Langzeitstudie

Rauchen verkalkt Arterien stärker als Kiffen

Langfristiger Cannabis-Konsum wurde wiederholt mit Atherosklerose in Verbindung gebracht. Nun deutet eine Langzeitstudie darauf hin, dass nicht der Cannabis-Konsum an sich, sondern Tabakrauch Hauptauslöser ist.

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Querschnitt einer Arterie mit Verkalkungen (gelb).

Querschnitt einer Arterie mit Verkalkungen (gelb).

© Lord of Konrad/Wikimedia Commons

BERN. Dass sich durch Tabakrauchen Atherosklerotische Plaques bilden und dadurch das Herzinfarktrisiko erhöht wird, ist bereits bekannt. Noch nicht untersucht worden war, ob Cannabis-Konsum dieselbe Wirkung hat. In eine Langzeitstudie über 25 Jahre hat das Team um Professor Reto Auer vom Berner Institut für Hausarztmedizin nun nachgewiesen, dass regelmäßiger Cannabis-Konsum nur dann schädlich für die Herzarterien ist, wenn Cannabis zusammen mit Tabak konsumiert wird, teilt die Uni Bern mit.

"Unsere Studie bestätigt die starke und konsistente Verbindung zwischen Tabakkonsum und der Bildung von Plaques", wird Auer in der Mitteilung der Universität zitiert. "Cannabiskonsumentinnen und -konsumenten rauchen viel Tabak und erhöhen dadurch ihr Risiko für Herzinfarkte."

Für die Untersuchungen wurden Daten aus der Langzeitstudie CARDIA verwendet, die seit 1985 die Entwicklung von Atherosklerose und deren Risikofaktoren bei jungen Erwachsenen untersucht. Sie erfasst über 25 Jahre hinweg unter anderem den Cannabis- und Tabakkonsum von über 5000 Teilnehmern in den Vereinigten Staaten, beginnend im frühen Erwachsenenalter.

Für die vorliegende Studie wurden 3498 Teilnehmer mittleren Alters berücksichtigt, die in ihrem Umfeld eine typische Cannabis- und Tabakexposition hatten und bei denen über 25 Jahre hinweg der Tabak- und Cannabiskonsum erhoben wurde (Addiction 2018; online 21. Januar). Im 25. Jahr wurde mit Computertomographie das Calcium in den Herz- und Baucharterien gemessen. Die Forscher untersuchten anhand der Messungen den Zusammenhang zwischen jahrelangem Konsum von Cannabis und Tabak und der Arterienverkalkung.

Bei 89 Prozent der Teilnehmer war eine Computertomographie durchgeführt worden. Bei 60 Prozent dieser Teilnehmer hatten sich Plaques gebildet. Von diesen 3117 Probanden mit Plaques berichteten 84 Prozent über Cannabiskonsum, aber nur 6 Prozent konsumierten täglich. Im Gegensatz dazu rauchten 49 Prozent täglich Tabak.

Wie die Forscher erwarteten, gab es einen starken Zusammenhang zwischen der Tabakrauchexposition in der Vergangenheit und dem Plaque-Aufbau in den Herz- und Baucharterien. Bei denjenigen Cannabis-Konsumierenden, die niemals Tabak geraucht hatten, war dieser Zusammenhang jedoch nicht nachweisbar. Nur bei Personen mit sehr hohem Cannabis-Konsum fanden die Forschenden einen Trend zu einem erhöhten Risiko für Atherosklerose. "Wir müssen diese Ergebnisse aber sorgfältig interpretieren, weil nur wenige Teilnehmer so stark exponiert waren", sagt Auer.

Insgesamt hatte häufiger Cannabis-Konsum einzig eine schwache Wirkung auf die Verkalkung von Baucharterien. Forscher konnten bereits in einer früheren Auswertung der CARDIA-Studie zeigen, dass Cannabis und Herzinfarkte nicht assoziiert sind (Am J Public Health 2017; 107: 601-606). "Hingegen sehen wir deutlich die nachteiligen Effekte des Tabakkonsums – oder mit anderen Worten: die Begleiteffekte, wenn Cannabis mit Tabak konsumiert wird, sind nicht zu unterschätzen", so Auers Fazit. (eb)

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