Studien

Auch wenig Alkohol schadet Herz und Hirn

Ein Glas Bier oder Wein pro Tag schadet nichts, sondern hilft eher dem Körper, so eine weitverbreitete Auffassung. Zwei neue Studien kommen jetzt aber zum gegenteiligen Ergebnis.

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Zu tief ins Glas geschaut? Das kann schlecht fürs Hirn sein.

Zu tief ins Glas geschaut? Das kann schlecht fürs Hirn sein.

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NEW ORLEANS/PEKING/ OXFORD. In der beim diesjährigen ACC-Kongress in New Orleans vorgestellten NHANES-Studie zu den Auswirkungen von Alkohol auf die Herzgesundheit haben Forscher der Wake Forest Universität in North Carolina die über 17.000 Teilnehmer in drei Gruppen eingeteilt: Eine Gruppe trank keinen Alkohol, die zweite 7–13 Drinks pro Woche und die dritte mehr als 14 Drinks pro Woche.

Das Ergebnis der Studie: Die gemäßigten Trinker hatten ein um 53 Prozent höheres Risiko für Hypertonie im Stadium 1 (130–139/  80–89 mmHg) und ein doppelt so hohes Risiko für Hypertonie im Stadium 2 (> 140 / > 90 mmHg) wie die alkoholfreie Gruppe.

Die Vieltrinker hatten sogar ein um 69 Prozent erhöhtes Risiko für Hypertonie im Stadium 1, ihr Risiko für Hypertonie im Stadium 2 war 2,4-mal so hoch wie das der Abstinenten.

Die Daten für die Studie stammen aus der National Health and Nutrition Examination Study (NHANES), eine große Untersuchung der amerikanischen Zentren für Krankheitsbekämpfung und Prävention über mehrere Jahrzehnte. Über 17.000 Erwachsene berichteten in Fragebögen über ihr Trinkverhalten, zudem wurde ihr Blutdruck gemessen.

Erhöhtes Hypertonierisiko schon bei mäßigem Alkoholkonsum

Insgesamt betrug der durchschnittliche Blutdruck bei den Nichttrinkern etwa 109 / 67 mmHg, bei den moderaten Trinkern 128 / 79 mmHg und bei den starken Trinkern 153 / 82 mmHg.

Die Studie widerspricht der Auffassung, moderater Alkoholkonsum fördere die Herzgesundheit. Studienautor Dr. Amer Aladin berichtete beim ACC-Kongress: „Ich denke, dies wird ein Wendepunkt für die klinische Praxis, die zukünftige Forschung, Aufklärung und Gesundheitspolitik in Bezug auf Alkoholkonsum sein.“

Es sei die erste Studie, die zeige, dass sowohl starker als auch mäßiger Alkoholkonsum mit einem erhöhten Hypertonierisiko einhergehe.

Nach Ansicht der Forscher könnte der Einfluss von Alkohol auf den Blutdruck auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein: Da Alkohol kalorienreich ist und den Appetit erhöht, nimmt der Körper mehr Kalorien auf, was Gewichtszunahme und damit Bluthochdruck fördert.

Schlaganfallrisiko könnte auch erhöht sein

Auch eine weitere Untersuchung attestiert dem Alkoholkonsum Folgen für die Gesundheit. Umso mehr Alkohol eine Person regelmäßig trinkt, umso höher ist das Schlaganfallrisiko. Schon geringe Steigerungen der Alkoholmenge vergrößerten das Risiko stark.

Das ist das Ergebnis einer Studie der Universitäten von Peking und Oxford sowie der Chinese Academy of Medical Science. Sie wurde bei dem Fachmagazin „The Lancet“ veröffentlicht (doi: 10.1016/S0140-6736(18)31772-0).

Einschränkung: Die Studienteilnehmer waren ausschließlich Chinesen. Knapp 500.000 Teilnehmer beobachteten die Forscher über einen Zeitraum von zehn Jahren. Freilich muss man hierbei bedenken, dass im ostasiatischen Raum häufig eine Variation des Chromosoms 12 namens rs671 vorkommt, die bewirkt, dass bei vielen Asiaten der Ethanolabbau zu Acetat gestört ist – das löst den bekannten "Asian Flush" aus, wodurch schon geringe Mengen Alkohol Übelkeit auslöst. (sj/ajo)

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