Fund im Riff
Algen bremsen HIV aus
Meeresforscher haben auf einer Expedition Wirkstoffe gegen HI-Viren gefunden - in einem Korallenriff.
Veröffentlicht:HAMBURG/THUWAL. Einen hochwirksamen Wirkstoff gegen HI-Viren hat der Meeresforscher Dr. Stephan Kremb von der King Abdullah Universität (KAUST) in Thuwal/Saudi Arabien in einer Braunalge im mesoamerikanischen Barriere-Riff entdeckt (PloS One 9(8): e103895).
Der Fund im Rahmen der Klimawandel-Expedition des Forschungsschiffes ALDEBARAN werde ein wichtiger Schritt im Kampf gegen HIV sein, teilt ALDEBARAN Marine Research & Broadcast mit.
Auf der einmonatigen Expedition im Korallenriff untersuchte Kremb zusammen mit dem Riffökologen Christian Wild vom Leibniz-Zentrum für Marine Tropenökologie (ZMT) in Bremen Algen auf medizinische Wirkstoffe und fand in Extrakten einer Braunalge eine wirksame Substanz gegen HIV-1.
Die Algenextrakte aus dem Korallenriff hemmen die Vermehrung verschiedener Viren-Stämme des Typs HIV-1, indem sie das Anheften der Viren an die Zellen verhindern, so die Mitteilung. Welche Stoffe in den Extrakten für diese Wirkung verantwortlich sind, ist noch unklar.
Wirksamer bei starker Sonneneinstrahlung
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Das Forscherteam stellte außerdem fest, dass die Extrakte aus Algen, die im Meer starker Sonneneinstrahlung ausgesetzt waren, das Virus weitaus wirksamer hemmten.
Maßgeblich an der Studie beteiligt waren auch Christian R. Voolstra von der King Abdullah Universität und Ruth Brack-Werner vom Institut für Virologie am Helmholtz Zentrum München. Für das Forscherteam beginnt nun die Suche nach den Molekülen, die Virenhemmung verursachen.
Den gleichen Effekt fanden die Wissenschaftler bei Braunalgen, die mit Moostieren oder Kleinalgen besiedelt waren. Beides sind für die Alge Stressfaktoren, gegen die sie - wie auch viele andere Bewohner im eng besiedelten Lebensraum Korallenriff - Abwehrstoffe wie die Polyphenole bildet.
Finanziert wurde die Schiffs-Expedition im Korallenriff mit Sponsoren und durch ehrenamtliches Engagement.
Anpassungsfähige Algen
Das Forschungs- und Medienschiff ALDEBARAN, auf dem die Forschungsarbeiten von 2007 bis 2009 durchgeführt wurden, ist besonders für Flach- und Küstengewässer geeignet und mit einer eigenen Tauchbasis ausgerüstet.
So können Wissenschaftler ihre Arbeiten effektiv und sicher auch an entlegenen und schwer zugänglichen Stellen im Riff durchführen, heißt es in der Mitteilung.
Ziel der Expedition war es die Folgen des Klimawandels auf das sensible Korallen-Riffökosystem zu untersuchen. Erste Ergebnisse zeigen, dass zum Beispiel schnell anpassungsfähige Algen die sensiblen Korallenstöcke in vielen Bereichen bereits überwuchert haben.
Damit will das Forscherteam auf die weitgehend unbemerkten, jedoch dramatischen Auswirkungen des Klimawandels auf unsere Meere aufmerksam machen.
So konzentrieren sich die Forschungsarbeiten auf die Flachwasserbereiche der europäischen Küsten von der Ost- und Nordsee über das Mittelmeer und die Kanaren und die Riff- und Mangrovengebiete in Mittelamerika. (eb)