Fallmanagement soll Dialyse verzögern
Ein erfolgreiches von Nephrologen entwickeltes Kooperationskonzept in Schleswig-Holstein soll auf andere Bundesländer ausgeweitet werden.
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An der Dialyse: Im Norden soll frühzeitig eingegriffen werden, damit es nicht so schnell dazu kommt.
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BAD SEGEBERG (di). Schleswig-Holsteins Nephrologen erreichen mit engmaschiger Betreuung eine Verzögerung der Dialyse. Nun soll ein IV-Vertrag auf mehr Krankenkassen und andere Bundesländer ausgedehnt werden.
"Durch rechtzeitige Diagnose und Überweisung der Hausärzte können die Nephrologen dafür sorgen, dass Eingriffe in Krankenhäusern oder neue Medikamente keine Gefahr für die Nierenrestfunktion der Patienten bergen", sagte Dr. Andreas Seifert.
Der Nephrologe aus Schleswig ist Vorsitzender der Dialysen-SH GbR, einem Zusammenschluss niedergelassener Ärzte mit eigener Dialysepraxis.
Durch ein Case-Management erreichen die 28 Mitgliedspraxen eine engmaschige Betreuung, die neben Einsparungen im Arzneimittelbereich auch ein Hinauszögern der Dialyse umfasst.
Zur Betreuung zählt zum Beispiel eine Rufbereitschaft rund um die Uhr. "Nur so können wir schnell genug sein und rechtzeitig eingreifen", sagte Seifert der "Ärzte Zeitung".
Dialysepflicht soll langfristig verhindert werden
Er schätzt, dass die Nephrologen die Patienten durch das Modell inzwischen ein bis zwei Jahre früher als sonst von den Hausärzten vorgestellt bekommen und entsprechend früher den Verlauf positiv beeinflussen können. Langfristiges Ziel ist es, bei einigen Patienten die Dialyse ganz zu verhindern.
Für dieses Ziel haben die Nephrologen vor rund zwei Jahren mit Unterstützung der Ärztegenossenschaft IV-Verträge mit der AOK Nordwest und später mit der DAK vereinbart, die aus Sicht der Kassen Vorteile wie eine flächendeckende Versorgung, mehr Lebensqualität für die Patienten und Einsparungen bringen. Inzwischen sind 172 AOK-Patienten eingeschrieben.
Nach Angaben der Ärztegenossenschaft hat jetzt auch die IKK Nord einen ähnlichen Vertrag unterzeichnet. Ziel für das kommende Jahr sind Verträge mit allen noch ausstehenden Kassen.
Außerdem wollen die Genossen versuchen, mit den Nephrologen in Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern vergleichbare Verträge auszuhandeln. Die Nephrologen erhalten für ihr Case-Management eine Quartalspauschale von 100 Euro je Patient.