Nephrologen klären auf
Was und wie viel bei Hitze getrunken werden sollte
Die aktuelle Hitzewelle macht vielen Menschen zu schaffen. Wichtig ist, ausreichend zu trinken, betonen Experten. Wer aber denkt: Je mehr trinken, desto besser ist auf dem Holzweg. Warnzeichen für eine Dehydrierung gibt es mehrere.
Veröffentlicht:BERLIN. Die momentane Hitzewelle in Deutschland strapaziert gerade die älteren Menschen.
"In den letzten Tagen haben wir in den Kliniken viele dehydrierungsbedingte Notfälle gesehen – wie Kreislaufprobleme, Herzrasen und auch akute Nierenversagen", so Professor Jan C. Galle, Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) in einer Mitteilung der DGfN. "Gerade ältere Menschen sollten ausreichend trinken. 1,5-2 Liter am Tag sind normal, bei starkem Schwitzen kann es auch gut ein halber Liter mehr sein."
Eine weit darüber hinausgehende Flüssigkeitszufuhr bringe jedoch nichts, so die DGfN. Die Getränke sollten außerdem genügend Mineralstoffe enthalten: Statt Leitungswasser also lieber mal eine Apfelschorle oder ein alkoholfreies Bier trinken!
Häufige Folgen einer Dehydrierung sind Kreislaufschwäche bis hin zu Herzrasen und Ohnmacht, erinnert die DGfN in ihrer Mitteilung. Auch Bewusstseinsstörungen treten öfter auf, Phasen der Verwirrtheit, einige Menschen fallen sogar ins Koma.
Eine weitere Komplikation ist akutes Nierenversagen: Es wird kaum noch Urin ausgeschieden und es kommt zu schweren Vergiftungserscheinungen mit Übelkeit, Erbrechen und Wassereinlagerungen im Körper. Lagert sich Wasser in der Lunge ein, kann das die Atmung erschweren und lebensgefährlich werden.
Vorsicht bei Schwindel und dunklem Urin
Warnzeichen, dass zu wenig getrunken wurde, sind:
- wenn man deutlich seltener und weniger Wasserlassen muss als sonst,
- wenn der Urin sehr dunkel ist,
- wenn die Haut und Schleimhäute trocken sind,
- wenn es zu Schwindel oder Herzrasen kommt,
- wenn es zur raschen, sonst nicht erklärbaren Gewichtsabnahme kommt.
Besonders gefährdet sind Menschen, die zum Beispiel zur Blutdrucksenkung oder zur Behandlung anderer Krankheiten Diuretika einnehmen. Eine weitere Risikogruppe sind ältere Menschen, "da bei ihnen häufig das Durstempfinden viel schwächer ausgeprägt ist als bei jüngeren", so der Experte.
Bei Nierenschaden und Hitze: Besser kein Cola
Und was soll bei Hitze getrunken werden? "Neben der ausreichenden Flüssigkeitszufuhr sollte auf eine ausreichende Mineralstoffzufuhr geachtet werden, denn wir schwitzen auch wertvolle Mineralien aus. Leitungswasser, das mit Kohlensäure versetzt wird oder sogenannte Tafelwasser enthalten relativ wenige Mineralstoffe. Besser sind Mineralwasser – und ab und zu eine Apfelsaftschorle oder ein alkoholfreies Bier", so Galle in der Mitteilung der DGfN.
Von mit Zucker versetzten Limonaden rät Galle grundsätzlich ab, bei vorgeschädigten Nieren außerdem von Cola. "Bei Patienten mit chronischer Nierenerkrankung führt Cola zum Anstieg von Phosphat im Blut und das wiederum kann die Nierenerkrankung beschleunigen. Da viele Patienten von ihrer leichtgradigen Nierenkrankheit nichts wissen, riskieren sie, ohne es zu ahnen, ihre Nierengesundheit, wenn sie viel Cola trinken."
Wer eine Dehydrierung vermeiden möchte und nun denkt, je mehr trinken, desto besser, sei allerdings auf dem Holzweg, so die DGfN. Bei Patienten mit Herz- oder Nierenerkrankungen seien Volumenüberladungen in der Regel eher nachteilig.
Auch die Meinung, wer besonders viel trinke, spüle die Nieren und schütze sie, sei eine Mär. Eine randomisiert kontrollierte Studie an neun kanadischen Zentren habe im letzten Jahr ergeben, dass die Trinkmengen-Erhöhung um täglich 1-1,5 Liter über zwölf Monate zu keinen Unterschieden gegenüber der Kontrollgruppe (Beibehaltung der bisherigen Trinkmenge) hinsichtlich Nierenfunktion, Eiweißausscheidung sowie dem Wohlbefinden führte.
Zusammenfassend sollten sich Gesunde bezüglich der Trinkmengen also an die Empfehlung 1,5-2 Liter bei Normaltemperaturen, 2-3 Liter bei Hitze orientieren, so die DGfN. Herz- oder Nierenkranke sollten mit ihrem Arzt sprechen, eine allgemeine Empfehlung könne für sie nicht gegeben werden. (eb)
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