Kriminalität

Tödliche Messerattacke auf Arzt in Offenburg

Wieder ist ein Arzt in seiner Praxis Opfer eines Verbrechens geworden. Ob die Tat zu verhindern gewesen wäre, ist noch völlig offen.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Beamte der Spurensicherung betreten die Offenburger Arztpraxis, in der am Donnerstag ein Arzt Opfer einer tödlichen Messerattacke geworden ist.

Beamte der Spurensicherung betreten die Offenburger Arztpraxis, in der am Donnerstag ein Arzt Opfer einer tödlichen Messerattacke geworden ist.

© Benedikt Spether/dpa

OFFENBURG. Ein 26-jähriger Mann aus Somalia steht im Verdacht, am Donnerstag einen niedergelassenen Arzt in Offenburg getötet zu haben. In einer gemeinsamen Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Offenburg und des Polizeipräsidiums Offenburg heißt es, der Mann sei gegen 8:45 Uhr in die Hausarztpraxis gekommen und habe unvermittelt auf den Arzt mit dem Messer eingestochen und eine Medizinische Fachangestellte leicht verletzt. Er soll die Tatwaffe am Tatort hinterlassen haben. Der Arzt sei kurz nach der Tat noch am Tatort seinen Verletzungen erlegen. Nach unbestätigten Angaben und Medienberichten handelte es sich bei dem getöteten Mediziner um einen Allgemeinarzt.

Festnahme in unmittelbarer Nähe

Die Polizei fahndete nach Bekanntwerden des Vorfalls nach eigenen Angaben mit einem Großaufgebot von über 20 Polizeistreifen aus Offenburg und dem Umland. Unter anderem seien die Polizeihubschrauberstaffel, die Hundestaffel sowie die Bundespolizei beteiligt gewesen. Gegen 10 Uhr sei dann in etwa 1,5 Kilometer Entfernung vom Tatort ein Tatverdächtiger festgenommen worden, der der Täterbeschreibung entsprochen habe. Die Staatsanwaltschaft und die Kriminalpolizei haben die Ermittlungen aufgenommen.


Staatsanwaltschaft Offenburg und Polizeipräsidium Offenburgin einer gemeinsames Pressemitteilung

Zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses lief die Spurensicherung noch, und auch die Ermittlungen gegen den Festgenommenen dauerten noch an. "Der Tatverdacht gegen den vorläufig festgenommenen Mann hat sich erhärtet", hieß es am Nachmittag. Nähere Einzelheiten wurden noch nicht bekannt gegeben. So ist noch unklar, ob und, wenn ja, in welchem Verhältnis der Angreifer zu dem Arzt stand. Ob die Tat hätte verhindert werden können, ist ebenfalls noch völlig offen.

Ärzte sind sensibilisiert

Gewalt gegen Ärzte ist seit vielen Jahren ein brennendes Thema, nachdem sich die Übergriffe auf das medizinische Personal – in Praxis wie Klinik – in jüngster Zeit häuften. So erschoss zum Beispiel 2016 ein Rentner in einer Berliner Klinik einen Kieferorthopäden. 2015 tötete ein 44-Jähriger in einer Saarbrücker Praxis seine Psychiaterin mit acht Schüssen. Daher lassen sich viele Praxisteams in Gewaltprävention schulen.

Zumindest für die psychiatrischen Krankenhausabteilungen kann Maik Pritschke, Pflegefachleiter in der Psychiatrie des Klinikums Braunschweig, ein generelles Gefahrenpotenzial erkennen. "Gewalt beginnt da, wo der Patient oder der Angehörige psychisch oder körperlich davon abgehalten wird, seinen freien Willen zu leben, also da, wo man den freien Willen des Patienten einschränkt", erklärt Pritschke, der Gewaltpräventionskurse für Klinikmitarbeiter anbietet. "So gesehen ist ein Krankenhaus der ideale Ort für die Eskalation von Konflikten", so Pritschke.

Lesen Sie dazu auch: Tödlicher Angriff: Nach der Messerattacke auf einen Arzt bleiben Hintergründe unklar

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