Bodycontouring
Die optimale Figur mit Botulinumtoxin A?
Wenn eine Liposuktion das gewünschte Ergebnis nicht bringt, besteht die Möglichkeit, Muskelwülsten mit Botulinumtoxin zu Leibe zu rücken. Erste Erfahrungen mit dieser neuen Methode sind gemacht, doch es sind noch viele Fragen offen.
Veröffentlicht:MÜNCHEN. Bodycontouring mit Botulinumtoxin A sei ein neues und sicher konfrontatives Thema, eröffnete Dr. Gerhard Sattler, Darmstadt, seinen Vortrag bei der 24. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie in München. Erfahrungen wurden bislang hauptsächlich in Asien gesammelt. In Deutschland gilt Sattler als Pionier dieser neuen Methode.
Mit der Liposuktion zur Körperformung komme man immer wieder an Grenzen, so Sattler, da die Form durch den Muskel vorgegeben sei. Und hier setzt das Bodycontouring mit Botulinumtoxin A an. Denn es habe sich gezeigt, dass die wiederholte Injektion von Botulinumtoxin A am Muskel zu einer temporären Reduzierung der Muskelmasse führte.
Indikationen sind neben der Formung der Waden im Wesentlichen die Oberarm-, Schulter- und Oberschenkelkorrektur.
Nach der Injektion in den proximalen Trapezius-Anteil etwa erscheint der Hals schlanker. Beim Oberarm konzentriert sich die Behandlung auf den Musculus deltoideus und den Musculus biceps. Nach Applikation von Botulinumtoxin A flacht sich der Bizepswulst ab.
Im MRT zeigt sich eine Verminderung der Muskelmasse um 17 Prozent. Laterale Wülste, die das weibliche Knie vermännlichen, werden mit Injektionen in den Musculus quadriceps behandelt.
Frauen wollen keine Fußballerwade
Zur Behandlung der Waden wird die Dosierung häufig individuell angepasst. Die Aufnahmen zur Beurteilung des Behandlungserfolgs sollten immer in Spitzfußstellung erfolgen, so Sattler in München.
Der schleichende Wirkeintritt beim Bodycontouring mit Botulinumtoxin A sei absolut neu und anders als im Gesicht, sagte Sattler. Der Effekt halte aber länger an. Dabei spreche man von einer Wirkdauer von sechs bis neun Monaten.
Allerdings seien die Veränderungen am Körper, ganz besonders an der Wade, nicht so ausgeprägt wie im Gesicht. So hätten sich die Patienten zum Teil größere Erfolge erwartet, berichtete Sattler.
Wird zu hoch dosiert, müssen teilweise funktionelle Einschränkungen in Kauf genommen werden, wie dies auch bei der Hyperhidrosis-Behandlung der Handflächen der Fall sein kann.
Sattler empfiehlt, beim Bodycontouring eine ähnliche Verdünnung wie zur Behandlung der Hyperhidrosis zu verwenden, um das Präparat weit über die großen Flächen zu verteilen. Dabei müsse die Nadellänge je nach Ausprägung des Muskels gewählt werden, damit die Wirkung des Botulinumtoxins A nicht im Fettgewebe verfliege.
Gefahr einer Überdosierung
Ein ganz wichtiger Punkt ist die Berücksichtigung der Gesamtdosis. Denn wenn beispielsweise zwei Zonen wie Wade und Hals gleichzeitig behandelt werden, besteht die Gefahr einer Überdosierung. Sattler rät deshalb dazu, lieber von Zone zu Zone zu behandeln. Auch bei einem Menschen mit mehr Muskelmasse, der mehr Wirkstoff benötigt, sollte man sich lieber vorsichtig in mehreren Abschnitten vorarbeiten.
Bislang, so Sattler, seien alle Einzelbehandlungen allerdings komplikationslos verlaufen. Durch Diffusion im Bereich des Halses könne es jedoch infolge von Asymmetrien zu Fehlbelastungen der Wirbelsäule kommen, die sehr unangenehm sein könnten.
Zusammenfassend betonte Sattler in München, dass der Einsatz von Botulinumtoxin A beim Bodycontouring erst am Anfang stehe. Noch immer seien die Experten beispielsweise auf der Suche nach optimalen Verdünnungen.
Dosierungen aus Asien könnten nicht ohne Weiteres übernommen werden, da die Asiaten allgemein kleiner sind. Langzeitaspekte sollten in ersten kleinen Untersuchung geprüft werden, sagte Sattler. Damit lasse sich mehr Sicherheit gewinnen, bevor man in größere Studien einsteige.
Für Patienten, die wirklich keine Alternativen hätten und mit großen Komplexen leben müssten, etwa wegen einer ausgeprägten Fußballerwade bei einem ansonsten sehr schlanken Körper, erscheine das Bodycontouring mit Botulinumtoxin jedenfalls als eine wertvolle Therapieoption.