Branchenkonferenz Gesundheitswirtschaft
Spahn will die Klinikqualitätsmessung reformieren
Maßnahmen zur Qualitätssicherung in Krankenhäusern soll nach Plänen des Bundesgesundheitsministers künftig nicht nur nach Menge und Einsatz des Personals und der Geräte gehen, sondern sich vor allem an Behandlungsergebnissen orientieren.
Veröffentlicht:WARNEMÜNDE. Die Qualitätssicherungsmaßnahmen an Kliniken werden im zweiten Halbjahr im Bundestag verstärkt zur Debatte stehen, kündigte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Mittwoch bei seinem Gastspiel auf der 15. Nationalen Branchenkonferenz Gesundheitswirtschaft in Warnemünde.
Ziel sei es, den Rahmen für einen Wettbewerb zwischen den Krankenhäusern zu schaffen, der den Patienten zugutekommt, indem er zu besseren Behandlungsergebnissen führt.
Ministerielle Unzufriedenheit
„Gesundheitswirtschaft ist einer der wichtigsten Wachstumsmotoren – nicht nur für Mecklenburg-Vorpommern, sondern für Deutschland insgesamt. Es geht nicht nur um Kosten, sondern auch um 12 bis 13 Prozent des Bruttoinlandsproduktes“, ergänzte Spahn. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Debatte um die zunehmende Ökonomisierung des Gesundheitswesens.
„Wenn wir über Wettbewerbsfähigkeit reden, werde ich immer einer der größten Unterstützer einer wachstumsfördernden Wirtschaftspolitik sein“, betonte Spahn. Er erinnerte zudem daran, dass marktwirtschaftliche Ansätze ein Mittel seien, begrenzte Ressourcen optimal im Sinne des Patienten einzusetzen: „Es geht im Gesundheitswesen nicht darum, Ökonomisierung als Selbstzweck zu nehmen, sondern als Instrument, um gute Ergebnissen zu erzielen“.
Ein Bereich, in dem er genau diesen ergebnisorientierten Ansatz verfolge, sei die Qualitätssicherung in Kliniken. „Ich kann Ihnen ankündigen, dass wir im zweiten Halbjahr noch einmal ganz anders miteinander in die Diskussion treten werden. Ich bin mit dem, was wir bis jetzt an Qualitätsmessung in den Krankenhäusern haben, vor allem aus Patientensicht nicht zufrieden“, monierte Spahn.
Es reiche nicht aus, dass ein Krankenhaus gut erreichbar ist, es soll auch gute Leistungen bieten. „Wenn Sie ins Krankenhaus kommen und hören: ‚Einen Fall wie Sie hatten wir schon lange nicht mehr‘, fühle ich mich nicht wohl dabei“, erklärte der Minister.
Qualitätsmessung solle in Zukunft nicht nur nach Menge und Einsatz des Krankenhauspersonals und der Geräte gehen, sondern sich vor allem an Behandlungsergebnissen orientieren. Dabei werde man auf ganz andere Instrumente und Daten zurückgreifen als bisher. Die Grundlagen dafür gebe es schon in Form internationaler Standards, diese müssten jedoch angepasst, weiter ausgebaut und dann auf Bezahlung und Krankenhausplanung adaptiert werden.
Notfalls droht das Versorgungs-Aus
Man werde zudem künftig darüber sprechen, Kliniken, denen es nicht gelingt, Qualitätsmängel dauerhaft zu beseitigen, vom Versorgungsnetz zu nehmen.
Als positives Beispiel für einen hohen Qualitätsstandard wurde die Hamburger Martini-Klinik genannt. Für dortige Prostatakrebspatienten sei das Risiko, infolge einer Op an Inkontinenz oder Impotenz zu leiden, 40 bis 50 Prozent geringer als im Bundesdurchschnitt. Das liege daran, dass die Klinik mit circa 200.000 Prostata-Op im Jahr deutschlandweit die meisten Eingriffe auf diesem Gebiet durchführe.
Spahn unterstrich sein Argument mit dem Gegenbeispiel: „Andererseits haben wir Krankenhäuser, die nur zwanzig Prostata-Op im Jahr machen. Nicht mal jede zweite Woche. Dass das jenseits aller Studienlagen einen Unterschied in der Qualität macht, scheint mir ziemlich offenkundig“.
Aus dem Publikum kam in der anschließenden Diskussion eine Anregung von Liana Rademske-Grell, Syndikatsanwältin Krankenhausgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern: „Wir haben sehr viele Qualitätssicherungsverfahren, die sich überschneiden. Das führt dazu, dass man eine Vielzahl von Dokumentationsbögen zu ähnlichen Themen ausfüllt. Ist es Ihre Absicht, das ein bisschen übersichtlicher zu gestalten?“
Spahn konzedierte, dass die Qualitätsinstrumente besser aufeinander abgestimmt werden müssten und dass die Bundesregierung auch erörtern werde, wer welche Instrumente einführe. Die Geschwindigkeit der Selbstverwaltung in der Qualitätssicherung sei „an vielen Stellen überschaubar.“
Ergebnisqualität würde künftig mehr Gewicht bekommen als Strukturvorgaben und Dokumentation. „Dafür gibt es viele internationale Standards, die muss man aufeinander abstimmen, das werden wir im zweiten Halbjahr machen“, versprach der Gesundheitsminister.