Leitlinie Schutz vor Über- und Unterversorgung
Empfehlungen für Hausärzte sind fertig
Die Vorarbeiten zur hausärztlichen S3-Leitlinie „Schutz vor Über- und Unterversorgung“ waren aufwändig. Jetzt steht das Papier und soll noch dieses Jahr veröffentlicht werden.
Veröffentlicht:BAD ORB. Noch in diesem Jahr soll eine neue Leitlinie erscheinen, auf die viele Hausärzte sicherlich seit langem gewartet haben. Die Rede ist von der Leitlinie „Schutz vor Über- und Unterversorgung“, die von der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) als S 3 Leitlinie veröffentlicht werden wird.
Dies hat Professor Marin Scherer, Vizepräsident der DEGAM, bei der Practica 2018 in Bad Orb angekündigt. In der Leitlinie sollen die wichtigsten Empfehlungen zum Abbau von Über- und Unterversorgung im hausärztlichen Versorgungsbereich aufgeführt werden. Der Aufwand ist beträchtlich, mussten dafür doch Positiv- und Negativ-Empfehlungen aus vielen Leitlinien extrahiert, konsentiert und schließlich priorisiert werden. Zum Priorisierungsprozess gehört auch die Befragung eines hausärztlichen Panels mit 54 Kollegen.
Aus den insgesamt 635 ausgewählten Empfehlungen gingen schließlich 77 priorisierte Empfehlungen hervor, die sich hauptsächlich auf fünf Bereiche aufteilen: 21 Empfehlungen für Hausärzte zum Schutz vor Überversorgung und 16 zur Unterversorgung. 15 Empfehlungen zur Diagnostik, elf zur Therapie und sechs zu Langzeitbehandlungen.
Die Empfehlungen werden dann jeweils den Kategorien Über- und Unterversorgung zugeordnet. So werden in der Leitlinie zum Beispiel bei der Diabetes-Therapie insbesondere von über 80-Jährigen eine „minimale Wirkstoffdosis“ sowie rationale und nicht strikt leitliniengebundene HbA1c-Zielwerte empfohlen. Oder bei der Demenz die „Einschränkung der Bildgebung auf Patienten mit möglicherweise behandelbarer Krankheit“, oder eine Beendigung der Medikation, „wenn sich die Demenz verschlimmert.“
Im Alltag einer allgemeinärztlichen Praxis lassen sich Leitlinien zu Einzeldiagnosen oft nur schwer umsetzen, begründet Scherer gegenüber der Ärzte Zeitung die Dringlichkeit der neuen aggregierten Leitlinie. Dies sahen Allgemeinärzte eines entsprechenden Workshops in Bad Orb genauso. Alle Beteiligten hoffen daher, dass damit ihr Praxisalltag ein wenig erleichtert werden kann. (ras)