Gerichtsprozesse

Psychologen als Gutachter unter Druck

Gutachten für Gerichtsprozesse entstehen offenbar häufig nicht ohne Einfluss von außen, ergab eine Umfrage. Psychologen sehen sich demnach der Einflussnahme deutlich häufiger ausgesetzt als Ärzte.

Veröffentlicht:

WEIMAR. Ärztliche Gutachten für Gerichtsverfahren werden häufig von außen beeinflusst. Zu diesem Ergebnis kommt eine noch unveröffentlichte Dissertation, die Elke Roos, Richterin am Bundessozialgericht in Kassel, auf dem Deutschen Richter- und Staatsanwältetag in Weimar kürzlich vorstellte.

Die Dissertation beruhe auf Befragungen von Ärzten und Psychologen in Bayern. Demnach ist jeder fünfte medizinische Gutachter der Meinung gewesen, vorab vom Gericht ein Signal erhalten zu haben, welche Tendenz das Gutachten erhalten soll.

An der Spitze mit 42,5 Prozent waren Psychologen davon überzeugt, schon einmal einen Wink erhalten zu haben.

Auch auf die Frage, ob den Ärzten von Kollegen eine derartige Beeinflussung bekannt sei, ergab sich ein deutliches Bild: Nur 29 Prozent der Humanmediziner berichteten in Einzelfällen von solchen Äußerungen. Bei Psychologen waren es 57 Prozent. Die große Spanne lässt sich laut Roos womöglich auch mit der Abhängigkeit von Gutachterhonoraren erklären.

Laut Studie erzielten 48,8 Prozent der Psychologen über die Hälfte ihres Einkommens mit dem Verfassen gerichtlicher Gutachten. Damit waren sie mit Abstand Spitzenreiter vor allen anderen Facharztgruppen. (rbü)

Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Elektronische Patientenakte

Harte Sanktionen bei ePA-Nichtnutzung zunächst ausgesetzt

Kommentare
Dipl.-Psych. Wolfgang Ebers 15.04.201414:21 Uhr

Studien und ihre Interpretationen ...

Was sagen uns diese Sätze:
"Nur 29 Prozent der Humanmediziner berichteten in Einzelfällen von solchen Äußerungen. Bei Psychologen waren es 57 Prozent. Die große Spanne lässt sich laut Roos womöglich auch mit der Abhängigkeit von Gutachterhonoraren erklären."
1. Psychologen müssen mehr Gutachten machen weil Arztgutachten besser entlohnt werden - und, weil mehr abhängig von Arbeit=mehr Einflußnahme von außen?
2. Ärzte (Psychiater - oder sind etwa alle Ärzte in einen Topf geschmissen worden ?) machen weniger Gutachten, weil der Stundensatz anderer Tätigkeit deutlich höher ist = dadurch weniger Einflußnahmeversuche?
Ja, ja es lassen sich viele Interpretationen wagen ... ;)

Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Gegen Verschwendung

Warum ein Kardiologe Kunstwerke aus Müll macht

Lesetipps
Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung