Endoskopie heute: meist Sedierung oder Kurznarkose
LUDWIGSHAFEN (sir). Eine Sedierung bei einer Endoskopie erhalten heute die meisten Patienten. Propofol, ein kurzwirksames Narkotikum, bietet sich dafür wegen seines raschen Wirkeintritts und seiner kurzen Halbwertzeit an. Dabei sollte allerdings das Monitoring intensiviert werden.
Bereits 74 bis 87 Prozent der Endoskopie-Patienten in Deutschland - je nach dem, ob Ösophagogastroduodenoskopie oder Koloskopie - werden sediert. "Dies birgt aber ein gewisses Risiko", betonte Dr. Andrea Riphaus aus Hannover.
Risikofaktoren für kardiorespiratorische Ereignisse seien vor allem Erkrankungen von Herz, Lunge, Nieren oder Leber und ein schlechter Allgemeinzustand der Patienten. Auch anamnestisch bekannte Atmungsprobleme, Halswirbelsäulentraumata oder Adipositas seien Warnzeichen.
"Kontrovers diskutiert" wird nach Angaben von Riphaus die Sedierung mit Propofol, einem kurz wirksamen Narkotikum ohne analgetische Wirkung.
Der Vorteil: "Die sedierende Wirkung von Propofol beginnt und endet sehr rasch, es hat eine kurze Halbwertzeit", sagte Riphaus beim Rhein-Neckar-Forum für Gastroenterologie und Hepatologie in Ludwigshafen. "Dadurch verkürzt sich die Aufwach- und Monitoring-Phase nach dem Eingriff."
Riphaus stellte eine Studie mit 96 Patienten vor, die sich nach einer Gastroskopie oder Koloskopie mit Sedierung einem Fahrsimulator-Test unterzogen. "Bei komplexeren Aufgaben zeigte sich ein deutlicher Vorteil für Patienten mit alleiniger Propofol-Sedierung gegenüber Patienten mit einer Kombination aus Midazolam und Pethidin", so die Gastroenterologin bei der von Dr. Falk Pharma unterstützten Veranstaltung.
Ein Nachteil: Das Risiko von Atemdepression und Blutdruckabfall. Bei Propofol-Sedierung erhalten die Patienten nicht von vornherein eine Beatmung. Um aber das Risiko von Atemdepression und Blutdruckabfall gering zu halten, werden zusätzliche Überwachungsmaßnahmen empfohlen: "Außer der für endoskopische Eingriffe üblichen Pulsoxymetrie sollte bei Propofol eine automatische Blutdrucküberwachung laufen", sagte die Gastroenterologin. Herz- und Blutdruckpatienten benötigten außerdem ein EKG-Monitoring.
Wenn kein Anästhesist verfügbar sei, müsse ein zweiter Internist die Sedierung mit Propofol machen, so Riphaus. Alternativ könne ein Anästhesist oder Intensivmediziner die Kurznarkose einleiten, der auch für Notfälle "in Rufweite" bleibe.
Nach der Initialphase könne dann weitergebildetes nicht-ärztliches Fachpersonal unter ärztlicher Überwachung Propofol verabreichen. Derartige Kurse würden gerade erarbeitet, so Riphaus. Für Risikopatienten allerdings sei ein solches Vorgehen nicht angebracht.