IGeL-Umfrage
Seriöses Vorgehen ist ein Schwungrad für Akzeptanz
Trotz Dauer-Negativ-Reklame durch Krankenkassen und Verbraucherschützer: Die Akzeptanz von Selbstzahlerleistungen leidet offensichtlich nicht. Im Gegenteil: Die Teilnehmer der Leserumfrage von "Ärzte Zeitung" und "Die PVS" dringen mit ihren Empfehlungen bei den Patienten überwiegend durch.
Veröffentlicht:NEU-IENBURG. Manchmal lohnt es sich, dicke Bretter zu bohren: Vor 20 Jahren entstand das Selbstzahler-Konzept der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), neun Jahre später verabschiedete der Ärztetag in Magdeburg den sogenannten IGeL-Dekalog, um den Wildwuchs bei den Individuellen Gesundheitsleistungen zu begrenzen und dem Ganzen einen seriösen Rahmen zu geben. Spätestens seit diesem Beschluss sollte Ärzten klar sein, dass Selbstzahlerleistungen in der Regel nur nach wirtschaftlicher Aufklärung und einer Bedenkzeit für den Patienten, mit Behandlungsvertrag und gegen Rechnung auf GOÄ-Basis erbracht werden.
Die Früchte dieser Mühen ernten offensichtlich die Ärzte, die heute Selbstzahlerleistungen anbieten. Jedenfalls berichten die nahezu 700 Teilnehmer der Umfrage zu Selbstzahlerleistungen von einer überwiegend hohen und noch weiter wachsenden Akzeptanz für diese Leistungen seitens der Patienten.
Arztempfehlung ist entscheidend
Jeder dritte Umfrageteilnehmer hat auf die Frage, wie häufig Patienten im Gespräch über Selbstzahlerleistungen den Empfehlungen des Arztes folgen, "In den allermeisten Fällen" angekreuzt. 46 Prozent sagen immer noch "mindestens zu 50 Prozent zustimmend", und nur zwölf Prozent berichten von einer "doch eher ablehnenden" Haltung ihrer Patienten. Die Umfrage von "Ärzte Zeitung" und "Die PVS" ist zwar nicht repräsentativ. Aufgrund der hohen Teilnehmerzahl läst sich aber ein stabiler Trend erkennen. "Die PVS" ist ein Verbund mehrerer Privatärztlicher Verrechnungsstellen in Deutschland.
Die von Krankenkassen und Verbraucherschützern immer wieder angeheizte Stimmungsmache gegen Selbstzahlerleistungen (Stichwort "IGeL-Monitor") hat auch nicht zu einer tendenziell sinkenden Akzeptanz geführt. Gut 40 Prozent der Umfrageteilnehmer verneinen die Frage "hat sich die Akzeptanz Ihres Selbstzahlerangebots bei Ihren Patienten in den letzten Jahren verändert?", knapp 40 Prozent sehen sogar eine zunehmende Bereitschaft. Bei Arztgruppen , die viele Selbstzahlerleistungen anbieten, etwa Gynäkologen und Orthopäden geben sogar gut 50 Prozent an, dass die Bereitschaft wächst. Nur 13 Prozent haben den Eindruck, dass es "immer schwieriger" wird.
Bereitschaft wächst
Vor allem diese Antwort zeige, "dass Ärzte den vom Ärztetag gesetzten Rahmen für Selbstzahlerleistungen einhalten", kommentiert Dr. Jörg Schellenberger, Geschäftsführer der PVS Limburg, die Ergebnisse. "Bei klassischen Selbstzahlerleistungen wie einer Hautkrebsvorsorge vor dem 35. Lebensjahr, der Augeninnendruckmessung, bei reisemedizinischer Beratung oder auch einer erweiterten Gesundheitsuntersuchung folgen die Ärzte bis hin zur Rechnungsstellung offensichtlich diesen Leitlinien." Das bestätige sich auch in den Erfahrungen, die die PVS mit den eingereichten Rechnungen mache – so weit man ihnen ansieht, dass es dabei um Selbstzahlerleistungen geht.
"Dieses korrekte Vorgehen ist letztlich ein Schwungrad für mehr Akzeptanz", so Schellenberger. Wenn dann noch die Rechnung von einer semi-offiziellen Stelle wie der PVS komme, dann sei das "fast so etwas wie ein Prüfsiegel", das den Patienten nochmals bestätige, ein seriöses Angebot in Anspruch zu nehmen.
Schellenberger, selbst Arzt, ärgert sich immer wieder über das Vorgehen der Krankenkassen zu Selbstzahlerleistungen: "Die Betreiber der Plattform Igel Monitor maßen sich an, Dinge zu beurteilen, die das Binnenverhältnis Arzt/Patient betreffen, und das geht nicht."
Leserumfrage zu Selbstzahler- Leistungen
- Titel der Umfrage: Selbstzahlerleistungen – immer wertvoller oder verzichtbare Add-ons?
- Initiatoren: Privatärztliche Verrechnungsstellen "Die PVS" und "Ärzte Zeitung"
- Zeitraum der Umfrage: 6. Oktober bis 5. November
- Teilnehmerzahl: 683 Ärztinnen und Ärzte fast aller Fachgruppen