Kommentar zur Blutdrucksenker-Studie
Diffiziler Balanceakt
Klinischen Studien zufolge ist die Wirksamkeit einer Hochdrucktherapie keine Frage des Alters. Selbst bei Patienten im Alter über 80 kann sie kardiovaskuläre Ereignisse verhindern und das Leben verlängern.
Allerdings: Dieser Nachweis wurde bei Patienten erbracht, die ansonsten in gutem physischem und mentalem Zustand waren.
Im Alltag dürfte die Mehrzahl der betagten Hochdruckpatienten nicht so begünstigt sein. Bei den allermeisten wird durch weitere chronische Erkrankungen und Gebrechlichkeit das Verhältnis zwischen Nutzen und Risiken einer antihypertensiven Therapie verschoben.
So scheint vor allem zu Beginn einer Hochdrucktherapie das Risiko für Stürze zuzunehmen. Dadurch kommt es offenbar häufiger zu schweren Verletzungen, wie eine aktuelle Studie bestätigt.
Hüftfrakturen oder Schädel-Hirn-Traumen wirken sich auf die Mortalität und den Funktionsstatus von alten Menschen aber kaum anders aus als ein Herzinfarkt oder ein Schlaganfall. Auch deshalb muss man bei Hochbetagten die Indikation für eine Hochdrucktherapie immer im Einzelfall prüfen. Eine evidenzbasierte Strategie dafür gibt es nicht.
Die schwierige Abwägung bleibt dem Arzt und seinen Patienten überlassen.
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