Weitere Zika-Folge
Akute sensorische Neuropathie
LONDON. Forscher aus Honduras, Venezuela und den USA haben jetzt erstmals eine sensorische Neuropathie als Folge einer akuten Zika-Infektion beschrieben (JNS 2016, online 19. August). Damit ist diese Nervenerkrankung eine bisher nicht bekannte weitere neurologische Komplikation, die im Zusammenhang mit dem Zika-Virus auftreten kann.
Die neue Publikation ist das Ergebnis einer Kooperation im Rahmen der Zika-Arbeitsgruppe der Weltföderation für Neurologie (WFN). Angesichts der zahlreichen neurologischen Komplikationen, die mit einer Zika-Infektion einhergehen können, hat die WFN erst kürzlich dieses Expertenforum etabliert, um zu den internationalen Anstrengungen im Kampf gegen Zika beizutragen. Ein großer Prozentsatz der Zika-Infizierten zeigt ja keine oder nur sehr milde Symptome.
Allerdings können die neurologischen Komplikationen einer solchen Infektion dramatisch sein."Die Infektion mit dem Zika-Virus entwickelt sich zunehmend zu einem neuen neuropathologischen Problem, weil ganz unterschiedliche Komplikationen auftreten können", wird Professor John England in einer Mitteilung zur Veröffentlichung der Studie zitiert. England ist Vorsitzender der WFN-Arbeitsgruppe zu Zika und Neurologie-Vorstand an der LSUHSC School of Medicine in New Orleans
. "Eine Häufung von Fällen des Guillain Barré-Syndromes im Zusammenhang mit Zika-Infektionen sind ebenso dokumentiert wie der dramatische Anstieg eines Syndroms, das sich vor allem bei der Ansteckung von Ungeborenen im Mutterleib entwickelt und das insbesondere mit Mikrozephalie und Fehlbildungen des Gehirns einhergeht. Auch andere neurologische Folgen von Zika-Infektionen wurden berichtet, etwa Fälle von Meningoenzephalitis oder akuter Myelitis.
""Behandler sollten sich bewusst sein, dass eine Zika-Infektion auch eine akute sensorische Polyneuropathie auslösen kann", sagt der Erstautor der Studie, Professor Marco T. Medina, Dekan der Medizinfakultät an der Universidad Nacional Autonoma de Honduras. Er ist ebenfalls Mitglied der WFN-Arbeitsgruppe zu Zika.
Bei einem Patienten war in der Akutphase der Infektion eine solche Polyneuropathie aufgetreten. Es könnte also ein direktes virales Entzündungsgeschehen geben, das sensorische Neuronen angreift, so eine Mitteilung zur Veröffentlichung der Studie. Auch ein Autoimmungeschehen sei nicht auszuschließen.
Aktuellen Zahlen der WHO zufolge meldeten zum Stichtag 25. August 2016 bereits 70 Staaten und Territorien eine anhaltende Übertragung von Zika-Infektionen durch Stechmücken, so die Mitteilung. Seit Februar 2016 haben elf Länder, darunter Deutschland, Frankreich und Spanien, Übertragungen von Mensch zu Mensch berichtet.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich dabei um sexuelle Übertragungen. Mikrozephalie und andere Missbildungen von Föten, die mit einer Zika-Infektion in Verbindung stehen können, wurden in mittlerweile bereits 20 Ländern registriert. In 18 Ländern gibt es bisher einen auffälligen Anstieg von Fällen von Guillain-Barré Syndrom (GBS) oder bestätigte Infektionen bei GBS-Betroffenen. (eb)