Projekt „MICROB-PREDICT“

Beeinflusst die Darmflora die Entstehung von Leberversagen?

Veröffentlicht:

FRANKFURT / MAIN. Welchen Einfluss hat die Darmflora auf die Entstehung von Leberzirrhose und Leberversagen? Diese Frage untersuchen nun 22 europäische Institutionen in dem Projekt MICROB-PREDICT, teilt die Universität Frankfurt am Main mit. Wissenschaftlicher Koordinator des Projekts ist der Hepatologe Professor Jonel Trebicka von der Goethe-Universität.

Genetische Veranlagung und / oder Infektionen können das Risiko für dekompensierte Zirrhose erhöhen und die Prognose verschlechtern, erinnert die Universität. Eine wichtige Rolle spielen Abweichungen innerhalb des Darm-Mikrobioms wie eine eingeschränkte Barrierefunktion der Darmwand, zu viele Barriere-überschreitende Bakterien und systemische Entzündungsprozesse.

Eine aktuelle multizentrische Studie der Europäischen Stiftung zur Erforschung chronischen Leberversagens (EF-CLIF, Barcelona) habe ergeben, dass bakterielle Infektionen in westlichen Ländern häufige Auslöser für akut-auf-chronischem Leberversagen (ACLF) sind. Ziel von MICROB-PREDICT ist, durch die Erforschung des menschlichen Darm-Mikrobioms personalisierte, Mikrobiom-bezogene Behandlungsstrategien zu entwickeln, um ACLF zu verhindern oder wirksam zu behandeln.

Um dieses Ziel zu erreichen, müssten die biologischen Mechanismen von dekompensierter Zirrhose und ACLF verstanden und verlässliche Vorhersagen für deren Entstehung identifiziert werden, so die Universität. „Der Bedarf an stärker personalisierten Behandlungsmethoden wird klar, wenn man bedenkt, dass es erhebliche, aber größtenteils immer noch unerklärbare, individuelle Unterschiede bei der Entstehung von dekompensierter Zirrhose und ACLF gibt“, wird Trebicka in der Mitteilung zitiert. „Gleichzeitig steckt darin die Chance für wirksamere, gezieltere, und mehr auf den einzelnen Patienten zugeschnittene Behandlungen.“

Das europaweite Forschungsprojekt wird mehr als 200.000 einzelne Mikrobiom- und andere Patientendaten von circa 10.000 Probanden vorheriger groß angelegter Studien wie GALAXY, LIVERHOPE und PREDICT zusammenführen und auswerten. Die Erstellung einer umfangreichen Datenbank aus Stuhl-, Blut-, Speichel-, Darmschleimhaut- und Urinproben über den gesamten Verlauf der Leberkrankheit werde langfristige Analysen ermöglichen – ein deutlicher Vorteil gegenüber früheren Studien. (eb)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Praxisabgabe mit Hindernissen

Warum Kollege Gieseking nicht zum Ruhestand kommt

Lesetipps
Krankenkassen haben zum Jahreswechsel schlechte Botschaften für ihre Mitglieder: die Zusatzbeiträge steigen stark. Die Kritik an versäumten Reformen der Ampel-Koalition ist einhellig.

© Comugnero Silvana / stock.adobe.com

Update

62 Kassen im Beitragssatz-Check

Höhere Zusatzbeiträge: So teuer wird Ihre Krankenkasse 2025