Melanompatienten

Erhöhtes Risiko für Zweittumor bei Ersterkrankung unter 40

Wer bereits ein- oder mehrmals an schwarzem Hautkrebs erkrankt war, hat ein deutlich erhöhtes Risiko für ein erneutes primäres Melanom. Das zeigen Daten des schwedischen Krebsregisters.

Veröffentlicht:
Als Auslöser eines erneuten primären Melanoms sehen Forscher mehr die Sonne als die Gene.

Als Auslöser eines erneuten primären Melanoms sehen Forscher mehr die Sonne als die Gene.

© Dr. Hans Schulz, Bergkamen

HEIDELBERG. Gibt es unter Melanompatienten bestimmte Subgruppen mit einem besonders hohen Risiko, an einem erneuten Primärtumor der Haut zu erkranken?

Mit dieser Fragestellung hat ein internationales Forscherteam ein schwedisches Krebsregister ausgewertet. Darin enthalten: Daten von 65.429 Melanompatienten aus über 50 Jahren (JAMA Dermatology 2015; online 11. Februar).

Wie die Forscher um Tianhui Chen vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg berichten, betrug die Rate der Patienten mit zwei- oder mehrfachen primären Melanomdiagnosen (in situ oder invasiv) 5,5 Prozent.

Bei den meisten handelte es sich um sporadisch aufgetretene Tumoren; 4250 Patienten hatten jedoch eine nachgewiesene familiäre Belastung.

Insgesamt fanden die Forscher gegenüber der schwedischen Normalbevölkerung eine Erhöhung des Melanomrisikos um das Zwei- bis Dreifache bei einem oder mehreren vorausgegangenen bösartigen Hauttumoren. Dabei machte es in der Gesamtgruppe offenbar keinen Unterschied, ob es sich um eine genetische Veranlagung handelte oder nicht.

Das relative Melanomrisiko, angegeben als SIR (Standardized Incidence Ratio), lag bei Patienten, bei denen zuvor ein familiäres Melanom diagnostiziert worden war, bei 2,5. Mit einem vorangegangenen sporadischen Tumor betrug die SIR 2,3 - ein statistisch nicht signifikanter Unterschied.

Bei Patienten mit bereits zwei Melanomdiagnosen in der Vorgeschichte lagen die Raten für die beiden Gruppen bei 2,8 (familiär) bzw. 2,5 (sporadisch), bei vier vorangegangenen Diagnosen bei 2,3 bzw. 2,7.

Forscher sehen Ursache mehr in Sonnenexposition als in Genen

Besonders hoch war das Risiko eines erneuten Melanoms bei Patienten, die erstmals vor dem 40. Lebensjahr erkrankt waren; in dieser Altersgruppe wiederum betraf die Risikoerhöhung insbesondere familiär belastete Patienten (SIR 4,7).

In einer Analyse nach Follow-up-Jahren war eine erneute Melanomdiagnose innerhalb von fünf Jahren nach der Erstdiagnose bei diesen 19-mal häufiger als in der Allgemeinbevölkerung.

Die Hauptursache für die gefundene Risikoerhöhung ist nach Chen und Kollegen jedoch die Sonne. Jüngere Menschen, so die Forscher, verbringen im Durchschnitt mehr Zeit in der Sonne.

Dabei scheint vor allem die intermittierende Exposition eine Rolle zu spielen. Zwar konnte die Sonnenexposition der Teilnehmer nicht direkt ermittelt werden.

Für diese Annahme spricht jedoch die Analyse der betroffenen Körperregionen: Das Risiko eines weiteren Melanoms bei Erstmanifestation am (relativ selten exponierten) Körperstamm war beispielsweise bei familiär belasteten Patienten mit vier Melanomen in der Vorgeschichte bis zu fünffach erhöht, dagegen bei Erstmanifestation an den Gliedmaßen nur um den Faktor 2,3.

Insgesamt zeigten die Daten, so Chen und Kollegen, dass familiär belastete Patienten, die in relativ jungen Jahren am Melanom erkrankt seien, eine besondere Risikogruppe darstellten. Bei der Nachsorge müsse man die Familienanamnese und die Jahre seit der Erstdiagnose berücksichtigen.

Die Autoren empfehlen, diese Patienten auf Mutationen am CDKN2A-Gen zu testen. Die Sonne könne DNA-Schäden hervorrufen und am mutierten Gen zu einer malignen Transformation führen. Betroffene sollten eine Beratung und Überwachung erhalten und sich entsprechend schützen. (EO)

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