Babys nicht zu stramm einwickeln
Die enge Wickeltechnik des Puckens schenke dem Baby Geborgenheit und den Eltern ruhige Nächte, schwärmen Befürworter. Kinder- und Jugendärzte hingegen raten strikt davon ab.
Veröffentlicht:KÖLN (eb). Säuglinge stramm in ein Tuch einzuwickeln - davor warnt der nordrheinische Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte BVKJ.
Immer mehr junge Eltern wickelten ihre Säuglinge in den ersten Lebensmonaten eng in ein Tuch, erläutert der BVKJ in einer Mitteilung.
Diese besondere Wickeltechnik heißt Pucken, es handele sich um eine Abwandlung uralter Wickelmethoden.
Pucken engt die Bewegungen des Neugeborenen ein und soll beruhigend wirken. Insbesondere Schreibabys sollen so zum Schlafen gebracht werden. "Pucken ist jedoch gefährlich", warnt der BVKJ.
"Gerade im Sommer ist das Pucken für Säuglinge eine Qual. Sie können ihre Körperwärme nicht an die Umgebung abgeben", wird Dr. Hermann Josef Kahl zitiert, Experte für Prävention im Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte. Es bestehe die Gefahr eines Hitzschlags oder einer Dehydrierung.
Manche Kinder würden so eng gepuckt, dass ihnen Nerven abgeklemmt werden. Auch das Risiko für Hüftdysplasien steige erwiesenermaßen durch das Pucken an. Durch das lange ruhige Liegen bestehe zudem das Risiko einer Abplattung des Hinterkopfes.
Pucken frustriert das Kind
Viele Säuglinge wehren sich zunächst gegen das Pucken, werden dann aber besonders ruhig. Sie geben auf und werden passiv. Die beruhigende Wirkung des Puckens besteht also darin, dass das Kind zutiefst frustriert wird.
"In unseren Praxen sehen wir auch immer wieder Kinder, die so eng gepuckt sind, dass sie nicht einmal tief Luft holen können, um zu schreien", berichtet Kahl. Pucken vermittele dem Kind auch keineswegs die Enge des Mutterleibs, wie oft behauptet wird.
Im Mutterleib liegt das Kind in der typischen Embryonalhaltung, es kann sich dort in Grenzen auch bewegen, etwa treten. Gepuckte Babys liegen dagegen ausgestreckt und können weder Arme noch Beine bewegen.
Eltern sollten daher auf das Pucken verzichten und ihrem Kind die Bewegungsfreiheit lassen, die es braucht, um sich körperlich und seelisch gesund zu entwickeln.