Augenärzte warnen

Wann das Smartphone für Kinderaugen gefährlich wird

Kleine Kinder sollten lieber mit Bauklötzen spielen als mit Smartphones und Tablets, empfehlen Augenärzte. Denn: Wenn die Kleinen häufig und lange auf Bildschirme starren, leiden nicht nur ihre Augen.

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Je jünger das Kind, desto weniger Smartphone-Nutzung ist ratsam, so Augenärzte.

Je jünger das Kind, desto weniger Smartphone-Nutzung ist ratsam, so Augenärzte.

© Kirill Ryschow / stock.adobe.com

MÜNCHEN. Die übermäßige Nutzung von Smartphones und Tablets fördert die Entwicklung von Myopie bei Kindern, betont die Deutsche Ophtalmologische Gesellschaft (DOG) im Vorfeld ihres Kongresses, der am 27. September in Bonn startet.

„Studien zeigen, dass Kurzsichtigkeit zu rund 50 Prozent vom Lebensstil beeinflusst wird“, sagte Professor Bettina Wabbels, Leiterin der Abteilung für Orthoptik, Neuro- und pädiatrische Ophthalmologie am Universitätsklinikum Bonn. Belege dafür gebe es bisher vor allem aus asiatischen Ländern. „Auf uns rollt diese Welle jetzt auch zu.“

Bei Kindern unter drei Jahren führe ein häufiges Starren auf nahe Computerbildschirme zu einem Wachsen des Augapfels und damit zu einem längeren Auge, erläuterte Wabbels. „Ist ein Auge einmal so gewachsen, schrumpft es nicht mehr“, ergänzte sie. „Ab 12 Jahre sind die Weichen für die Augen gestellt.“

Kurzsichtigkeit sei dann für das Leben besiegelt. Für Vier- bis Sechsjährige empfiehlt Wabbels deshalb maximal 30 Minuten vor Computern. Grundschulkinder bis zehn Jahre sollten maximal eine Stunde davor sitzen.

Es ist vor allem die Nähe von Smartphone und Co zu den Augen, die Sehschwächen bei Kindern befördern kann. „Ein Fernseher ist weniger schlimm, denn er ist weiter weg“, sagte die Bonner Augenärztin.

Wenn aber schon Kleinkinder häufig Spielchen auf Computerscreens verfolgten, leide nicht nur das Auge. „Beim Tablet ist alles platt“, erläuterte sie.

Verschwommenes Sehen und Schielen werden gefördert

Damit könne auch die Entwicklung des räumlichen Seh- und Vorstellungsvermögen bei Kindern leiden - der Wechsel zwischen Nah- und Fernsicht zum Beispiel. Das befördere verschwommenes Sehen - und auch Schielen.

Dazu kämen gereizte, müde und ausgetrocknete Augen. Der Blaulichtanteil in Bildschirmen hemme darüber hinaus die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin, ergänzte DOG-Präsidentin Professor Nicole Eter.

Vor dem Schlafengehen sollten deshalb bei Kindern ein bis zwei Stunden ohne Blick auf Computer liegen. „Für Erwachsene gilt im Übrigen das Gleiche“, sagte Wabbels.

„Im Grunde ist das wie bei Süßigkeiten“, ergänzte die Ärztin. „Computer sind sehr verlockend für Kinder, aber man muss das begrenzen. Je jünger, desto weniger Nutzung.“ Ob Smartphone, Tablet oder PC - die Größe des Bildschirms spiele dabei keine Rolle.

Kleine Kinder sollten lieber mit Bauklötzen spielen und die reale Welt drinnen und draußen erobern. Das sei in jedem Fall besser - auch für die Augen.

Immer mehr kurzsichtige Menschen in Industrieländern

In den vergangenen Jahren ist die Anzahl kurzsichtiger Menschen in Industrieländern nach Angaben der Gesellschaft für Augenheilkunde gewachsen.

In Deutschland seien es unter jungen Erwachsenen inzwischen 50 Prozent. In asiatischen Ländern liege die Quote bereits bei 95 Prozent.

„Die Zunahme ist vor allem auf sehr frühen und intensiven Gebrauch von PCs, Smartphones und Tablets zurückzuführen“, sagte Eter.

Weil die Kinder weniger Zeit draußen im Freien verbrächten, fehle der Blick in die Ferne.

Kurzsichtigkeit bedeutet nach Angaben der Gesellschaft nicht nur das oft lebenslange Tragen von Brille oder Kontaktlinsen. Auch die Risiken für Netzhauterkrankungen oder Grünem Star seien größer. (eb/dpa)

Wir haben den Beitrag aktualisiert am 21.9.2018 um 10:20 Uhr.

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