht Sulfur entsprechen, werden Sie keine Reaktionen erwarten dürfen!

Siegfried Hauswirth 24.09.201814:39 Uhr

Dumme Patienten, Herr Hege ?

Nicht die Ärzte, sondern Sie halten Patienten für dumm, wenn Sie behaupten, den Patienten sei es in der Regel ziemlich egal, ob eine Therapie nun "wissenschaftlich allgemein anerkannt" sei und ihr Kriterium sei, ob sie ihnen helfe. Wenn der Patient wüsste, dass in den meisten Studien ein Medikament nicht besser als ein Placebo wirkt, würde er ein anderes wählen, bei dem die Wirkung wissenschaftlich bestätigt wurde. Leider lässt man ihn aber im Unklaren! Um auf Ihren Vergleich mit dem Auto zurückzukommen: Es fährt, weil hier chemische und physikalische Prozesse ablaufen, die man sich zu Nutze macht. Wenn es nicht mehr fährt, geben Sie es zu einem Fachmann, der die Ursache prüft und den Mangel behebt und nicht zu jemanden, der in den Tank Benzin mit z.B. Benzol D30 hineinschüttet nach dem Motto "bei meinem Auto hat es immer geholfen".

Dr. Peter M. Schweikert-Wehner 03.09.201817:08 Uhr

Dr Schweikert-Wehner

Ich lach mich tot. Den Versuch mit Sulfur C30 hab ich tatsächlich gemacht. Das scheint ja ein gängiges Argument der Gläubigen zu sein. vor etwa 3 Jahren hatte jemand in der DAZ auch dazu aufgerufen. 2 Wochen habe ich die Zuckerkügelchen nach allen Regeln der Homöopathie genommen und jeden Tag in der DAZ berichtet. Ergebnis: Es passiert gar nichts, nicht äußerlich, nicht innerlich, keine Veränderung von Laborwerten, keine subjektiven oder objektiven Beschwerden - einfach nichts!

Helmtrud Harnack 03.09.201813:39 Uhr

Es scheint große Unkenntnis zur Homöopathie und der Heilpraktikerausbilding zu geben

- Die Homöopathie besteht aus Substanzen der Natur, eingeschlossen Pflanzen
- Die Homöopathie wurde von einem Arzt entdeckt. Eine LEERE gibt es nicht.
- Homöopathika enthalten potenzierte Wirkstoffe = Substanzen, fälschlich- verdünnt genannt.
- Homöopathika wirken nicht wie Placebo. Ein Selbstversuch z.B. mit Sulfur C30 dürfte Placebo-Gedanken aus dem Weg räumen. Erst versuchen, dann urteilen.
-Bei einer Studie kommt es auf das Studiendesigne an, wie das Ergebnis ausfallen soll.
-Heilpraktiker haben keine akademische Ausbildung, sehr wohl die Prüfung zum aktuellen wissenschaftlich medizinischem Kenntnisstand abgelegt. Der Unterschied zwischen wissenschaftlich und akademisch sollte bekannt sein.

Dr. Peter M. Schweikert-Wehner 03.09.201810:14 Uhr

Eine Frage der Aufklärung/Bildung

Wenn die Patienten wüssten dass
- Homöopathie keine Naturmedizin ist und Phytotherapie etwas anderes ist;
- Homöopathika auf der veralteten, mystischen Ähnlichkeitsleere basiert;
- Homöopathika keine Wirkstoffe (in klinisch relevantem Maß) enthalten;
- Homöopathika nicht besser als Placebo wirken;
- laut einer neuen Studie in JAMA insgesamt mehr Schaden als nützen;
- Heilpraktiker keine wissenschaftliche Ausbildung haben,

dann gäbe es diese Mehrheitsmeinungen nicht.

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