Anruf vor dem Anfall? Das Handy soll künftig Epilepsie-Patienten warnen
Vom Hirn-Handy- Interface zum mobilen Labor - intelligente Technik nützt auch chronisch Kranken.
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Anhand von EEG-Daten will eine neue Software vor Anfällen warnen.
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Von Philipp Grätzel von Grätz
Ein epileptischer Anfall zum ungünstigen Zeitpunkt kann lebensgefährlich werden, etwa beim Schwimmen oder Autofahren. Was liegt da näher, als Anfälle vorherzusagen?
In dem EU-Projekt Epilepsiae wird genau das versucht: "Wir wollen anhand von EEG-Daten und anderen Parametern wie der Herzfrequenz bevorstehende Anfälle erkennen und die Betreffenden per Handy warnen", sagte Björn Schelter von der Universität Freiburg bei der Medica Media. Die Aufzeichnung der Hirnströme soll dabei entweder über eine EEG-Kappe oder aber über intrakranielle Elektroden erfolgen.
Erst einmal müssen freilich Algorithmen entwickelt werden, die aus EEG-Daten die Vorhersage eines Anfalls erlauben. "Dafür bauen wir eine verteilte Datenbank mit 300 Patienten auf", so Schelter. Langfristig könnte das System dann bei drohenden Krampfanfällen sogar automatisch intervenieren und die Hirnströme wieder ins Lot bringen - bevor sie aus dem Ruder laufen.
Ebenfalls um Diagnostik geht es in dem Projekt CD-medics. Hier wird ein mobiles Lab-on-a-chip-System für Patienten mit Zöliakie entwickelt. Bestimmt werden Autoantikörper und genetische Parameter. Das ermöglicht eine Kontrolle des Essverhaltens, denn die Antikörperlevel steigen, wenn Zöliakiepatienten glutenhaltige Nahrung zu sich nehmen.
An potenziell alle chronisch kranken Menschen richtet sich das Chronious-Projekt, das ebenfalls von der EU gefördert wird.
Chronious ist eine Multisensorplattform, die die drahtlose Erfassung von Vitalparametern und von körperlicher Aktivität mit der Aufzeichnung von gesundheitsrelevanten Umweltfaktoren wie etwa Zigarettenrauch kombiniert.
Die totale Überwachung also? Nun, im Zweifel lässt sich das Gerät in der Zigarettenpause auch ausschalten...