Robert Koch-Institut
Gesundheit bleibt Einkommenssache
Forscher des Robert Koch-Instituts beobachten, dass die sozial bedingten Unterschiede bei Gesundheit und Lebenserwartung weiter wachsen.
Veröffentlicht:BERLIN. Gesundheitschancen sind in Deutschland nach wie vor hochgradig abhängig von Einkommen, Bildungsstand und Berufssituation. „Die einkommensabhängigen Unterschiede in der Lebenserwartung sind über die letzten 25 Jahre nicht geringer geworden.
Ganz im Gegenteil gewinnen wir sogar den Eindruck, dass sich die Unterschiede weiter vergrößern“, sagte Dr. Thomas Lampert vom Robert Koch-Institut (RKI) beim Kongress „Armut und Gesundheit“ am Donnerstag in Berlin. Er stellte zwei neue RKI-Studien vor.
Die erste Studie zeigt unter anderem, dass die mittlere Lebenserwartung von Männern mit niedrigem Einkommen bei der Geburt 8,6 Jahre unter der von Männern mit hohem Einkommen liegt (Frauen: 4,4 Jahre). Die zweite Studie (KiGGS) untersucht die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland.
Insgesamt hat sich der Gesundheitszustand von Minderjährigen seit dem Zeitraum der Basiserhebung von 2003 bis 2006 deutlich verbessert.
Immer mehr Kinder und Jugendlich in schlechtem Allgemeinzustand
Laut RKI haben immer weniger Heranwachsende einen mittelmäßigen bis schlechten Allgemeinzustand. Auch der Konsum zuckerhaltiger Getränke, das Rauchen und psychische Auffälligkeiten sind zurückgegangen.
„Der Rückgang fiel prozentual in der niedrigen Statusgruppe jedoch schwächer aus als in der mittleren und hohen“, heißt es in der aktuellen Studie.
So sank der Anteil der Kinder mit mittelmäßigem bis schlechtem Allgemeinzustand insgesamt von 7,7 Prozent in der Basiserhebung auf 4,3 Prozent in den zuletzt ausgewerteten Jahren 2014 bis 2017.
Doch während er in der Gruppe mit hohem Sozialstatus auf ein Drittel des Ausgangswertes zurückging, sank er in der Gruppe mit niedrigem Sozialstatus nur auf gut die Hälfte des Ausgangswertes.
"Soziale Unterschiede haben zugenommen"
Der Anteil von Kindern aus Raucherhaushalten war in der Gruppe mit niedrigem sozialen Status in der Basiserhebung mit 25,2 Prozent gut anderthalb mal so hoch wie in der Gruppe mit hohem Sozialstatus mit 16,3 Prozent. In der neuesten Auswertung ist er bei den sozial benachteiligten Kindern mit acht Prozent doppelt so hoch wie in der hohen Statusgruppe mit vier Prozent.
„Die sozialen Unterschiede haben weiter zugenommen“, sagte Lampert. Er verwies auf das Dilemma, dass Präventionsmaßnahmen zwar bei den höheren Einkommensgruppen greifen, nicht aber in gleichem Maße bei niedrigen Einkommensgruppen.
„Aus diesem Grund sollten sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche im Mittelpunkt der Präventionsbemühungen stehen, weil wir nur dann von einem Präventionserfolg sprechen können“, so Lampert.
Um dieses Präventionsdilemma aufzulösen sei es nötig andere Zugangswege zu den benachteiligten Gruppen zu schaffen.