Patientenzimmer
Wohlfühlfaktor - ein Pfund, mit dem Kliniken wuchern können?
Luxus-Patientenzimmer könnten Klinikbetreibern neben der medizinischen Kompetenz im Buhlen um vor allem privates Klientel helfen, hoffen die Anbieter. Forscher haben ein Komfortzimmer konzipiert, die Reaktionen sind positiv.
Veröffentlicht:BAD GRIESBACH. Krankenhäuser in Deutschland sehen sich einem immer stärkeren Wettbewerb um Patienten ausgesetzt. Viele Einrichtungen setzen daher neben der medizinischen Kompetenz auf Komfort und Service - vor allem für Privatpatienten.
Wie ein Patientenzimmer aussehen kann, das die Erwartungen künftiger Gesundheitskunden an Sicherheit, Individualität, Schutz der Privatsphäre, Serviceleistungen, Komfort und Wohlbefinden erfüllt und gleichzeitig den Anforderungen an medizinische-pflegerische Prozesse gerecht wird, dieser Frage hat sich das interprofessionelle Forschungsprojekt Greening the Patient Room gewidmet.
Pilotzimmer in Referenzklinik
Die Asklepios Klinik St. Wolfgang in Bad Griesbach, die auch als Fünfsternehotel geführt wird, dient den Forschungspartnern als Referenzkrankenhaus. Unter dem Konzepttitel "Room 2525" wurde auf der Privatstation der Klinik ein Einzelzimmer etabliert, das als Show Room für die Lösung im Praxiseinsatz dient.
Wie Asklepios betont, sei dieses Konzeptzimmer von vornherein für den Praxiseinsatz gedacht gewesen. Ärzte und Schwestern würden dort also Patienten versorgen. Diese erste Phase werde ein Jahr laufen. Die Ergebnisse sollen anschließend in einer zweiten Phase auf ein Zweibettzimmer in einer anderen Asklepios Klinik übertragen werden.
Inhaltlich gehe es bei dem zukunftsgerichteten Projekt etwa darum, aufzeigen, wie innovative, umwelt- und ressourcenschonende Materialien zu besserer Hygiene und Reinigung des Zimmers und damit auch zu einer höheren Sicherheit von Patienten beitragen können, oder welchen Einfluss intelligente Beleuchtungskonzepte auf die Genesung der Patienten haben können.
Weiter geht es um die Frage, wie innovative Akustikkonzepte Angst und Stress bei Patienten und Mitarbeitern abbauen können, wie neue telemedizinische Lösungen für eine personalisierte Gesundheitsvorsorge aussehen können oder wie Krankenhausbetreiber Energie- und Wasserverbrauch sowie das Abfallmanagement auf Ebene eines Patientenzimmers verbessern können.
"Während eines Klinikaufenthalts möchten Patienten in einem fachlich kompetenten Umfeld untergebracht sein, das gleichzeitig ihr emotionales und körperliches Wohlbefinden fördert. Komfort, Sicherheit, Individualität, Schutz der Privatsphäre und aus beispielsweise der Hotellerie gewohnte Serviceleistungen rücken dabei zunehmend in den Fokus. Dies trägt auch zu einer schnelleren und letztlich besseren Genesung bei", so Dr. Wolfgang Sittel, bei Asklepios Leiter Konzernbereich Architektur und Bau, vor Kurzem bei der ersten öffentlichen Präsentation des Room 2525.
Der Blick in das Pilotzimmer lässt in der Tat an einen Aufenthalt in einem Luxushotel erinnern. Italienisches Design, hochwertige Materialien und Barrierefreiheit.
Letztere ist eine politische Forderung auch für den Gesundheitsbereich, die im Nationalen Aktionsplan der Bundesregierung zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention mit dem Titel "Unser Weg in eine inklusive Gesellschaft" verankert ist.
Maximale Hygiene im Fokus
Digital vernetzt biete der Room 2525 nicht nur Konnektivität für Notebooks, Tablets oder Smartphones, sondern auch ganz neue Möglichkeiten für die Integration telemedizinischer Lösungen.
Von der Lichtsteuerung über die Klimatisierung bis hin zur Kommunikation erleichtere intelligente Technik den Patienten den Klinikalltag.
Und das barrierefreie Designer-Bad könnte sich so auch in jedem Wellness-Hotel finden. Die Maxime bei der Raumgestaltung sei gewesen, auf maximale Hygiene zu achten.