Stillhalten und kassieren

Welche Chancen Aktien-Optionen bieten

Mit dem Verkauf von Call- und Put-Optionen können Anleger attraktive Renditen erzielen und gleichzeitig Risiken reduzieren. Privatanleger sollten allerdings schon eine gewisse Sattelfestigkeit im Aktien-Einmaleins mitbringen.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Mit Optionen auf Aktien lassen sich Risiken reduzieren. Bei der anhaltenden Tiefzinspolitik bietet sich eine Chance auf Rendite.

Mit Optionen auf Aktien lassen sich Risiken reduzieren. Bei der anhaltenden Tiefzinspolitik bietet sich eine Chance auf Rendite.

© bestforbest / stock.adobe.com

Neu-Isenburg. Die US-Investorenlegende Warren Buffet erzielt mit ihnen Jahr für Jahr Millionengewinne: Stillhaltergeschäfte, bei denen Optionen auf Aktien verkauft werden. Auch Privatanleger können diese Strategie erfolgreich nutzen.

„Mit Stillhaltergeschäften lassen sich Risiken an den Aktienmärkten reduzieren und deutlich stabilere Renditen erzielen“, sagt Michael Thaler, Vorstand der Münchner Anlageberatung Top Vermögen.

Optionen sind Verträge zwischen zwei Investoren. Bei einer solchen Call-Option – das englische Wort Call bedeutet Kaufen – verpflichtet sich deren Käufer, eine Aktie zu einem späteren Zeitpunkt zu einem fest vereinbarten Preis zu erwerben, der zumeist fünf bis zehn Prozent über dem gegenwärtigen Kurs des Wertpapiers liegt.

Dafür zahlt er vorab eine Prämie. Der Stillhalter verpflichtet sich im Gegenzug, das Papier zum vereinbarten Zeitpunkt zum vereinbarten Preis zu liefern – und kassiert dafür die Prämie.

Starker Gewinn-Hebel

Dabei erwartet der Käufer der Option, dass der Kurs der Aktie bis zum Fälligkeitstermin der Option deutlich stärker als nur fünf oder zehn Prozent zulegen wird. Er würde in diesem Fall das Papier dann deutlich unter Wert erhalten und könnte es sofort mit Gewinn verkaufen. Da die Option nur einen Bruchteil der Aktie kostet, muss er so nicht viel Kapital über längere Zeit binden, um den erhofften Ertrag zu erzielen.

Der Verkäufer der Option hingegen setzt darauf, dass die Aktie zu diesem Zeitpunkt nicht fünf oder zehn Prozent höher als heute notieren wird – und er die Prämie einfach vereinnahmen kann. Denn für den Käufer der Option würde es sich nicht lohnen, die Aktie zum vereinbarten Preis zu kaufen, wenn ihr Kurs darunter liegt. Er lässt die Option deshalb „verfallen“.

Die Höhe der Prämie hängt von der Laufzeit der Option, der Differenz zwischen dem gegenwärtigen Aktienkurs und dem zum Verfallszeitpunkt des Kontrakts vereinbarten Kaufpreis sowie der Breite der Kursschwankungen der Aktie ab.

Prämie steigt mit der Laufzeit

Je länger die Laufzeit, je geringer der Abstand zum Verfallszeitpunkt und je stärker der Kurs der Aktie nach oben und unten pendelt, desto teurer ist die Prämie. Bei einer Laufzeit von drei bis sechs Monaten und einer Differenz von zehn Prozent zwischen aktuellem Aktienkurs und späterem Kaufpreis liegt die Höhe der Prämie zwischen zwei und fünf Prozent.

Privatanleger können solche Call-Optionen auf bereits im Depot befindliche Aktien über ihre Banken oder ihren Vermögensverwalter verkaufen. Dies lohnt sich immer dann, wenn sie erwarten, dass deren Kurs in den kommenden Monaten kaum steigen wird. Dies ist in der Regel in den Sommermonaten der Fall, wenn die Börsen häufig seitwärts tendieren. Anleger verdienen dadurch sogar dann Geld, wenn der Aktienkurs in dieser Zeit fällt.

Wer regelmäßig jeden Sommer Call-Optionen auf die Wertpapiere in seinem Depot veräußert, kann so die Rendite nachhaltig steigern. „Eine solide, aussichtsreiche Anlagestrategie bringt dann etwas, wenn sie dauerhaft umgesetzt wird“, sagt Lothar Koch, Leiter Portfoliomanagement bei Düsseldorfer Vermögensberatung GSAM + Spee.

Anleger, die über hohe Barbestände verfügen, aber auf dem derzeitigen Kursniveau nicht in Aktien investieren wollen, können stattdessen eine Put-Option verkaufen. Dabei verpflichten sie sich, dem Käufer der Option eine Aktie zu einem Preis abzunehmen, der fünf oder zehn Prozent unter dem gegenwärtigen Kurs des Papiers liegt – und erhalten dafür die Prämie.

Man muss auch kaufen können!

Das englische Wort Put bedeutet: Setzen. Die Verkäufer setzen darauf, dass der Kurs einer Aktie gegenwärtig überteuert ist und fallen wird. Der Käufer der Option hingegen will sich damit gegen einen deutlichen Kurseinbruch des Papiers absichern.

Ganz wichtig: Privatanleger sollten Put-Optionen nur verkaufen, wenn sie über genügend Kapital verfügen, um die Aktien auch erwerben zu können, sollte ihr Kurs bis zur Fälligkeit entsprechend fallen. Und: Sie sollten dafür nur Aktien auswählen, die sie zu dem in der Option vereinbarten Kaufpreis ohnehin erwerben würden, sagt Thaler.

Selbst wenn der Kurs der Aktie nicht fällt, könnten sie als Stillhalter gut verdienen. „Durch den Verkauf von Put-Optionen lassen sich Renditen von sechs bis neun Prozent pro Jahr erzielen“, sagt Thaler.

Solche Strategien dürften für Anleger künftig immer wichtiger werden. „An der Tiefzinspolitik der Europäischen Zentralbank wird sich kaum etwas ändern“, sagt Stefan Wallrich, Vorstand der Vermögensverwaltung Wallrich Asset Management in Frankfurt am Main. „Anleger müssen sich deshalb nach renditebringenden Alternativen zu Staatsanleihen und Spareinlagen umsehen.“

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