Forschung mit Augenzwinkern

Am meisten Kaffee trinken Orthopäden

Kaffeetrinken ist beliebt - auch bei Ärzten. Doch welche Arztgruppe konsumiert während der Arbeit die größte Menge des Heißgetränks? Dieser Frage ging ein Schweizer Krankenhaus in einer eigenen Studie nach.

Dr. Marlinde LehmannVon Dr. Marlinde Lehmann Veröffentlicht:
Im Kantonsspital St. Gallen wurden 2014 insgesamt 70.800 Tassen Kaffee in der Kantine bezahlt. Dabei wurde Café Crème eher morgens getrunken - und Espresso nach dem Mittagessen.

Im Kantonsspital St. Gallen wurden 2014 insgesamt 70.800 Tassen Kaffee in der Kantine bezahlt. Dabei wurde Café Crème eher morgens getrunken - und Espresso nach dem Mittagessen.

© amenic181 / fotolia.com

ST. GALLEN. Kaffee ist bekanntlich für vieles gut: Regelmäßiger Konsum des Heißgetränks scheint mit einem verringerten Risiko für KHK, für Schlaganfall, etwa aber auch für Diabetes assoziiert zu sein.

Kaffee könnte vor Alzheimer, Multipler Sklerose und Parkinson schützen, auch vor Leberzirrhose.

Vor allem wird das koffeinhaltige Getränk aber geliebt, da es müde Geister wieder zu munteren macht, auch die nach langen Diensten müden Geister von Ärzten. Und: Gemeinsames Kaffeetrinken ist ein soziales Event.

Daten vom Jahr 2014 analysiert

In Krankenhäusern - zumindest im Kantosspital St. Gallen - sind es die Orthopäden, die unter den Ärzten das größte Faible für das belebende Heißgetränk haben, berichten jetzt Ärzte des Kantonsspitals - wenn auch mit einem Augenzwinkern.

Denn ihre Studie, in dem sie dem Kaffeekonsum bei ärztlichen Beschäftigten ihrer Klinik nachgegangen sind, ist in der Weihnachtsausgabe des "British Medical Journal" erschienen (BMJ 2015; 351:h6446) - bekanntlich eine Ausgabe, deren Veröffentlichungen nicht ganz bitter ernst gemeint sind.

Was nicht heißt, dass sich die Kollegen aus der Ostschweiz keine Arbeit gemacht hätten: Die Studienautoren um Karlmeinrad Giesinger haben in mühevoller Arbeit im Jahr 2014 in der Kantine des Kantonsspitals St. Gallen gesammelte Daten analysiert.

 Beteiligt waren 766 Mediziner, deren Kaffeekonsum über das elektronische Bezahlsystem in der Kantine dokumentiert wurde. Erfasst wurde der Kaffeekonsum daher in der Einheit "Tasse".

Neurologen im Mittelfeld

Ergebnis: Spitzenreiter beim Kaffeekonsum waren die Orthopäden, wobei unklar bleibt, inwieweit die Tatsache, dass Studienleiter und einige Studienautoren selbst Orthopäden sind, die Ergebnisse beeinflusst haben könnte.

Die nackten Tatsachen zum durchschnittlichen Kaffeekonsum der einzelnen Facharzt-Gruppen im Jahr 2014 - jeweils angegeben in "Tassen":

- Orthopäden: 189

- Radiologen: 177

- Allgemeine Chirurgen: 167

- Neurochirurgen: 116

- Neurologen: 104

- Innere Mediziner: 90

- Gynäkologen: 75

- Anästhesisten: 39

- Andere: 95

Weitere Resultate der Studie:

- Insgesamt wurden rund 70.800 Tassen Kaffee in der Kantine bezahlt.

- Café Crème wird eher morgens getrunken, Espresso nach dem Mittagessen.

- Männliche Ärzte holten sich im Mittel pro Jahr 128 Becher des Heißgetränkes, ihre Kaffee-trinkenden Kolleginnen nur 86.

- Ältere Mediziner verbrauchten mehr Kaffee als ihre jüngeren: Ärzte mit über fünf Jahren Erfahrung gönnten sich mit im Mittel 140 Tassen mehr Kaffee als Assistenzärzte mit im Mittel nur 95 Tassen.

- Und - ein begrüßenswertes Ergebnis: Abteilungsleiter spendieren häufig mal einen Kaffee. Nach der Schweizerischen Studie ist das jedes dritte Mal der Fall, wenn ein Abteilungsleiter Kaffee holt.

Wie andere Studien lässt auch diese retrospektive Kohortenstudie eine Reihe von Fragen offen.

Um nur einige wenige zu nennen: Steht etwa der geringere Kaffeekonsum von Assistenzärzten im Vergleich zu dem erfahrener Kollegen in irgendeinem Zusammenhang mit der Arbeitsbelastung? Was spielt sich außerhalb der offiziellen Öffnungszeiten der Kantine zwischen 20:15 abends und 6:15 am nächsten Morgen ab?

Welche andere Kaffeequellen sind zu berücksichtigen - gerade bei den operierenden Fachkollegen und in den Sekretariaten der Abteilungschefs?

Oder: Was wäre herausgekommen, wenn bei der Studie nicht nur der Kantinen-Kaffee, sondern auch der Instant-Automaten-Kaffee berücksichtigt worden wäre?

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Kommentare
Udo Eichweber 02.01.201607:46 Uhr

benefit ?

mit welchen kosten wurde bei dieser studie welches benefit erreicht?
oder ist dies eine der überflüssigen studien, derer es so viele gibt. ich
ordne sie dem bereich "versuchter scherz in der saure-gurkenzeit der
karnevalssaison" ein. die kritischen anmerkungen sollten nicht dazu führen, das studienergebnis weiter zu hinterfragen, den scherz mit einem
schmerz zu substituieren! wir können uns auf den nächsten kaffee freuen, einfach freuen, wenn er dann noch in ein angenehmes soziales event eingebettet ist, um so besser!

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