Bei Trichterbrust gibt's oft weitere Deformitäten
Hat ein Kind eine Trichterbrust, dann müssen die Eltern meist nur darüber aufgeklärt werden, dass die Deformität in der Regel harmlos ist. Allerdings gibt es bei Betroffenen häufig weitere orthopädische Befunde, zum Beispiel einen Rundrücken oder eine Skoliose.
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Röntgenbild eines sechsjährigen Jungen mit Trichterbrust. Ein Metallbügel richtet das Brustbein auf und wird nach zwei Jahren wieder entfernt.
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Von Thomas Meißner
NEUMARKT/OBERPFALZ. Kinder mit Trichterbrust haben meist keinerlei Beschwerden. Zwingend operiert werden muss nur bei deutlichen Beeinträchtigungen der Herz- und Lungenfunktion. Jedoch seien bei Patienten mit Trichterbrust überdurchschnittlich häufig Fehlhaltungen wie ein Rundrücken oder Skoliosen zu beobachten, so Privatdozent Alexander Schuh und Dr. Wolfgang Hönle vom Klinikum Neumarkt in der Oberpfalz (Nur für Fachkreise: MMW 2010, 25-27: 5 auf SpringerMedizin.de). Sie empfehlen daher, bei den betroffenen Kindern die Wirbelsäule klinisch und radiologisch zu untersuchen. Fehlhaltungen könnten dann gegebenenfalls krankengymnastisch korrigiert werden.
Nach Angaben des Baseler Kinderorthopäden Professor Fritz Hefti finden sich bei mehr als der Hälfte der Patienten mit Trichterbrust radiologische und klinische Zeichen eines Morbus Scheuermann. Bei 15 bis 20 Prozent der Patienten sei die Einwölbung des Brustbeins mit einer Skoliose assoziiert. Typisch sei die Trichterbrust außerdem beim Prunebelly-Syndrom (Pflaumenbauch), einer Fehlbildung der Bauchmuskulatur und des urogenitalen Systems, so Hefti (Kinderorthopädie in der Praxis, Springer Medizin 2006). Und schließlich wird ein gehäuftes Auftreten bei Marfan- und beim Down-Syndrom beobachtet.
Jeder tausendste Säugling hat eine Trichterbrust
Die Diagnose kann oft bereits im ersten Lebensjahr gestellt werden. Wegen des Thoraxwachstums nimmt die Deformität unter Umständen auch nach der Pubertät noch zu. (ner)
Insgesamt kommt die Trichterbrust bei Jungen drei- bis viermal häufiger als bei Mädchen vor. Im Vordergrund steht oft die kosmetische und psychische Beeinträchtigung. Konservative Behandlungsmöglichkeiten gibt es nicht, frühere Operationstechniken hatten oft unbefriedigende Ergebnisse.
Ermutigende Langzeitresultate einer minimal-invasiven Korrekturmethode hat Dr. Donald Nuss aus Norfolk im US-Bundesstaat Virginia bereits im Jahr 1998 veröffentlicht. Die Methode wird nun vermehrt auch bei relativen Operationsindikationen angewendet. Dabei implantiert der Orthopäde unter thorakoskopischer Sicht und von zwei kleinen lateralen Inzisionen am Thorax einen Bügel unter das Brustbein. Der Bügel drückt das Sternum nach außen. Er wird nach zwei bis drei Jahren wieder entfernt, bei älteren Patienten muss er länger verbleiben.