Saure Früchte

Der Mythos Blasenreizung

Zitrusfrüchten und Tomaten wird nachgesagt, dass sie die Harnblase irritieren und so Inkontinenz begünstigen. Jetzt sagen US-Forscher: Alles nur ein Mythos.

Veröffentlicht:
Hoher Konsum von Orangen birgt kein Inkontinenzrisiko.

Hoher Konsum von Orangen birgt kein Inkontinenzrisiko.

© auremar / fotolia.com

BOSTON (BS). Ob Frauen reichlich oder kaum Früchte mit hohem Säuregehalt essen, hat nach einer Subanalyse der Nurses' Health Study (NHS) keinen Einfluss darauf, ob sie an Harninkontinenz leiden oder nicht (Int Urogynecol J 2012; online 10. August).

Für die Studie waren 65.168 kontinente Frauen im Alter von 37 bis 79 Jahren zur Ernährung befragt und dann vier Jahre lang beobachtet worden.

Selbst Frauen, die die meisten sauren Früchte und Fruchtsäfte konsumierten (fünf Portionen am Tag), wurden im Beobachtungszeitraum nicht öfter inkontinent als Frauen mit dem niedrigsten Konsum (eine Portion pro Tag).

An diesem Null-Ergebnis änderte sich auch nichts, wenn man das Auftreten von Drang-, Belastungs- und geringfügiger Harninkontinenz einzeln betrachtete.

Wahrscheinlich erhöht sich sogar der pH-Wert

Ebenso wenig wird durch saure Früchte eine bestehende Harninkontinenz verschlechtert, wie die Überwachung von 23.063 erkrankten NHS-Teilnehmerinnen zeigte.

Eine Verschlimmerung trat binnen zwei Jahren bei den Frauen mit dem höchsten und dem niedrigsten Konsum mit der gleichen Häufigkeit auf.

Unter dem Begriff "saure Früchte" wurden in der vorliegenden Studie Zitrusfrüchte, Pflaumen, Trauben, Äpfel, Beeren sowie Tomaten und Tomatenprodukte zusammengefasst.

Aber auch bei getrennter Auswertung für die einzelnen Fruchtsorten, etwa für Zitrusfrüchte und Tomaten, ergaben sich keine Hinweise auf einen Zusammenhang mit der Entwicklung oder dem Fortschreiten einer Harninkontinenz.

"Frauen, die in Sorge sind wegen Inkontinenz, müssen deswegen nicht den Verzehr von sauren Früchten einschränken", so die Studienautoren um Mary Townsend vom Brigham and Women's Hospital in Boston.

Ein möglicher Grund: Die meisten säurehaltigen Früchte würden wegen ihres Gehalts an Karbonaten, Natrium und Kalium den Urin nämlich gar nicht sauer machen, sondern den pH sogar anheben.

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Sammlung von Kasuistiken

Auf Abwegen: Wenn Zähne sich in die Atemwege verirren

Lesetipps
Ein achteckiges Stop-Schild aus dem Straßenverkehr ist zu sehen.

© Rechitan Sorin - stock.adobe.com

Fallbericht

Wenn sich der Diabetes-Patient der Therapie entzieht

Eine Mücke sitzt auf einem weißen Insektennetz.

© grooveriderz / stock.adobe.com

Ähnliche Symptome

„Krankheit X“: Erste Analysen deuten auf Malaria hin

Team unterschiedlicher Berufe besprechen sich

© skynesher / Getty Images / iStoc

Kolumne „Hörsaalgeflüster“

Interprofessionelle Teams jetzt stärken!