Aufklärung gegen Schwindel
Phobischer Schwankschwindel ist die häufigste Schwindelform bei Patienten zwischen 30 und 50 Jahren. Bis zur Diagnose dauert es oft lang, ist sie aber einmal gestellt, ist die Prognose günstig: Bereits Aufklärung bessert die Beschwerden.
Veröffentlicht:WIESBADEN. Psychisch bedingter somatoformer Schwindel geht meist mit generalisierten Angststörungen, Depressionen oder Psychosen einher, wie Privatdozent Mark Obermann von der Universitätsklinik Essen beim Internistenkongress erläutert hat.
Die Patienten berichten - außer über die typischen Schwindelsymptome - über Benommenheit und die Angst hinzufallen, wobei sie aber tatsächlich nie stürzen.
Charakteristisch ist weiterhin, dass die Symptome stark fluktuieren, die Patienten haben mal gute, mal schlechte Tage. In bestimmten Situationen kommt es zur Exazerbation, zum Beispiel auf Brücken, beim Autofahren, in Kaufhäusern, auf großen Plätzen oder in Menschenmengen.
Diese Auslöser versuchen die Patienten durch ein Vermeidungsverhalten zu umgehen, eine Patientin fuhr zum Beispiel so lange mit ihrem Einkaufswagen durch den Supermarkt, bis eine Kasse frei wurde, weil das Warten in der Schlange sie schwindlig machte, berichtete Obermann.
Nach Konsum schon geringer Mengen Alkohol bessern sich die Beschwerden, auch Ablenkung und Sport helfen.
Auch Ausdauersport hilft
Bei Nachfrage ergibt sich oft, dass am Anfang der phobischen Störung eine mit Schwindel einhergehende organische Erkrankung stand, etwa ein gutartiger paroxysmaler Lagerungsschwindel oder ein Morbus Menière, die sich dann als psychischer Schwindel chronifiziert haben.
Für die Therapie eignet sich nach Obermanns Worten vor allem Aufklärung: Wird den Patienten die psychische Genese vermittelt, können sie sich die Zusammenhänge bewusst machen und ihre Vermeidungsstrategien abbauen.
Parallel dazu nehme auch die gedankliche Beschäftigung mit dem Schwindel ab. Die Prognose ist dann gut: Bereits durch Information allein komme es bei zwei Dritteln der Patienten, von denen viele vorher jahrelang erfolglos Arzt um Arzt konsultiert haben, zur Besserung.
Eine weitere wirksame Maßnahme sei Ausdauersport, sagte Obermann. Vor allem das Laufen über unebenes Gelände führe zu einer Desensibilisierung. Gute Erfahrungen hat der Neurologe auch mit Entspannungsübungen gemacht, etwa der Progressiven Muskelentspannung nach Jacobsen.
Ebenfalls effektiv: eine ambulante Verhaltenstherapie, die zur Unterstützung eventuell mit Antidepressiva kombiniert werden könne.