Overlap-Syndrom
COPD und Schlafapnoe – häufiges Duo
Wenn Schlafapnoe und COPD zusammenkommen, ist die Prognose der Patienten schlecht. Solche sogenannten Overlap-Patienten sollten daher rasch identifiziert und entsprechend behandelt werden.
Veröffentlicht:MAILAND. Die Kombination der schweren chronisch obstruktiven Lungenerkrankung COPD mit obstruktiver Schlafapnoe (OSA) (Overlap-Syndrom) geht mit einer erhöhten Morbidität und Mortalität einher. Die theoretische Prävalenz des Overlap-Syndroms beträgt ein Prozent in der Allgemeinbevölkerung, berichtete Professor Winfried Randerath vom Bethanien-Krankenhaus in Solingen beim ERS-Kongress in Mailand.
Nach einem systematischen Review von 21 Beobachtungsstudien (mehr als 29.000 Teilnehmer) war die Prävalenz des Overlap-Syndroms bei OSA- und COPD-Patienten stark erhöht (OSA: 7,6–55,7 Prozent) (COPD: 2,9-65,9 Prozent). Overlap-Patienten haben eine ausgeprägte nächtliche Sauerstoff-Unterversorgung (SpO2 < 90 Prozent) sowie eine schlechtere Schlafqualität im Vergleich zu Patienten mit OSA alleine.
Schlafapnoe mit kurzen Atemaussetzern während des Schlafs (bis hin zu einer Minute), ohne dass der Betroffene aufwacht, vermindert die Schlafqualität und die Tagesbefindlichkeit und begünstigt das Auftreten von Sekundenschlaf am Tag. Arousals verhindern das Ersticken. Sie aktivieren den Herzschlag, erhöhen den Blutdruck und die Muskelspannung und verflachen das Schlafstadium. Schlafapnoe geht mit unregelmäßigem Schnarchen und oft mit Kopfschmerzen beim Erwachen einher.
Ursache der obstruktiven Schlafapnoe ist eine funktionelle Instabilität der oberen Atemwege. Der pharyngeale Kollaps bei entspannter Muskulatur setzt anatomische und neuromuskuläre Kontrollmechanismen außer Kraft und verschließt die oberen Atemwege teilweise oder ganz.
Bei COPD-Patienten, meist ältere Menschen mit zahlreichen Komorbiditäten, ist die Prävalenz von OSA deutlich erhöht. Bei gleichzeitigem Vorliegen von COPD und OSA steigt das Risiko für Herzrhythmusstörungen und Lungenhochdruck, die Lebensqualität nimmt ab. Schätzungsweise hat jeder sechste COPD-Patient im fortgeschrittenen Erkrankungsstadium III oder IV nach GOLD gleichzeitig eine OSA. Bei mittelschwerer bis schwerer COPD sollte routinemäßig in einer polysomnografischen Untersuchung nach OSA gefahndet werden, denn eine nächtliche CPAP-Therapie (kontinuierliche Überdruckbeatmung) per Maske verbessert bei den Betroffenen die Schlafqualität, Exazerbationen der COPD und Hospitalisierungen werden vermindert, und kardiovaskuläre Todesfälle nehmen unter der Beatmungstherapie ab.
Bei einem signifikanten Anteil der Overlap-Patienten, insbesondere bei solchen mit Übergewicht, schlechter Lungenfunktion, niedrigem PO2, höherem PCO2 im Wachzustand oder längerer Schlafzeit mit SpO2 < 90 Prozent kann die CPAP-Therapie jedoch versagen. Hyperkapnie tagsüber und nächtliche Hypoxie sind unabhängige Prädiktoren für ein frühes CPAP-Versagen bei OSA-COPD-Overlap-Patienten (Sleep Med 2017, 30:139-145).
Eine Langzeit-NPPV (nichtinvasive Positiv-Druck-Beatmung) kann nach den Ergebnissen einer Untersuchung bei Patienten mit schwerer stabiler hyperkapnischer COPD das Überleben verbessern (Lancet Respir Med 2014,2: 698–705). In der Studie konnte nachgewiesen werden, dass eine effektive Senkung des PaCO2 durch die NPPV-Therapie das Gesamtüberleben bei Patienten mit schwerer COPD verlängert, die Lungenfunktion verbessert und die krankheitsspezifische Lebensqualität steigert. Maßgeblich sind dabei die relativ hohen Beatmungsdrücke mit hohen Back-Up-Frequenzen, was einer kontrollierten Beatmung nahe kommt.
Daten und Fakten zu COPD/Schlafapnoe
- Bei gleichzeitigem Vorliegen von COPD und obstruktiver Schlafapnoe (OSA) steigt das Risiko für Herzrhythmusstörungen und Lungenhochdruck, die Lebensqualität nimmt ab.
- Schätzungsweise hat jeder sechste COPD-Patient im fortgeschrittenen Erkrankungsstadium III oder IV nach GOLD gleichzeitig ein OSA.
- Bei mittelschwerer bis schwerer COPD sollte routinemäßig in einer polysomnografischen Untersuchung nach OSA gefahndet werden.