Typ 1-Diabetes
Ballaststoffe schützen Kleinkinder nicht
Eine Kost mit einem hohen Anteil löslicher Ballaststoffe beugt - anders als erwartet - Entzündungen oder Autoimmunreaktionen offenbar nicht vor, wie eine aktuelle Studie zeigt.
Veröffentlicht:NEUHERBERG. Lösliche Ballaststoffe haben weder auf das Immunsystem noch auf das Mikrobiom einen protektiven Effekt, hat eine internationale Studie ergeben (Am J Clin Nutr 2015; online 8. Juli).
Hintergrund dieser Studie war die Vermutung, dass eine ballaststoffarme Ernährung Entzündungen oder Autoimmunreaktionen und infolgedessen Darmkrebs oder das Reizdarmsyndrom auslösen könnte, teilt das Institut für Diabetesforschung am Helmholtz Zentrum München mit.
Ob umgekehrt (lösliche) Ballaststoffe Autoimmunerkrankungen verhindern könnten, haben Forscher für den Typ 1-Diabetes untersucht.
Studie TEDDY
In der TEDDY Studie (The Environmental Determinants of Diabetes in the Young) analysierten sie mehr als 17.600 Ernährungsprotokolle von über 3300 Kindern aus Deutschland und den USA im Alter zwischen neun und 48 Monaten und testeten alle drei Monate auf Inselautoantikörper.
In diesem Lebensabschnitt treten die meisten Fälle von Inselautoimmunität auf. Fast alle Personen mit mehreren solcher Antikörper erkranken binnen 20 Jahren an Typ 1-Diabetes.
Bei der Verdauung löslicher Ballaststoffe entstehen kurzkettige Fettsäuren, denen eine antientzündliche Wirkung und ein Einfluss auf die Zusammensetzung der Darmflora zugeschrieben wird.
Studien deuten darauf hin, dass sich das Mikrobiom von Personen mit Typ 1-Diabetes von dem Gesunder unterscheidet. Die Vermutung, dass Ballaststoffe schützen, bestätigte sich allerdings nicht.
Kein Zusammenhang
Es wurde zu keinem Zeitpunkt im frühen Kindesalter ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen der aufgenommenen Menge von ballaststoffhaltiger Kost und einer späteren Inselautoimmunität oder einem bereits manifesten Typ 1-Diabetes festgestellt.
"Unsere Auswertungen legen den Schluss nahe, dass eine ungenügende Ballaststoffzufuhr keinen direkten Einfluss auf entzündliche Prozesse im Körper hat, die zu Typ 1-Diabetes führen", fasst Dr. Andreas Beyerlein, Statistiker vom Institut für Diabetesforschung, die Ergebnisse in der Mitteilung zusammen.
Daher seien die Experten von Diätempfehlungen zur Vorbeugung von Typ 1-Diabetes bei Risikopersonen derzeit noch weit entfernt. Möglicherweise beeinflussen andere Ernährungsbestandteile das Mikrobiom und die Entwicklung von Autoimmunität.
Wegen der noch relativ kurzen Nachverfolgungszeit bei Teilnehmern der TEDDY Studie (im Mittel fünf Jahre) können langfristige Effekte allerdings nicht ausgeschlossen werden, heißt es in der Mitteilung. (eb)