Betriebliche Krankenversicherung
Private Zusatzversicherungen vom Arbeitgeber immer beliebter
Mehr als eine Million Menschen besaßen in 2020 eine arbeitgeberfinanzierte Police: Eine Leistung, die der Mitarbeiterbindung dienen und Fehlzeiten reduzieren soll.
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Personalgewinnung durch betriebliche Krankenversicherung: Mehr als 13 .000 Arbeitgeber nutzten 2020 diese Option.
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Köln. Die betriebliche Krankenversicherung (bKV) gewinnt an Bedeutung. Die Zahl der Arbeitgeber, die ihren Mitarbeitenden eine private Zusatzversicherung zur Verfügung stellen, ist im Jahr 2020 um 24,8 Prozent auf rund 13 .100 gestiegen. Erstmals verfügten demnach mehr als eine Million Menschen über eine arbeitgeberfinanzierte Police, das waren 15,8 Prozent mehr als 2019. Das geht aus dem Rechenschaftsbericht 2020/21 des Verbands der privaten Krankenversicherung (PKV) hervor.
Die bKV ist eine Arbeitgeber-Leistung, die Unternehmen dabei helfen kann, Personal zu gewinnen und zu binden. Viele setzen in sie auch die Hoffnung, krankheitsbedingte Fehlzeiten zu reduzieren.
Das Segment gewinnt seit einigen Jahren an Bedeutung. Das Spektrum an Firmen, die sich für ein solches Angebot entscheiden, ist groß. Die Versicherer zählen Dax-Konzerne zu den Kunden, aber auch mittelständische Unternehmen und kleine Handwerksbetriebe. Auch für Arztpraxen oder Medizinische Versorgungszentren kann die bKV eine Option sein.
PKV im Krisenjahr stabil
Im Rechenschaftsbericht veröffentlicht der PKV-Verband die wesentlichen Kennzahlen der Branche. Er gibt einen Überblick über die Entwicklung während des jeweiligen Berichtsjahres, das 2020 im Zeichen der Corona-Pandemie stand. „Insgesamt zeigte sich die PKV auch im Krisenjahr stabil“, heißt es.
Die Zahl der im Markt befindlichen Versicherungen erhöhte sich um 1,9 Prozent auf 36,07 Millionen. Davon entfielen 27,34 Millionen auf Zusatzversicherungen. Im Hauptgeschäftsfeld Vollversicherung musste die Branche erneut einen leichten Rückgang von 8,73 Millionen auf 8,72 Millionen Versicherte hinnehmen. Die Beitragseinnahmen der Branche erhöhten sich um 3,8 Prozent auf 42,8 Milliarden Euro. Davon stammten 66,1 Prozent aus der Vollversicherung. Hier wächst die Branche als Ganze durch Beitragsanpassungen, nicht durch Neugeschäft.
Die PKV-Leistungsausgaben nahmen um 2,1 Prozent auf 30,69 Milliarden Euro zu. In den vergangenen fünf Jahren betrug der Anstieg nach Angaben des Verbands im Schnitt 3,65 Prozent im Jahr. Der durchschnittliche Zuwachs lag in dem Zeitraum bei den Beitragseinnahmen mit 3,55 Prozent auf einem ähnlichen Niveau. Die von den Kunden angesparten Alterungsrückstellungen summierten sich Ende 2020 auf 288,1 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Ende 2010 waren es noch 158,0 Milliarden Euro.
Rückgang beim Notlagentarif
Der Rechenschaftsbericht gibt auch einen Einblick, wie sich die Zahl der Versicherten in den sogenannten Sozialtarifen der PKV entwickelt hat. Sie stehen Kunden offen, die Schwierigkeiten haben, ihren Beitrag zu bezahlen. Für diese Privatversicherten gelten besondere Abrechnungsmöglichkeiten. Beim Basistarif erfolgt die Vergütung für ärztliche Leistungen mit dem 1,2-fachen GOÄ-Satz, beim Standard- und beim Notlagentarif mit dem 1,8-fachen Satz.
Im Notlagentarif verzeichneten die PKV-Unternehmen einen Rückgang von 96 .900 auf 88 .300. In den Notlagentarif kommen Privatversicherte, die über mehrere Monate ihre Beiträge nicht bezahlen.
Der Standardtarif steht Kunden offen, die ihre Vollversicherung vor dem 1. Januar 2009 abgeschlossen haben. Der Leistungsumfang entspricht in etwa dem der gesetzlichen Krankenversicherung. Der Beitrag ist gedeckelt, in diesem Jahr auf 702,28 Euro. In der Regel liegt er aber deutlich darunter. Hier gab es Ende vergangenen Jahres branchenweit 52 .600 Versicherte, 2,3 Prozent mehr als 2019.
Der zum 1. Januar 2009 eingeführte Basistarif bietet vergleichbare Leistungen wie der Standardtarif, ist aber meist deutlich teurer. Hier stieg die Zahl der Versicherten um 3,4 Prozent auf 33 .500. (iss)