Vor der GBA-Entscheidung

Telefon-AU – soll die Ausnahme zur Regel werden?

Streicht der GBA am Donnerstag die Möglichkeit, Patienten nach einem telefonischen Kontakt für eine Woche krankzuschreiben? Von Ärzteseite spricht viel für eine Verlängerung der Regelung.

Von Hauke Gerlof Veröffentlicht:
Wie krank ist ein Patient? Reicht der telefonische Kontakt, um ihn krankzuschreiben?

Wie krank ist ein Patient? Reicht der telefonische Kontakt, um ihn krankzuschreiben?

© PictureArt / stock.adobe.com

Berlin. Angesichts der Lockerung vieler Kontaktbeschränkungen wegen der COVID-19-Pandemie stellt sich derzeit auch die Frage, welche Sonderregelungen im Gesundheitswesen weiter Bestand haben sollen. So entscheidet der Gemeinsame Bundesausschusses (GBA) am Donnerstag darüber, ob Vertragsärzte Patienten weiterhin nach einem telefonischen Kontakt krankschreiben dürfen oder nicht.

Ende April war diese Regelung nochmals um zwei Wochen verlängert worden. Demnach können Ärzte Patienten, die keine schwere Symptomatik aufweisen und über Beschwerden der oberen Atemwege klagen, telefonisch die AU für zunächst sieben Kalendertage feststellen und bescheinigen. Eine einmalige Verlängerung um weitere sieben Tage im Anschluss ist möglich. Damit soll verhindert werden, dass nur leicht erkrankte, aber möglicherweise mit SARS-CoV-2 infizierte Patienten in die Praxis kommen und andere Patienten sowie das Praxisteam infizieren.

„Schutz der Risikopatienten geht vor“

Ärzteverbände hatten schon im April gefordert, diese Regelung zu verlängern, um das Risiko der Ansteckung zu reduzieren. Auch vor der Entscheidung des GBA hat sich diese Meinung nicht geändert.

So spricht sich der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes Ulrich Weigeldt auf Anfrage der „Ärzte Zeitung“ klar für eine Fortführung der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU) per Telefon aus: „Wir fordern, dass die Regelung der telefonischen Feststellung der Arbeitsunfähigkeit zumindest bis zum Ende des 2. Quartals fortgilt.“

Vordringliche Aufgabe sollte derzeit der Schutz der Risikopatienten sein, so Weigeldt weiter. „Würde die Sonderregelung in dieser Woche auslaufen, bestünde das Risiko von Unterversorgung, weil vermehrt chronisch erkrankte Patientinnen und Patienten Termine absagen, um Ansteckungsrisiken zu minimieren.“

Auch aus Sicht des Virchowbundes sollte die telefonische Krankschreibung verlängert werden, verlautet auf Anfrage beim Verband, allerdings nur um zwei Wochen. Noch sei nicht klar, „ob die aktuellen Lockerungen die Fallzahlen wieder nach oben schnellen lassen“, heißt es weiter.

„Erfahrungen der Ärzte mit einbeziehen“

Aber nicht nur Ärzteverbände sprechen sich für eine Fortführung der Regelung aus. „Die telefonische Krankschreibung ist dafür gedacht, Ärzte, Praxispersonal und Patienten vor einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus zu schützen. Deshalb ist es wichtig, jetzt die Erfahrungen der Ärzte mit diesem Instrument als eine Entscheidungsgrundlage für eine mögliche Verlängerung zu kennen“, äußert sich Andreas Storm, Vorstandschef der DAK, auf Anfrage.

Storm geht sogar noch weiter. Es stelle sich die Frage, „ob die telefonische Krankschreibung in ganz bestimmten Fällen auch dauerhaft geeignet sein könnte, den Praxisalltag zu erleichtern“.

Bis Mitte Mai gilt noch die Ausnahmeregelung zur Telefon-AU. Was meinen Sie? Diese sollte ...

12 %
... möglichst sofort wieder abgeschafft werden und es sollte zur normalen Regelung zurückgekehrt werden.
16 %
.... bis zum Ende des laufenden Quartals beibehalten werden, um dann neu zu entscheiden, ob sie noch erforderlich ist.
28 %
... so lange beibehalten werden, bis die Corona-Krise abgeklungen oder unter Kontrolle ist.
44 %
... auch nach Abklingen der Corona-Krise beibehalten werden, weil sie sich grundsätzlich bewährt hat.

Soll die Sonderregelung zur Telefon-AU über den 18. Mai hinaus verlängert werden? Vielleicht sogar grundsätzlich beibehalten oder sofort abgeschafft werden? Um das Stimmungsbild unter den Ärzten zum Thema einzufangen, hat die „Ärzte Zeitung online“ eine Umfrage gestartet. Machen Sie mit! (ger/run)

Ihr Newsletter zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Kommentare
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Porträt

Felix Michl: Unternehmer, Jurist und Medizinstudent

Lesetipps
Arzt injiziert einem älteren männlichen Patienten in der Klinik eine Influenza-Impfung.

© InsideCreativeHouse / stock.adobe.com

Verbesserter Herzschutz

Influenza-Impfraten erhöhen: So geht’s!