Yoga nach Hüft-Op
Diese Übungen belasten das Gelenk!
Nach der Implantation einer künstlichen Hüfte ist Yoga mit Vorsicht zu genießen: Wie eine US-Studie mit gesunden Yogis gezeigt hat, stellen bestimmte Asanas eine starke Belastung für das Hüftgelenk dar.
Veröffentlicht:LITTLE ROCK. Die Dislokation des künstlichen Hüftgelenks ist vor allem in den ersten Monaten nach der Arthroplastie eine gefürchtete Komplikation. Zur Frage, inwieweit sich der Patient postoperativ in seinen Bewegungen einschränken sollte, gibt es noch wenig wissenschaftliche Daten; dies gilt insbesondere für Yoga-Übungen, wobei man davon ausgehen muss, dass die Hüfte gerade hier teilweise extremen Belastungen ausgesetzt wird. Wie stark diese Belastungen bei den verschiedenen Yoga-Positionen, den sogenannten Asanas, tatsächlich ausfallen, haben Forscher aus Arkansas untersucht (J Arthroplasty 2018; online 23. Februar).
Elf Asanas untersucht
Das Team um Dr. Simon C. Mears, Orthopäde an der University of Arkansas for Medical Sciences, hat 20 hüftgesunde Probanden, 17 Frauen und drei Männer, mittleres Alter 36 Jahre, versammelt, die regelmäßig Yogakurse besuchten und in den üblichen Positionen firm waren. Nach Beratschlagung mit zwei Yogalehrern wurden elf Positionen ausgewählt, von denen man annahm, dass sie besonders auf die Hüftgelenke gehen.
So wirken die Asanas auf die Hüfte
- Übermäßige Flexion: Herabschauender Hund, Vorbeuge im Stand, halber Drehsitz, Taube
- Erhöhte Extensionsbelastung: Tiefer Ausfallschritt, Krieger I und II, Taube, Dreieckshaltung.
- Erhöhte Adduktion: Adler, halber Drehsitz
- Erhöhte Innenrotation: Halbmond, Adler und Dreieck
Zunächst wurde die passive Hüftbeweglichkeit mit einem Goniometer gemessen. Während der Yoga-Übungen erfasste ein Kamerasystem die Winkel im Gelenk. Dabei wurde jede Stellung dreimal ausgeführt und jeweils über 15 Sekunden gehalten. Untersucht wurde die mittlere Beweglichkeit (range of motion) des Hüftgelenks in Flexion/Extension, Abduktion/Adduktion sowie Innen-/Außenrotation.
Wie Mears und sein Team berichten, wurden die empfohlenen sicheren Bereiche in der passiven Bewegungsanalyse in nahezu jedem Freiheitsgrad überschritten.
Folgende Asanas führten zu einer übermäßigen Flexion der Hüfte: der herabschauende Hund, die Vorbeuge im Stand, der halbe Drehsitz und die Taube (bei dieser Übung liegt man bäuchlings auf dem Boden und streckt die Arme nach vorne, wobei ein Bein in abgewinkelter Haltung unter den Bauch gezogen ist).
Eine erhöhte Extensionsbelastung erfuhr das Gelenk durch den tiefen Ausfallschritt, die beiden Krieger-Positionen I und II, die Taube und die Dreieckshaltung.
Adler und halber Drehsitz erhöhten die Adduktion, Halbmond, Adler und Dreieck die Innenrotation. Besonders riskant: Halbmond, Adler, Drehsitz
In einigen Positionen kam es in mehreren Ebenen gleichzeitig zu extremen Belastungen auf das Hüftgelenk. Vor allem beim Halbmond, bei dem der Yogi auf einem Bein steht, das zweite nach hinten in die Luft streckt und gleichzeitig mit einem Arm den Boden berührt, wurde das Hüftgelenk sowohl in Flexion als auch in Innenrotation belastet. Der Adler – hier steht man auf einem Bein und wickelt das andere quasi um das Standbein – erhöhte die Adduktion und die Innenrotation, während der Drehsitz zu vermehrter Flexion und Adduktion führte.
Patienten kompetent beraten
Die Implantation einer Hüftendoprothese ist mittlerweile auch bei jüngeren, aktiven Menschen keine Seltenheit. In der Verantwortung des orthopädischen Chirurgen liege es, das Risiko einer Dislokation so gering wie möglich zu halten, schreiben die Autoren. Dazu gehörten neben der Wahl des geeigneten Implantats und dessen Positionierung gerade bei sportlichen Patienten auch die angemessene Beratung – und diese könne im Einzelfall eben auch darin bestehen, den Patienten vor potenziell schädlichen Yoga-Übungen zu warnen.