Hintergrund
Rettungsassistenten gehen als Pflegekräfte in die Klinik
Der wachsende Fachkräftemangel stellt viele Krankenhäuser bereits jetzt vor eine große Herausforderung. Ein neues Weiterbildungskonzept für Rettungsassistenten soll dem Pflege-Fachkräftemangel entgegenwirken.
Veröffentlicht:Nach Hochrechnungen des Statistischen Bundesamts werden in Krankenhäusern, ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen im Jahr 2025 voraussichtlich etwa 112.000 Pflegevollkräfte fehlen.
Der wachsende Fachkräftemangel stellt viele Krankenhäuser bereits jetzt vor eine große Herausforderung. Um den Personalnotstand in den Kliniken abzumildern, hat der Personaldienstleister Trenkwalder Medical Care aus München nun eine viermonatige Fachweiterbildung für Rettungsassistenten zu "Pflegeassistenten für Funktionsbereiche" entwickelt.
Neue berufliche Perspektiven
"Damit können wir einerseits die Personalsituation an den Kliniken entzerren und andererseits für die Berufsgruppe der Rettungsassistenten ganz neue berufliche Perspektiven schaffen", sagt Alexander Heimerl, Prokurist bei der Trenkwalder Medical Care.
Der Weiterbildung liegt der Gedanke zugrunde, dass Rettungsassistenten über eine Ausbildung verfügen, die bereits zahlreiche Aspekte der Pflegeausbildung umfasst. Darüber hinaus weise der Arbeitsalltag eines Rettungsassistenten viele Analogien zu der Arbeit in einer Notaufnahme oder auf einer Intensivstation auf, sagt Heimerl.
Innerhalb eines 480 Theorie- und 160 Praxisstunden umfassenden Vollzeitlehrgangs werden interessierte Rettungsassistenten sattelfest für ihren Einsatz in der Klinik gemacht.
"Pflegeassistenten für Funktionsbereiche"
Der Unterricht umfasst Themen wie zum Beispiel Pharmakologie, Anästhesieverfahren, präoperatives Management und Grundpflege. Die theoretische Ausbildung erfolgt bei der "medakademie", einem staatlich anerkannten Bildungsträger. Den Praxisteil können die künftigen "Pflegeassistenten für Funktionsbereiche" in ausgewählten Krankenhäusern absolvieren.
Dabei werden die Inhalte der Fachweiterbildung an die betreffende Klinik und die Erfordernisse der Stationen, auf denen die Teilnehmer arbeiten werden, angepasst. Die Kliniken übernehmen die Lohn- und Lehrgangskosten - im Gegenzug verpflichten sich die Absolventen, dem betreffenden Krankenhaus nach dem Lehrgang für mindestens zwei Jahre als Fachkraft zur Verfügung zu stehen.
Ein im vergangenen Jahr gestartetes Pilotprojekt am Deutschen Herzzentrum in München hat gezeigt, dass das in Zusammenarbeit mit Krankenhäusern und Rettungsdienstschulen entwickelte Konzept aufzugehen scheint: Die Rettungsassistenten wurden als Intensivpflegeassistenten in zwei herzchirurgischen Intensivstationen fortgebildet und eingesetzt. Sämtliche Absolventen wurden zum Abschluss der Ausbildung von ihrer jeweiligen Klinik übernommen.
Die erste reguläre Fachweiterbildung hat nun im Mai 2011 in Frankfurt am Main begonnen. Die rund 40 Absolventen sollen später an der dortigen Universitätsklinik zum Einsatz kommen.
Interesse der Krankenhäuser an den neuen Fachkräften ist sehr groß
Nach Angaben von Alexander Heimerl ist das Interesse der Krankenhäuser an den neuen Fachkräften sehr groß. "Vor allem im Bereich der Anästhesie und der Intensivmedizin wird dringend Personal gebraucht", konstatiert Heimerl im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung".
Für die Rettungsassistenten liegen seiner Einschätzung nach die Vorteile auf der Hand: "Ihren neuen Arbeitsalltag in den Krankenhäusern können sie mit dem Privatleben besser abstimmen. Dort haben die Assitenten eine deutlich geringere Bruttoarbeitszeit, und das bei annähernd gleichem Verdienst."
Attraktiv sei die Weiterbildung darüber hinaus für angehende Medizinstudenten, die ihre Wartesemester sinnvoll nutzen wollen. "Sie können sich erst einmal zum Rettungsassistenten ausbilden lassen und mit einer solchen Weiterbildung schon einmal den Klinikalltag kennen lernen", verdeutlicht Heimerl.
Potenzielle Teilnehmer der Fachfortbildung müssen sich einem ausführlichen Eignungsfeststellungstest unterziehen. Weitere Voraussetzung: Die Bewerber müssen bereits zwei Jahre im Rettungsdienst tätig gewesen sein.