Geburten

Erhöhtes Asthma-Risiko bei Kaiserschnittskindern

Kinder, die per Kaiserschnitt zur Welt gekommen sind, sind gefährdeter für immunbedingte Krankheiten wie Asthma oder Allergien. Das haben dänische Wissenschaftler herausgefunden.

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Born to be wild.

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© Martin Valigursky / iStock / Thinkstock

KOPENHAGEN. In den westlichen Ländern steigt die Zahl allergischer Erkrankungen in den letzten Jahrzehnten stetig an, gleichzeitig der Anteil der Kinder, die per Sectio auf die Welt kommen. Besteht hier - wie immer wieder vermutet - möglicherweise ein Zusammenhang?

In einer großen Kohortenstudie wurde jetzt geprüft, ob eine Sectio tatsächlich als gemeinsamer Umwelt-Risikofaktor für immunologische Erkrankungen gelten kann.

Anhand der dänischen Einwohner-, Geburten- und Patientenregister analysierte das Team um Astrid Sevelsted von der Uni Kopenhagen die Daten von fast zwei Millionen zwischen 1977 und 2012 reif geborenen Kindern (Pediatrics 2014; online 1. Dezember).

Mit einer Beobachtungszeit bis zu einem Höchstalter von 15 Jahren ergaben sich über 23 Millionen Patientenjahre.

Risikoerhöhung für Asthma von 23 Prozent

Innerhalb des Follow-up erhöhte sich der Anteil der Sectio-Entbindungen von unter 5 Prozent auf über 20 Prozent im Jahr 2010.

Anhand der Diagnosen aus dem Patientenregister identifizierten die Pädiater im weiteren Verlauf Krankheiten des Immunsystems wie Asthma, Allergien, entzündliche Darmerkrankungen und Typ-1-Diabetes, die in jungen Jahren begonnen hatten, und verglichen deren Häufigkeit bei vaginal geborenen Kindern und Kaiserschnittgeburten.

Die adjustierte Analyse ergab für die Gruppe der Sectio-Kinder im Vergleich zu vaginal Geborenen eine Risikoerhöhung für Asthma um 23 Prozent. Auch wenn nur Kinder betrachtet wurden, bei denen die Asthmadiagnose erst ab einem Alter von fünf Jahren gestellt wurde, blieb der Unterschied signifikant (16 Prozent).

Außerdem wiesen die Berechnungen auf erhöhte Risiken der Sectio-Kinder für systemische Bindegewebserkrankungen (um 11 Prozent), juvenile Arthritis (10 Prozent), entzündliche Darmerkrankungen (20 Prozent), Immundefekte (46 Prozent) und Leukämie (17 Prozent) hin.

Keine Häufung zeigte sich dagegen bei Typ-1-Diabetes, Psoriasis und Zöliakie. Als Kontrolle zum Ausschluss systematischer Fehler diente bei der Untersuchung die Armfraktur, die erwartungsgemäß keine Unterschiede zwischen den Kindern mit verschiedenen Geburtswegen erkennen ließ.

Kaiserschnittskinder: Andere Biomarker in Nabelschnurblut

Es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass der Grundstein für immunologische Krankheiten schon früh im Leben durch komplexe Interaktionen zwischen Genen und Umwelt sowie einen westlichen Lebensstil gelegt wird.

Klar ist, dass sich die Bedingungen bei einer Sectio in einigen Bereichen von denen einer vaginalen Entbindung unterscheiden, angefangen bei Anästhetika und Antibiotika für die Frau über die Bakterienflora, der die Kinder auf ihrem Geburtsweg ausgesetzt sind, bis hin zur Klinikumgebung unmittelbar nach der Geburt.

Mittlerweile existieren viele Studien zum Einfluss des Mikrobioms auf immunbedingte Erkrankungen.

Biomarker im Nabelschnurblut der neu geborenen Kaiserschnittkinder weisen auf Unterschiede zu den vaginal geborenen Kindern hin: Die Zahl der Leukozyten, Neutrophilen, Monozyten und natürlichen Killerzellen ist niedriger.

Das Team um Sevelsted schließt aus den Ergebnissen ihrer Studie, dass das hier sichtbar werdende erhöhte Risiko für einige immunbedingte Krankheiten durch einen gemeinsamen Umgebungsfaktor im Zusammenhang mit einer Sectio begünstigt wird. (St)

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