Stephen Hawking ist tot

Schwerkrank, Forscher, Medienstar

Obwohl Amytrophe Lateralsklerose ihn an den Rollstuhl fesselte, wurde Stephen Hawking einer der berühmtesten Physiker der Welt. Oder gerade wegen der Krankheit? Jetzt starb der Forscher mit 76.

Alexander JoppichVon Alexander Joppich Veröffentlicht:
Der Blick zu den Sternen: Stephen Hawking im New Yorker "One World Observatory" im Jahr 2016.

Der Blick zu den Sternen: Stephen Hawking im New Yorker "One World Observatory" im Jahr 2016.

© Van Tine Dennis / ABACA / dpa

CAMBRIDGE. "Die Menschen sind fasziniert von dem Widerspruch zwischen meinen sehr begrenzten körperlichen Fähigkeiten und dem gewaltigen Ausmaß des Universums, mit dem ich mich beschäftige": So erklärte Stephen Hawking vor einigen Jahren in einem Interview mit Newscientist, warum er ein so großes öffentliches Interesse erfährt. Heute Morgen starb der weltbekannte Physiker im Alter von 76 Jahren.

Genie mit schwerer Nervenkrankheit

Hawking erkrankte 1963 an Amytropher Lateralsklerose (ALS), saß jahrzehntelang im Rollstuhl und konnte sich nur mittels eines Sprachcomputers verständigen. Dass er trotz seiner schweren Erkrankung zu einem der bedeutendsten Physiker seiner Zeit wurde, brachte dem Engländer viel öffentliche Aufmerksamkeit und Anerkennung entgegen.

Mit seiner schweren Krankheit kokettierte der Wissenschaftler immer wieder, etwa als er bei der Fernsehserie "Die Simpsons" seinen Rollstuhl als Fluchthubschrauber einsetzte. Dabei erstaunte er Ärzte im echten Leben immer wieder: Mediziner sagten ihm einen Tod innerhalb weniger Jahre voraus; Hawking überlebte ALS 55 Jahre.

Der Engländer war das öffentliche Gesicht von ALS. 2014 ging die "Ice Bucket Challenge" im Internet viral: Um Aufmerksamkeit und spenden für die unheilbare Nervenerkrankung zu sammeln, gossen weltweit Menschen Eimer voller Eiswasser über sich und luden das Video auf Youtube hoch. Hawking selbst spielte in einem solchen Video als Zuschauer mit.

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Veröffentlicht: 14.03.2018

Wissenschaftler und Medienstar

Der Astrophysiker war ohnehin ein Medienstar. Er trat unter anderem bei "Star Trek" – gemeinsam mit Albert Einstein und Isaac Newton – auf, hatte mehrere Gastrollen in "Die Simpsons" und der Sitcom "The Big Bang Theory". 2015 erschien mit "Die Entdeckung der Unendlichkeit" ein Film über sein Leben, für den Eddie Redmayne den Oscar für die Verkörperung Hawkings erhielt.

Sein Auftritt bei "The Big Bang Theory" (englisch: "Die Urknalltheorie") hatte einen Witz in sich selbst: Als Doktorand lieferte er zusammen mit einem Kollegen einen mathematischen Beweis für die Urknalltheorie. Weitere Auftritte in der Serie folgten, in denen Hawking sich über die oft anscheinend grenzenlose öffentliche Bewunderung über ihn lustig machte.

Zwar blieb ihm der Nobelpreis verwehrt – dafür hätte er experimentelle Nachweise erbringen müssen–, seine Stärke lag aber darin, Laien schwierige wissenschaftliche Theorien verständlich zu machen: Sein Buch "Eine kurze Geschichte der Zeit" machte ihn 1988 weltbekannt.

Doch auch als Wissenschaftler war er hoch anerkannt: Drei Jahrzehnte lang hielt Hawking den Lucasischen Lehrstuhl für Mathematik an der Universität Cambridge inne, den einst Isaac Newton besaß.

Nachdenklich im Alter

In seinen letzten Jahren machte sich der Astrophysiker zunehmend Gedanken um die Zukunft der Menschheit. Er befürchtete, dass Maschinen eines Tages intelligenter als ihre menschlichen Schöpfer werden könnten, künstlich erschaffene Viren eine Gefahr darstellen und die Menschheit sich selbst auslöschen könnte. Auch die Klimaerwärmung bereitete ihm Kopfzerbrechen. Die Menschheit müsse eines Tages die Erde verlassen, prognostizierte Hawking.

An ein Leben nach dem Tod glaubte der Brite nicht: "Ich betrachte das Gehirn als einen Computer, der aufhört zu arbeiten, wenn seine Bestandteile nicht mehr funktionieren. Es gibt keinen Himmel oder ein Leben danach für kaputte Computer – das ist ein Märchen für Leute, die vor der Dunkelheit Angst haben", sagte er gegenüber der Zeitung "The Guardian".

Seine Bestandteile haben heute Morgen ihren Geist aufgegeben. Nur eines habe er sein Leben lang nicht fassen können, sagte der Absolvent der Kosmologie und zweifach geschiedener Mann dem Newsportal "Newscientist" mit 70 Jahren: "Frauen. Sie sind mir ein komplettes Rätsel."

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