Patientensicherheit

Weniger Op-Risiken dank Blutmanagement

Auf ihrem Hauptstadtkongress brechen Anästhesisten und Intensivmediziner eine weitere Lanze für das Patient Blood Management. Dies führt in Kliniken bei Op zu weniger Anämien – und damit zu weniger Komplikationen bei Patienten.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Nach der Gabe von Blutkonserven kann die Wahrscheinlichkeit einer Infektion ansteigen.

Nach der Gabe von Blutkonserven kann die Wahrscheinlichkeit einer Infektion ansteigen.

© Mathias Ernert/Uniklinik Heidelberg

BERLIN. Eine Anämie stellt einen Risikofaktor für eine erhöhte Todesfallrate nach oder während der Op und für gesundheitliche Komplikationen dar. So kann nach der Gabe von Spenderblut die Wahrscheinlichkeit einer Infektion ansteigen. Wie die Vertreter der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) vor Kurzem auf ihrem Hauptstadtkongress in Berlin attestierten, können die Risiken durch das Patient Blood Management (PBM) reduziert werden.

Beim PBM handelt es sich um ein multidisziplinäres Behandlungskonzept zur Vorbeugung und Therapie von Blutarmut bei Op, welches den verantwortungsbewussten Umgang mit Fremdblut inkludiert. Seit 2016 stellt PBM laut DGAI eine der zehn Qualitätsindikatoren für die Anästhesiologie dar.

Zwar steige der Bedarf an Bluttransfusionen durch die moderne Medizin kontinuierlich, gleichzeitig sinke aber die Spendebereitschaft seit Jahren, wie die Anästhesiologen und Intensivmediziner ihre Herausforderung beschreiben.

Ein Fünftel weniger Bluttransfusionen

Aktuelle Studiendaten zeigten, dass durch PBM die Anzahl der Bluttransfusionen um rund 20 Prozent verringert werden könne. Das schone nicht nur die kostbaren Blutreserven, sondern erhöhe ebenso die Patientensicherheit. "Mit PBM stehen neue Möglichkeiten zur Verfügung, um das Risiko einer Anämie deutlich zu verringern", verdeutlichte Kongresspräsident Professor Kai Zacharowski.

"Die aktuellen Studien belegen vor allem einen Nutzen für den Patienten", ergänzte der Direktor der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie am Universitätsklinikum Frankfurt.

Durch die drei Säulen des PBM werde – auch ohne Bluttransfusion – eine bestmögliche Versorgung der Patienten gewährleistet: Zum einen könne die körpereigene Blutbildung durch bestimmte Medikamente angeregt werden.

So könne der Patient eine operationsbedingte Anämie besser kompensieren. Zum anderen benötigten heutige Diagnostikgerätschaften nur noch minimale Mengen an Blut für Untersuchungen, wodurch das Blutvolumen der Patienten geschont werden könne.

Ebenso beinhaltet PBM laut DGAI eine individuelle Betreuung des Patienten, um dessen spezifische Anämietoleranz zu erhöhen. Dazu könnten zum Beispiel Blutersatzstoffe gegeben werden, die das Volumen aufrechterhalten. Auch könne eigenes Wundblut von Patienten gereinigt und wiederverabreicht werden.

Die Anästhesiologie ziele sowohl bei stationären als auch bei ambulanten Op auf eine bestmögliche Behandlungsqualität ab, um letztlich die Patientenversorgung immer weiter zu optimieren. Daher befinde sich PBM unter den zehn Qualitätsindikatoren für die Anästhesiologie, die durch das Forum für Qualitätsmanagement und Ökonomie, beauftragt durch die DGAI – nach eigenen Angaben drittgrößte medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft Deutschlands – erarbeitet worden seien.

Realistische Qualitätskriterien

Ziel dieser Indikatoren sei es, relevante, verständliche, messbare, und erreichbare Qualitätskriterien zu definieren. "PBM ist unverzichtbar in der Anästhesie", stellte dementsprechend auch DGAI-Präsidentin Professor Thea Koch in Berlin fest. "Zusammen mit der präoperativen Risikoevaluation des Patienten und der optimalen Behandlung der Begleiterkrankungen hilft PBM wesentlich, die Patientensicherheit weiter zu erhöhen", ergänzte die Direktorin der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der Technischen Universität Dresden.

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