Case-Managerin

PraCMan kommt in die HzV

In Baden-Württemberg übernimmt die VERAH in Zukunft auch Aufgaben als Case-Managerin. Die Arbeitsteilung mit dem Arzt hat sich im Modellversuch bewährt. Nun wird sie in der HzV umgesetzt.

Rebekka HöhlVon Rebekka Höhl Veröffentlicht:
VERAH übernimmt in der Versorgung der Patienten immer mehr Aufgaben, zum Beispiel Hausbesuche. In Baden-Württemberg kommt jetzt auch noch Case-Management bei multimorbiden Patienten dazu.

VERAH übernimmt in der Versorgung der Patienten immer mehr Aufgaben, zum Beispiel Hausbesuche. In Baden-Württemberg kommt jetzt auch noch Case-Management bei multimorbiden Patienten dazu.

© Alexander Raths / fotolia.com

HEIDELBERG. In Baden-Württemberg soll die Versorgungsassistentin VERAH künftig das Case-Management für mehrfach chronisch kranke Patienten übernehmen. Bereits ab dem dritten Quartal wird das Modell PraCMan (HausarztPraxis-basiertes Case Management bei chronisch kranken Patienten) fester Leistungsbestandteil des AOK-Hausarztvertrages (HzV) werden. Ins Leben gerufen wurde PraCMan vom Heidelberger Institut für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung gemeinsam mit der AOK Baden-Württemberg und dem AOK Bundesverband.

Dass es das Modell vom Forschungsprojekt damit tatsächlich in den breiten Einsatz geschafft hat, liegt vor allem an den guten Ergebnissen aus der zweijährigen Evaluationsphase. Dr. Tobias Freund, der PraCMan mitentwickelt hat, hat die Studie auf dem 20. Heidelberger Tag der Allgemeinmedizin vorgestellt.

Insgesamt 115 Praxen und 2076 Patienten sind in die Evaluation eingegangen. "Es waren keine selektierten Superpraxen", berichtete Freund, "sondern normale Routineversorger". Drei Indikationen wurden für das Case-Management ausgewählt: Diabetes Typ II, COPD und Herzinsuffizienz, die jeweils um mindestens eine weitere Erkrankung ergänzt sein mussten.

Ausgewählt wurden die Patienten in einem zweistufigen Verfahren: Der Arzt habe eine vorselektierte Liste von HzV-Patienten erhalten, die ein erhöhtes Risiko für einen Krankenhausaufenthalt aufweisen, erklärte Freund. Die Liste habe sich aus den Daten der Krankenkasse gespeist.

Aufgabe des Arztes sei es dann gewesen, anhand von "weichen Faktoren" aus der Liste die Patienten auszuwählen, für die sich das Modell tatsächlich eigne. Freund: "Die Ärzte bewerten nicht nur das statistische Risiko für einen potenziellen Klinikaufenthalt, sondern auch, wie empfänglich jemand für ein Versorgungsangebot ist."

Die Lebensqualität der teilnehmenden Patienten - die anhand standardisierter Fragebögen wie dem SF-12 ermittelt wurde - habe sich innerhalb von 24 Monaten signifikant verbessert, so Freund. Auch die vermeidbaren potenziellen Klinikaufenthalte seien deutlich zurückgegangen. "Das hat sich vor allem bei den COPD-Patienten innerhalb des ersten Jahres gezeigt."

Arzte und Helferin erfahren mehr über die Patienten

Genauere Daten konnte Freund allerdings nicht nennen, da sich die Ergebnisse derzeit bei einem wissenschaftlichen Journal für eine mögliche Publikation im Prüfverfahren befinden.

Der Zeitaufwand für die VERAH lag im Schnitt bei 35 Minuten für das erste Assessment, bei dem ein Depressions-Screening und ein Check der eingenommenen (auch selbst gekauften) Medikamente gemacht werden. Für das gemeinsame Erstellen des Versorgungsplans benötigten Arzt und MFA 14 Minuten. Die regelmäßigen Monitoringgespräche, die alle ein bis sechs Wochen stattfanden, erforderten je Gespräch im Schnitt zwölf Minuten plus fünf Minuten fürs nicht an den Monitoringbogen gebundene Plaudern.

Spannend ist aber auch, wie teilnehmende Praxisteams selbst das Case-Management sehen. Hausarzt Marc Lux aus dem baden-württembergischen Heiningen und seine Mitarbeiterin Ayse Korkmaz gehören zu den Praxen, die sich beteiligt haben.

Für Lux steht fest, dass er PraCMan weiterlaufen lassen will. "Gefühlt war das für mich eine Entlastung in der Betreuung der Patienten", berichtete er. Er habe außerdem viel mehr Infos zu den Patienten erhalten. Lux: "Da kamen einfach ganz neue Informationen, die so im Patientengespräch mit dem Arzt nicht zur Sprache kommen." Das bestätigte auch Ayse Korkmaz: "Ich habe mehr Wissen zur häuslichen und familiären Situation gehabt."

Das Hausarztpraxis-basierte Case-Management bringe aber auch dem Praxisteam etwas, sagten beide. Die enge Abstimmung zwischen Arzt und MFA verbessert die Kommunikation. Und das erweiterte Aufgabenfeld der MFA steigert die Motivation und Zufriedenheit.

Das Case-Management, das in Baden-Württemberg im Rahmen der so genannten Vertragserweiterung HzV 2.0 nun in den Hausarztvertrag aufgenommen wird, wird mit 80 Euro je Patient und Quartal vergütet. Zudem haben die Forscher einen Verbesserungswunsch aus der Studie umgesetzt: Die Monitoringbögen müssen nicht mehr per Hand ausgefüllt werden. Es gibt eine eigens entwickelte Software, das PracMan CockPit.

Perspektivisch könnte ein ähnliches Modell übrigens auch für den fachärztlichen Bereich samt Vergütungsmöglichkeit zur Verfügung stehen - im Rahmen der Facharztverträge. Das zumindest ließ Medi-Chef Dr. Werner Baumgärtner in Heidelberg durchklingen.

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