Vernichtendes Urteil

Fischölkapseln nützen einfach nichts!

Millionen von Menschen nehmen Omega-3-Fettsäuren als Tabletten zur Herzerkrankungsprävention ein. Doch das können sie sich sparen, wie nun eine große randomisierte Studie ergeben hat.

Von Veronika Schlimpert Veröffentlicht:
„Fischölkapseln sind kein Fisch“: Auch wenn die Omega-3-Fettsäuren-Supplementierung in der Studie keine Wirkung zeigte, sollte Fisch Bestandteil einer gesunden Ernährung bleiben, so die Autorin der ASCEND-Studie.

„Fischölkapseln sind kein Fisch“: Auch wenn die Omega-3-Fettsäuren-Supplementierung in der Studie keine Wirkung zeigte, sollte Fisch Bestandteil einer gesunden Ernährung bleiben, so die Autorin der ASCEND-Studie.

© morganka / Fotolia

MÜNCHEN. Das Geschäft mit Nahrungsergänzungsmitteln boomt. Omega-Fettsäuren-haltige Fischöl-Kapseln beispielsweise gibt es fast überall zu kaufen, ob im Supermarkt oder in einer der großen Drogeriemarktketten. Viele Menschen sind von der gesundheitlichen Wirkung dieses Nahrungsergänzungsmittels überzeugt – zu Recht?

"Es gibt keine einzige Rechtfertigung für die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren", lautet das vernichtende Urteil von Dr. Louise Bowman, die die Ergebnisse der bisher größten randomisierten Studie zur kardiovaskulären Wirkung von Omega-3-Fettsäuren beim ESC-Kongress in München präsentiert hat.

Die ASCEND-Studie könnte nun endgültig das Ende der Omega-3-Fettsäuren-Supplementierung einleiten. Bereits in einer erst kürzlich publizierten Metaanalyse hat sich die Supplementierung von solchen mehrfach ungesättigten Fettsäuren als vollkommen nutzlos erwiesen.

Über 15.000 Teilnehmer

In der ASCEND-Studie haben 15.480 Patienten mit Diabetes randomisiert entweder Fischöl-Kapseln (1 g) oder olivenölhaltige Kapsel (1 g) als Placebo erhalten. Die Studie wurde in einem 2×2 faktoriellem Design konzipiert und hat neben dieser Fragestellung auch die Wirkung von ASS in der kardiovaskulären Primärprävention untersucht.

Nach im Mittel 7,4 Jahren hatte die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren-Kapseln keinerlei Wirkung gezeigt, das Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle, TIA oder für kardiovaskulär verursachte Todesfälle war dasselbe wie in der Placebo-Gruppe (8,9 versus 9,2 Prozent Hazard Ratio: 0,97).

Keine Wirkung gefunden

Nun könnte man argumentieren, dass die Supplementierung vielleicht anderweitige Effekte abseits des kardiovaskulären Risikos entfaltet hat. "Wir haben versucht, irgendeine Wirkung zu finden, aber nichts gefunden", sagt Bowman dazu. So wurde das Krebsrisiko nicht gesenkt, ebenso wenig wie die Häufigkeit von respiratorischen Komplikationen.

Auch der Versuch, Subgruppen zu finden, die profitieren könnten, scheiterte.

Die Epidemiologin von der Universität in Oxford fordert, "die Leitlinienempfehlungen zu überdenken." Aktuell werden in den amerikanischen Leitlinien eine Supplementierung mit Omega-3-Fettsäuren und ein vermehrter Fischkonsum in der kardiovaskulären Sekundärprävention noch empfohlen. Die Studien belegten aber sehr übereinstimmend, dass diese Supplementierung keinen Sinn mache, so Bowman.

Sie betont aber, dass eine "Fischöl-Kapsel kein Fisch ist." Man sollte deshalb jetzt nicht Fisch als einen Bestandteil einer gesunden Ernährung verbannen.

Mehr vom ESC-Kongress

  • Primärprävention: In der kardiovaskulären Primärprävention hatte ASS in Studien nur einen marginalen Effekt.
  • Angina pectoris: Patienten mit stabiler Angina pectoris profitieren von einer frühen Koronar-CT offenbar mehr als von einer Abklärung mit Belastungs-EKG.
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