MFA-Award 2021
„Wir machen den ganzen Tag Kommunikation“

MFA-Award 2021 für das Praxisteam der Gemeinschaftspraxis für Innere Medizin und Dialyse in Friedrichshafen. Im Bild von links: Iris Schluckebier, Teilnehmerbetreuerin Fernlehrgänge beim PKV Institut, Praxismanagerin Ulrike Lorke und ihre Kollegin Beate Deiringer sowie PKV-Geschäftsführer Tim Egenberger.
© Michaela Schneider
München. „Am liebsten würde ich alle meine Kolleginnen ehren. Was Ihr die letzten Monate geleistet habt – Hut ab“, eröffnete Iris Schluckebier die Preisverleihung zum MFA/ZFA-Award 2021. Schluckebier hat selbst jahrelange Erfahrung als Medizinische Fachangestellte (MFA) und Praxismanagerin, heute unterstützt sie diese als Teilnehmerbetreuerin für die zertifizierten Fernlehrgänge am PKV Institut München.
Zum 14. Mal hatte die Bildungseinrichtung in der bayerischen Landeshauptstadt den MFA-Tag und ZFA-Tag ausgerichtet mit Vorträgen und Workshops, wenn auch sich die Teilnehmerzahl kurzfristig von 300 auf die Hälfte reduziert hatte. Der Grund: 2G in Bayerns Hotels – und somit auch im Tagungshotel.
„Rettet die Welt“
„Rettet die Welt“: So umschrieb Schluckebier, was Praxisteams in der Pandemie leisteten. Sie bauten Zelte auf und gaben den letzten Praxisraum her, um zu testen und zu impfen. Schluckebier sprach von einer „Wahnsinnsexpertise“. Teams seien in der aktuellen Situation noch einmal mehr zusammengewachsen. Am Ende stach unter den vielen Bewerbungen für den MFA-Award 2021 die Gemeinschaftspraxis für Innere Medizin und Dialyse Friedrichshafen hervor. Nephrologie und Dialyse, Kardiologie, Pneumologie, Diabetologie, Hämatologie und Onkologie sowie Gastroenterologie sind unter dem Praxisdach vereint. Dotiert ist der Award mit 500 Euro, ausgelobt wird er vom PKV Institut.
Die Teams in den unterschiedlichen Abteilungen grenzten sich nicht ab, lobte Schluckebier, sondern arbeiteten Hand in Hand. Die sieben bis neun Auszubildenden durchlaufen im rollierenden System alle Bereiche. Das Praxisteam organisiert sich mit einem IT-Dienstplan. Notfallseminare, die verpflichtend nur einmal im Jahr stattfinden müssten, werden in der Gemeinschaftspraxis viermal angeboten, jeweils abgestimmt auf die Anforderungen in den unterschiedlichen Abteilungen.
Warum das alles so gut funktioniert? „Wir machen den ganzen Tag Kommunikation, über die Abteilungen hinweg“, erzählte die Friedrichshafener Praxismanagerin Ulrike Lorke später im Gespräch. Mit ihrer Kollegin Beate Deiringer nahm sie den Award stellvertretend fürs Team entgegen.
„Die Politik schweigt uns tot“
„Die Politik schweigt uns tot“, kritisierte Lorke deutlich. Genannt und beklatscht würden fast immer nur Krankenschwestern und Pflegepersonal. Das war auch der Grund, dass sie sich mit ihrem Praxisteam um den MFA-Award 2021 bewarb. Es gehe um Anerkennung für den Beruf und „für das, was wir tun“. Schon jetzt fehle es auch in den Arztpraxen am Nachwuchs – und ältere Kolleginnen stiegen aus, weil sie die Belastung nicht mehr aushielten, betonte Beate Deiringer, und weiter: „Wir ackern von morgens bis abends.“ Letztes Jahr habe man fürs medizinische Personal zwar geklatscht, die Situation aber sei weder in der Pflege noch in den Praxen besser geworden.
Als bestes Praxisteam ZFA 2021 wurden zudem die Mitarbeiterinnen der Zahnarztpraxis Manja Krampe in Meiningen ausgezeichnet. Deren Motto lautet „Wir lieben Zähne“, es handle sich um die erste Herzlichkeitspraxis Deutschlands, ist auf der Internetseite zu lesen. Dem Praxisteam werden unter anderem Kreativtage zur Weiterentwicklung, ein eigener Koch, wöchentliche Physiotherapie und halbjährliche Vernissagen geboten.
Bewerbungen auf den MFA/ZFA-Award 2022 können ab jetzt eingereicht werden. Der nächste MFA-Tag soll im kommenden Jahr schon im Sommer, nicht im Herbst stattfinden.