Studie zeigt
Auch geschädigte Nieren zur Transplantation geeignet
Spendernieren mit akuten Schädigungen sind offenbar genauso zur Transplantation geeignet, wie dies gesunde sind. Das Risiko eines Transplantatverlusts ist einer Studie zufolge nicht erhöht. Die US-Ärzte sprechen gar von "exzellenten Therapieergebnissen".
Veröffentlicht:PHOENIX. In manchen Fällen kann Patienten eine Niere von einem Gestorbenen mit einer akuten Organschädigung verpflanzt werden, berichten Ärzte um Dr. Raymond Heilman von der Mayo Clinic in Phoenix.
Sie haben die Daten von 162 Organtransplantationen mit Nieren von Spendern aus gewertet, bei denen eine akute Nierenschädigung diagnostiziert worden war (Am J Transplant 2015; online 24. März). 21 Prozent der Organspenden erfolgten postmortal.
Der Grad der Nierenschädigung wurde dabei anhand der Kriterien des Netzwerks AKIN (acute kidney injury network) beurteilt.
Eine akute Nierenschädigung war definiert als ein terminaler Kreatininwert von mindestens 2 mg/dl oder als Erfordernis eines akuten Nierenersatzverfahrens, etwa einer Dialyse. In einer Kontrollgruppe waren 609 Empfänger von Organen, die von Spendern ohne Nierenschädigung stammten.
Schwere akute Schädigung
Von den 162 Empfängern von akut geschädigten Nieren befanden sich mit 132 die meisten in der Gruppe der Patienten, bei denen das Organ-Staging nach den Standardkriterien vorgenommen worden war. Bei 23 Patienten wurden erweiterte Kriterien angewandt, und zwar nach den Vorgaben der UNOS (United Network for Organ Sharing).
Das bedeutet zusätzlich zu den Standardkriterien ein Alter über 60 oder aber ein Alter über 50, wenn der Patient zugleich an den Folgen eines Zerebralgefäßereignisses gestorben war, einen Kreatininwert von mindestens 1,5 mg/dl hatte oder eine Hypertonie in der Anamnese existierte.
71 Prozent der Spender mit Anwendung der Standardkriterien - beurteilt nach den AKIN-Kriterien - hatten eine schwere akute Nierenschädigung vom Grad 3, also ein Nierenversagen unter anderem mit weniger als 0,3 ml/kg/h Urinausscheidung über einen Zeitraum von 24 Stunden. In der Gruppe mit erweiterten Kriterien waren es 65 Prozent.
Der Erfolg der Transplantationen wurde unter anderem anhand der Nierenfunktion sowie der Ergebnisse von Biopsieuntersuchungen einen Monat sowie vier und zwölf Monate nach der Organtransplantation beurteilt.
Wie Heilman und seine Kollegen berichten, gab es im Vergleich zu Organspenden von Nierengesunden keinen signifikanten Unterschied beim Parameter Überleben.
Das war unabhängig davon, ob bei der Entscheidung zur Transplantation die Standardkriterien oder die erweiterten Kriterien angewendet worden waren. Die Hazard-Ratio (HR)-Werte lagen bei 0,75 bzw. 0,63 .
Darüber hinaus gab es bei den bioptisch nachgewiesenen Veränderungen des Spendergewebes über ein Jahr keinen Unterschied zwischen den beiden Patientengruppen. Dies galt auch für die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate.
Selbst bei der Genomanalyse von Biopsien der Spenderorgane konnte spätestens vier Monate nach der Transplantation kein Unterschied zwischen Organen von nierenkranken und nierengesunden Spendern festgestellt werden.
Die Ärzte erinnerten daran, dass es sich bei den Organen von nierenkranken Patienten meist um solche von Spendern mit schwerer akuter Nierenschädigung handelte.
Viel mehr Organe verwendbar
Nach Ansicht der Ärzte lassen sich aufgrund der Studiendaten Nieren von Patienten mit akuter Organschädigung sicher und erfolgreich verpflanzen.
Sie schätzen, dass etwa 31 Prozent der auf der Basis der Standardkriterien für eine Transplantation ausgeschlossenen Nieren dennoch für eine Verpflanzung genutzt werden könnten.
Bei Nieren, die auf der Basis erweiterter Kriterien ausgeschlossen würden, liege der Anteil der noch verwendbaren Organe bei 22 Prozent.