Digitalmesse DMEA
Spahn rechnet mit holprigem ePA-Start
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn wünscht sich zur DMEA-Eröffnung, dass die elektronische Patientenakte in den kommenden Jahren mit Leben gefüllt wird. An einen unproblematischen Start im Juli glaubt er aber nicht.
Veröffentlicht:Berlin. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) plädiert dafür, auch in der kommenden Legislaturperiode die Entwicklung der elektronische Patientenakte (ePA) weiter voranzutreiben. „Wie auch immer es weiter geht, ich kann nur dafür werben, dass ein Hauptfokus auf diesem Projekt bleibt und darauf, es immer breiter zu ziehen – mit immer mehr Anwendungen und immer mehr Möglichkeiten“, sagte Jens Spahn in einem Interview am Montag zur Eröffnung der in diesem Jahr virtuell stattfindenden Fachmesse für digitale Gesundheitsversorgung DMEA.
„Wir haben jahrelang investiert – Zeit, Geld, Ressourcen, Nerven“, so Spahn weiter. Nun sei es an der Zeit, die elektronische Patientenakte mit Leben zu füllen – auch nach der im September anstehenden Bundestagswahl.
Anfangs Reibungsverluste
Mit einem reibungslosen Start der ePA zu ihrem flächendeckenden Rollout im Juli rechnet der Gesundheitsminister nicht. „Ich fürchte, es wird nicht schon alles im Laufe dieses Jahres so sein, wie es dann perfekt sein soll.“ Probleme erwartet der Minister insbesondere bei der Praxis-EDV.
Die Praxisverwaltungssysteme und Konnektoren würden bis Anfang Juli voraussichtlich noch „nicht alle“ soweit sein, dass die Ärztinnen und Ärzte die elektronische Patientenakte schon befüllen können. Das am Montag ausgestrahlte Spahn-Interview zur DMEA-Eröffnung wurde bereits am 26. Mai aufgezeichnet. Zuletzt ließen die Hersteller der ePA-Konnektoren optimistisch verlauten, den Termin zum 1. Juli halten zu können.
Warum es solange mit der Entwicklung der technischen Komponenten dauere, konnte der Minister am Montag nicht nachvollziehen. Er wiederholte damit seine Kritik vom 127. Deutschen Ärztetag, wo er die PVS-Hersteller verantwortlich gemacht hatte für mögliche Verzögerungen beim ePAStart. Die Hersteller ihrerseits weisen diese Kritik allerdings zurück.
„Unterstützung, keine Bedrohung“
In rund zwei Jahren sollte die ePA nach den Vorstellungen Spahns aus dem medizinischen Alltag nicht mehr wegzudenken zu sein. „Ich wünsche mir, dass die ePA irgendwann nichts Besonderes mehr ist; dass es nichts Besonderes mehr ist, auch beim Arzt alles digital zu haben, keine Papierakten mehr; dass es nichts Besonderes mehr ist, wenn auch Ärzte und Krankenhäuser sich digital austauschen.“
Wichtig sei außerdem, für Anwendungen einheitliche Standards zu setzen, die idealerweise international funktionieren. „Wir werden und müssen Schritt für Schritt erzwingen, dass jeder wegkommt von Insellösungen und mit den von uns gesetzten Schnittstellen und Standards operiert.“
Am Mittwoch hatte die gematik bekanntgeben eine entsprechende Schnittstelle für einen Messenger im Gesundheitswesen zuentwickeln. Das alles, so Spahn weiter, sei essenzieller Bestandteil einer guten Behandlung in den 2020er Jahren. Digitale Fortschritte sollten nicht als Bedrohung gesehen, sondern als Unterstützung im Sinne des Patienten angenommen werden. (mu)