Macht nicht nur dick

Fast Food - ein Asthmarisiko?

In Industrienationen leiden vergleichsweise viele Kinder an Asthma, Heuschnupfen oder Ekzemen - und es werden immer mehr. Liegt es vielleicht an ihrer Vorliebe für Burger, Pommes und Co.?

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Asthma-Meal?

Asthma-Meal?

© Dean Pictures / imago

AUCKLAND. Burger, Pizza, Currywurst oder Kebab machen offenbar nicht nur dick. Das von Kindern und Jugendlichen so geliebte Fast Food steht auch im Zusammenhang mit Asthma, Heuschnupfen oder Ekzemen. Kinder, die mehrmals pro Woche Junkfood essen, leiden deutlich häufiger daran.

Dass das Risiko für diese Erkrankungen an die Ernährungsgewohnheiten geknüpft zu sein scheint, legt zumindest die bisher weltweit größte epidemiologische Studie ISAAC (International Study of Asthma and Allergies in Childhood) nahe (Thorax 2013; online 14. Januar).

Besonders ungünstig wirkt sich dabei die Vorliebe für Fast Food aus: Kinder und Jugendliche, die mindestens dreimal pro Woche Burger, Pommes und Co essen, leiden vergleichsweise häufig an schweren Symptomen (Jugendliche: Odds Ratio 1,39, 95 Prozent CI 1,30-1,49; Kinder: OR 1,27; 95 ProzentCI 1,13-1,42).

Das Risiko schwerer Asthmasymptome stieg bei Jugendlichen um 39 Prozent.

Obst scheint hingegen zu schützen: Kinder und Jugendliche, bei denen mindestens dreimal pro Woche Früchte auf dem Speiseplan stehen, erkranken seltener als Heranwachsende, die nur gelegentlich oder gar kein Obst essen (Jugendliche: OR 0,89; 95 Prozent CI 0,82-0,97; Kinder: OR 0,86; 95 ProzentCI 0,76-0,97).

Fast Food erobert die Welt

Für Gemüse gilt Ähnliches, wobei der Zusammenhang nur bei Kindern, nicht aber bei Jugendlichen signifikant war.

Im Rahmen von ISAAC wurden von 1991 bis 2011 in mehreren Phasen insgesamt zwei Millionen Kinder und Jugendliche in 106 Ländern untersucht.

Für die jetzt veröffentlichte dritte Studienphase befragten die Studienautoren zwischen 2002 und 2003 mehr als 319.000 Jugendliche im Alter von 13 bis 14 Jahren sowie die Eltern von 181.000 Sechs- und Siebenjährigen zu Krankheitssymptomen und Ernährungsgewohnheiten.

Dabei legten sie den Schwerpunkt auf Lebensmittel, von denen schützende oder schädliche Effekte bekannt sind oder vermutet werden, wie Fisch, Fleisch, Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, Getreide, Brot, Nudeln, Reis, Butter, Margarine, Nüsse, Kartoffeln, Milch, Eier und Fast Food.

"Einmal mehr zeigt sich, wie wichtig eine gute Ernährung von früher Kindheit an ist", kommentiert Professor Ulrich Keil, Direktor des Instituts für Epidemiologie und Sozialmedizin der Universität Münster und Mitautor von ISAAC.

Obwohl das Studiendesign keine Schlüsse auf einen kausalen Zusammenhang zulässt, glaubt Keil an einen solchen und fordert gemeinsam mit den anderen Studienautoren eine intensive Forschung - nicht zuletzt weil Fast Food bei Kindern und Jugendlichen auf der ganzen Welt immer beliebter wird.

Nach Keils Meinung sei es an der Zeit, sich wieder mehr auf die Grundlagen eines gesunden Lebensstils zu besinnen und etwas weniger auf die medikamententzentrierte Medizin zu fokussieren. (dk)

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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 24.01.201321:19 Uhr

Ein Schnellschuss in Sozialpsychologie?

Die entscheidende sozialpsychologische Frage ist doch, ob Kinder, die an Asthma, Heuschnupfen oder Ekzemen leiden, sich vielleicht nur deshalb mehr als 3 mal pro Woche bei Mac-Fastfood treffen, weil sie über ihre langdauernde Medikalisierung darauf konditioniert sind? Der permanente Gebrauch von schnellwirksamen Betamimetika und inhalativen Steroiden, der Einsatz kurzfristig freisetzender Antiallergika und der vorschnelle Griff zu topischer/systemischer Behandlung von Ekzemen führt doch bewusstseinsmäßig geradewegs ins Schnellrestaurant.

Wer als Kind ständig chronische Krankheiten diagnostizieren, therapieren und überwachen lassen muss, hat doch keine Zeit mehr, in Ruhe ein Stück Obst zu schälen, Fisch, Salat oder gesunde Vollwertkost zu essen. Wer im Bewusstsein von chronischen Krankheiten seiner Atemwege, der Schleimhäute und der Haut leben und sich entwickeln muss, kann als Kind kaum gleichzeitig ein Parallelbewusstsein von gesundheitsförderndem Ernährungsverhalten und krankheitsverhindernder Lebensführung entwickeln.

Die hier präsentierte Studie verwechselt m. E. Ursache und Wirkung. Sie offeriert Koinzidenz statt Kausalität, Deskription statt Analyse, Trends statt Intelligenz. Dass erkennt man u. a. an der windelweichen Schlussfolgerung, mit der man sich in alle möglichen Richtungen herausreden könnte: "Conclusions - If the association between fast foods and the symptom prevalence of asthma, rhinoconjunctivitis and eczema is causal, then the findings have major public health significance owing to the rising consumption of fast foods globally." Wenn, ja wenn hier nur ein Hauch von Kausalität bewiesen worden wäre?

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

Uwe Knop 24.01.201310:51 Uhr

Beobachtungsstudien machen Kaffee zur Panazee


... dass die kausale Aussagekraft von Beobachtungsstudien stark limitiert ist, das ist bekannt und wird begrüßenswerterweise auch im Artikel klar gemacht. Die Ursachenfindung komplexer Erkankungen auf einen epidemiologisch isolierten Ernährungs-Lebensstilfaktor zu reduzieren und diesen dann als "Quelle des Übels" zu präsentieren - das grenzt hingegen an ideologisch-geprägte Polemik.

Nach diesem "Schema B"(eobachtungsstudien) wäre Kaffee das Allheilmittel gegen nahezu alle Volkskrankheiten:

-> http://www.novo-argumente.com/magazin.php/novo_notizen/artikel/0001121

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