Stark steigende Leistungsausgaben
Vielen Privatversicherten drohen hohe Beitragsanpassungen
Die Vollversicherung wird 2025 deutlich teurer. Von den Prämienerhöhungen infolge höherer Leistungsausgaben sind zwei Drittel der Vollversicherten betroffen. Der Anstieg beträgt im Schnitt 18 Prozent.
Veröffentlicht:Köln. Für viele Ärztinnen und Ärzte sowie ihre privat versicherten Patientinnen und Patienten wird die Krankenversicherung im kommenden Jahr spürbar teurer. Der PKV-Verband geht davon aus, dass viele Anbieter die Prämien deutlich anheben werden. Demnach wird es bei rund zwei Drittel der 8,7 Millionen Vollversicherten zum 1. Januar Beitragsanpassungen geben, und zwar im Schnitt um etwa 18 Prozent. Das heißt, dass bei vielen die Prämien sogar noch deutlich stärker steigen werden, bei anderen fällt die Anhebung geringer aus.
Der Hauptgrund für die anstehende Anhebung sind die gestiegenen Leistungsausgaben in der PKV. Sie haben sich im Jahr 2023 um 13,5 Prozent erhöht. Für das erste Halbjahr 2024 hat der PKV-Verband eine Fortsetzung des Trends gemeldet: Die Ausgaben für die ambulante Versorgung – den größten Ausgabenblock in der PKV – legten um 5,7 Prozent zu. Bei der Krankenhausversorgung gab es ein Plus von 6,7 Prozent, im zahnmedizinischen Bereich um 6,3 Prozent.
„Hauptkostentreiber sind die Behandlungen im Krankenhaus“, berichtet PKV-Verbandsdirektor Dr. Florian Reuther. Unter anderem zeigten sich jetzt die Auswirkungen der gestiegenen Tarifgehälter in der Krankenpflege sowie die höheren gesetzlichen Mindestvorgaben zum Pflegepersonal. Pflegepersonalkosten würden zum Teil erst nachlaufend finanziert, erläutert er. „Diese Entwicklungen sind von der Politik intendiert und auf das Pflegepersonal-Stärkungsgesetz sowie die Pflegepersonaluntergrenzen-Verordnung zurückzuführen.“
Die einzelnen Versicherer äußern sich noch nicht
Auch beim PKV-Marktführer Debeka mit 2,5 Millionen Vollversicherten wird es Anfang 2025 zu Prämienerhöhungen kommen. Zum Ausmaß will sich ein Sprecher zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht äußern. Zunächst müssten die Kundinnen und Kunden informiert werden, erläutert er. Das geschieht ab Mitte Oktober. Auch die Allianz Private Krankenversicherung, die Axa Kranken und die Signal Iduna geben noch keine Auskunft über die kommenden Beitragsanpassungen.
Die meisten PKV-Anbieter passen die Prämien zum 1. Januar an, manche wie die DKV zum 1. April. Die PKV-Unternehmen müssen sich dabei an genaue Regeln halten. Sie führen dazu, dass nach Jahren ohne oder mit moderaten Erhöhungen die Prämien sprunghaft steigen – so wie im kommenden Jahr.
Die Branche bemüht sich seit Langem bei der Politik um eine Änderung der Regeln, die den Unternehmen stetigere Anpassungen ermöglichen würden. Bislang hat die PKV damit aber noch kein Gehör gefunden.
Die Beiträge sind in der GKV stärker gestiegen als in der PKV
Die PKV betont regelmäßig, dass trotz der immer wieder auftretenden sprunghaften Beitragssteigerungen die Prämien in den vergangenen Jahren weniger stark gestiegen sind als in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Nach der jüngsten Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der PKV (WIP) sind die Prämien je Versicherten in der PKV in den Jahren 2015 bis 2025 im Schnitt um jährlich 4,0 Prozent gestiegen, in der GKV um 4,5 Prozent. Blickt man auf die Jahre 2005 bis 2025, betragen die Prämiensteigerungen durchschnittlich 3,1 Prozent in der PKV und 4,0 Prozent in der GKV.
Bei den GKV-Beiträgen für 2025 bezieht sich das WIP auf den GKV-Spitzenverband, der von einem Anstieg des durchschnittlichen Zusatzbeitrags der gesetzlichen Krankenkassen von 1,7 Prozent auf 2,3 Prozent ausgeht. Der allgemeine Beitragssatz beträgt 14,6 Prozent der beitragspflichtigen Einnahmen.
Der Durchschnittsbeitrag aller erwachsenen PKV-Versicherten wird nach der Erhöhung 623 Euro im Monat betragen, hat der Verband hochgerechnet. Nach den Berechnungen liegt der Durchschnittsbeitrag in der GKV 2025 für einen Durchschnittsverdiener bei 711 Euro.
„Die PKV-Beiträge bleiben weiterhin attraktiv“
Die Zunahme der Beitragsbelastung in PKV und GKV wird nach Angaben von WIP-Leiter Dr. Frank Wild zum Teil dadurch relativiert, dass in den vergangenen Jahren auch das durchschnittliche Einkommen der Versicherten zugenommen hat. „Der Anteil des Einkommens, welches für Gesundheit ausgegeben wird, hat gleichwohl zugenommen, was in einer alternden Bevölkerung, bei medizinisch-technischem Fortschritt und gegenüber anderen Branchen vergleichsweise geringen Möglichkeiten, Produktivitätssteigerungen zu erzielen, gut erklärbar ist“, schreibt Wild.
„Die PKV-Beiträge bleiben sowohl in absoluter Höhe als auch im langfristigen Vergleich mit der GKV weiterhin attraktiv“, ist Verbandsdirektor Reuther überzeugt. Er sieht einen weiteren Vorteil des privaten Systems: „Im Gegensatz zur GKV sorgen die PKV-Versicherten mit ihren Beiträgen für die Zukunft vor, indem sie Alterungsrückstellungen in der Größenordnung von bisher rund 330 Milliarden Euro zurückgelegt haben.“