Sportverletzungen
Beim Sport heil bleiben
Ist es zu einer Sportverletzung des Binde- und Stützgewebes gekommen, müssen die mechanischen Eigenschaften wiederhergestellt werden. Wie diesam besten gelingt, war ebenso Thema einer Sitzung beim DKOU wie deren Vermeidung.
Veröffentlicht:BERLIN. Das Materialverhalten und damit die physiologische Nutzungsmöglichkeit von Bindegewebe, speziell von Sehnen, wird durch deren Steifigkeit bestimmt, wie Professor Gert-Peter Brüggemann, Direktor des Instituts für Biomechanik und Orthopädie, Deutsche Sporthochschule Köln, beim Deutschen Kongress der Orthopäden und Unfallchirurgen (DKOU) erklärte. Sie nimmt im Alter zu und ist bei Frauen geringer als bei Männern.
Durch Training und Belastung kann sie erhöht werden, wodurch auch die Bruchfestigkeit und Energiespeicherkapazität zunimmt. Zudem verbessert sich unter Training die Funktion der Muskel-Sehnen-Einheit. Das oft angewendete High-strain-Training sei hinsichtlich der Steifigkeitszunahme allerdings weniger effizient als das isometrische Training, betonte Brüggemann.
Nach Verletzungen des Bindegewebes, beispielsweise einer Achillessehnenruptur, nimmt im Laufe eines bis mehrerer Jahre nicht nur die Steifigkeit, sondern auch die Sehnenlänge zu. Dies gelte es bei der operativen Versorgung einer Ruptur zu bedenken, erläuterte der Experte aus Köln.
Er riet dazu, die Faszikellänge und den Federungswinkel intraoperativ optimal einzustellen, sprich den Längenzuwachs um bis zu 20 Prozent einzukalkulieren. Insgesamt bleibe die biomechanische Funktion noch Jahre nach einer Ruptur deutlich verändert.
Durch Training Verletzungen vorbeugen
Daher ist es wichtig, Sportverletzungen von vornherein zu vermeiden. Dies sei im Profibereich eine wichtige Aufgabe des Trainers, sagte Professor Jürgen Freiwald, Leiter des Arbeitsbereichs Bewegungswissenschaften an der Bergischen Universität Wuppertal. Seine Aufgabe sei es, durch ein angepasstes Training, Über- und Fehlbelastungsverletzungen zu vermeiden.
Welche Maßnahmen zur Prävention eingesetzt werden sollten, ist allerdings weniger klar. Aufwärmen sei in jedem Fall eine unverzichtbare Maßnahme. Für Dehnen als präventive Maßnahmen fehle dagegen die Evidenz bzw. gäbe es keine Hinweise auf einen Nutzen in der Prävention von Sportverletzungen. Dennoch habe es seinen Platz, betonte Freiwald.
Anders beim Krafttraining; dieses habe sich in Studien im Sinne der Verletzungsprävention bewährt. Sportverletzungen gingen auf ein Drittel zurück, Überlastungsverletzungen konnten auf die Hälfte reduziert werden. Auch für den Nutzen des propriozeptiven Trainings und von kombinierten Trainingsmethoden mit repetitiven Übungseinheiten gäbe es Evidenz.
Soll speziellen Sportverletzungen vorgebeugt werden, so sollten die Interventionen individuell und an der Sportart orientiert zusammengestellt werden und sich an der Leistungsklasse, dem Alter, dem Geschlecht und individuellen Faktoren orientieren. "Das" allgemeingültige Präventionsprogramm gäbe es nicht, so Freiwald abschließend.